
Petrarca, Francesco - Love Poems
Liebeslyrik im Waberklang
Label/Verlag: Querstand
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Ein attraktives Programm hat sich der Kammerchor ‘Josquin des Prèz’ für seine zweite CD-Einspielung (diesmal beim Label ‘Querstand’) vorgenommen: Eine Auswahl von 22 Vertonungen nach Texten des italienischen Dichterfürsten Francesco Petrarca (1304-1374). Ausnahmsweise steht bei dieser Edition also nicht ein Komponist, sondern ein Textdichter im Vordergrund. Von den Werken des lorbeergekrönten Literaten Petrarca könnte dabei keines für Liederkompositionen geeigneter sein als der ‘Canzoniere’, seine berühmte Sammlung von 366 Liebesgedichten, die sogar eine eigene Lyrikströmung begründete, den ‘Petrarkismus’. Von diesen Texten ließen sich Liederkomponisten schon seit der Frührenaissance anregen, und das sogar häufiger, als es in unseren Breitengraden vielleicht bekannt ist.
Die Auswahl an Petrarca-Vertonungen auf dieser CD schlägt eine Brücke zwischen Renaissance und Moderne: Zusammengetragen wurden Kompositionen aus dem 15. und 16. Jahrhundert von Guillaume Dufay, Alfonso della Viola, Claudio Monteverdi, Giovanni Gabrieli, Palestrina, Hans Leo Haßler, Jacob Arcadelt und Orlando di Lasso, neben denen Werke von Wilhelm Killmayer (geboren 1927) und Wilhelm Weismann (1900-1980) stehen. Angeordnet sind die Lieder nach der Reihenfolge im Canzoniere, und natürlich sind das erste und das letzte Gedicht des Canzoniere mit dabei: das Sonett ‘Voi ch’ascoltate’ und die Canzone ‘Vergine bella’.
Dass es mit einer guten Idee aber noch lange nicht getan ist, zeigt die mangelhafte Umsetzung durch den Chor, denn abgesehen vom Gesamtklang der Stimmen, den man mit einem zugekniffenen Ohr durchgehen lassen kann, ist die Interpretation schon technisch gesehen eine Katastrophe. An keiner Stelle sind die Stimmen in sich homogen, ständig hört man einzelne Sänger, die sich vom Chorklang abheben. Die Gesangslinien sind nur unscharf voneinander abgesetzt und wabern umher wie Brei; durch letzteren scheinen sich auch die Tempi zu bewegen. Der Sopran leidet durchgehend an Höhensäuseln, und der Bass besitzt das Volumen einer Streichholzschachtel. Die Intonation ist bei den älteren Werken zwar gut, bei den modernen aber bemitleidenswert. Und zur Textverständlichkeit schließlich erbringt einzig das Beiheft eine bemerkenswerte Leistung. Insgesamt gesehen, erlangt die Musik nur in vereinzelten Momenten so etwas wie Form oder Gestalt, am ehesten vielleicht in Killmayers ausdrucksvollem ‘Canzon, s’ al dolce loco’ oder Arcadelts klangschönen ‘Chiare, fresch’ e dolci acque’.
Traurig, dass eine so gut konzipierte Edition wie diese an der laienhaften Darbietung scheitert. Hätte man ein besseres Ensemble eingespannt, könnte diese CD ein echter Geheimtipp sein, denn nicht nur das Programm ist von vorne bis hinten stimmig, sondern auch das schön gestaltete und üppig mit Texten versehene Beiheft kann sich sehen lassen. So aber kann man diese CD nur eingefleischten Petrarkisten empfehlen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Petrarca, Francesco: Love Poems |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: Veröffentlichung: |
Querstand 1 22.07.2005 72:04 2000 2000 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
4025796000207 VKJK 0020 |
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Arcadelt, Jacob |
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Querstand Mit viel Liebe zum Detail bringt das querstand-Label dem interessierten Hörer die Vielfalt und Schönheit der klassischen Musik auf wenig ausgetretenen Pfaden näher. Das Label hat sich seit 1994 durch die Produktion hochwertiger klassischer CDs einen ausgezeichneten Ruf erworben. Über 500 Produktionen werden weltweit vertrieben, wobei ein Augenmerk auf Orgelmusik liegt. Die Gesamteinspielung der Orgelwerke von Johann Ludwig Krebs (bisher 11 CDs) und des Kantaten- und Orchesterwerkes des berühmten Bachschülers bilden ein Glanzlicht des Labels, dem mit der Serie ?Die Orgeln von Gottfried Silbermann? (8 CDs) ein weiteres zur Seite gestellt wurde (Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik 2003). Auch im kammermusikalischen und sinfonischen Bereich wurden zahlreiche CDs veröffentlicht, etwa mit dem Gewandhausorchester Leipzig. Mit der Aufnahme des Passionsoratoriums ?Der Tod Jesu? von Carl Heinrich Graun mit dem MDR Rundfunkchor und dem MDR Sinfonieorchester unter Howard Arman gewann das Label 2005 einen ECHO Klassik-Award. Im Jahre 2013 erhielt die 9-CD-Box mit allen Sinfonien Anton Bruckners, eingespielt von Herbert Blomstedt mit dem Gewandhausorchester Leipzig, den ICMA (International Classical Music Award). Mit Verlagssitz im Thüringischen Altenburg kann querstand von der einzigartigen Vielfalt der mitteldeutschen Musiklandschaft profitieren, die sich auch im Verlagsprogramm niederschlägt. Neben den vielseitigen Einflüssen der fantastischen Orgellandschaft der Region, ist es auch die Nähe zur Musikstadt Leipzig mit ihrer wunderbaren Tradition und facettenreichen Szene, auf die das Label besonderes Augenmerk richtet. Mehr Info... |
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