
Mendelssohn Bartholdy, Felix - Klavierkonzert Nr. 1 op. 25
Interpretatorisches Allerlei
Label/Verlag: Arts music
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Andrea Bacchettis Mendelssohn-Interpretationen können nicht sehr für sich einnehmen. Schade.
Um das Besondere in der Musik Felix Mendelssohn Bartholdys Musik zu erkennen, brauche man, so der scharfsinnige Heinrich Heine, ein ‚feines Eidechsenohr’ und ‚zarte Fühlhörner’. Eine schöne Metapher für die Herangehensweise an einen Komponisten, bei dem wie fast bei keinem anderen Künstler Vorurteile eine adäquate Sicht auf das Werk verhindert haben und wiederum die Aufarbeitung der Vorurteile diese merkwürdig verquer wieder bestätigt.
Andrea Bacchetti legte eine klangliche Realisierung vor, deren interpretatorischer Gehalt sich in der Ausführung erschöpft. Überaus deutlich zu hören beim Klavierkonzert Nr. 1 in Es-Dur, op. 25. Bacchetti durchdringt virtuos den Klavierpart, dabei bleibt ihm keine Zeit, sich auch noch um das Orchester zu kümmern. Von einer soliden Kommunikation zwischen Solist und Orchester kann somit kaum die Rede sein. Etwas besser ist es um den langsamen Satz bestellt, aber auch hier fehlt eine interpretatorische Tiefenschärfe. Da mag Bacchetti noch sehr fein ziselierte Rubati einsetzten und das Pedal mit einer bemerkenswerten Bedachtheit einsetzen, bei ihm gleitet Mendelssohn Bartholdys Musik ins Seichte ab.
Das gilt auch für die anderen Werke dieser CD, das Capriccio in h-Moll op. 22, das Rondo in Es-Dur op. 29, und die Serenade in H-Dur op. 43. Die Darstellungen folgten einem gängigen Interpretationskonzept, Übergänge und Kanten werden leicht abgeschliffen, satztechnische Abruptheiten werden ins kultiviert Kulinarische und ansprechend Fassadenhafte gewendet. Orchester und Solist badeten in der platten Schönheiten der Melodik. Doch sind Felix Mendelssohn Bartholdys Werke eben auch zart singende Gebilde, für deren Poesie in Andrea Bacchetti Virtuosenprosa kein Raum zu sein schien. Fazit: technokratische Beiläufigkeit. Klassik für Genießer im Sinne von Erik Saties ‚Musique d’ameublement’.
Auch der recht zweidimensionale, ‚topfige’ Klang der im Jahre 2004 im Konservatorium von Mailand aufgenommen CD vermag nicht zu überzeugen. Gleiches gilt auch für das Booklet, auf dessen Titelseite man zwar den Namen des Pianisten auszuschreiben vermag, aber nicht den Namen des Komponisten; hier blieb nur Platz für den vorderen Teil des Namens, der taucht erst vollständig auf der Rückseite auf und dann noch mit einem falschen Bindestrich.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Mendelssohn Bartholdy, Felix: Klavierkonzert Nr. 1 op. 25 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
Arts music 1 30.10.2006 63.56 2004 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
600554759524 47595-2 |
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"Felix Mendelssohn-Bartholdy war zu seiner Zeit einer der angesehensten Musiker Europas. Als Komponist, Dirigent und Pianist geschätzt, hinterließ er ein für sein kurzes Leben umfangreiches Œvre. Werke für Klavier solo nehmen dabei einen großen Raum ein. Und das verwundert nicht weiter, galt doch der vielseitig begabte Komponist als international gefragter Klaviervirtuose. ARTS Music präsentiert jetzt im Rahmen seiner Reihe „Red Line“ eine Auswahl seiner Klavierkompositionen. Der 1977 in Padua geborene Pianist Andrea Bacchetti hatte bereits von klein auf Kontakt mit Musikern, wie Karajan, Magaloff und Berio, die ihm auch als Ratgeber zur Seite standen. Seit seinem Debüt in Mailand mit den Solisti Veneti unter Claudio Scimone ist er auf vielen prestigeträchtigen Festivals und Konzertsälen der Welt zu Gast. Andrea Bacchetti gilt außerdem als einer der bedeutendsten Interpreten des Klavierwerks von Luciano Berio. " |
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Arts music ARTS wurde 1993 gegründet. Seither haben wir mehr als 6200 Tracks (das sind über 400 Datenträger) mit Klassischer Musik der letzten 5 Jahrhunderte veröffentlicht. Neben Alter Musik und Zeitgenössischem befindet sich in unserem Katalog auch Musik der größten Interpreten der letzten Jahrzehnte sowie Musik sehr erfolgreicher junger Künstler, die Ihren künstlerischen Zenith noch vor sich haben und diesen mit uns verbringen werden. Die Musikrichtungen reichen von Sakral bis Oper, Kammermusik bis Symphonik, Lied bis Operette. Große Werke Mozarts, Beethovens, Schuberts usw. sind ebenso vertreten wie Raritäten von Rossini, Verdi, Händel und vielen mehr.
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