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Freitag, 2. Juni 2023

Ferneyhough, Brian - Funérailles

Unspielbarkeit als Prinzip


Label/Verlag: Stradivarius
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Insgesamt eine ausgezeichnete Einspielung, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Eine dicke Empfehlung!

Einer der herausragenden zeitgenössischen Komponisten ist der 1943 in Coventry geborene Brian Ferneyhough. Seine Kompositionen sind zugleich sinnlich und geistreich, ausdrucksstark und klangschön. Die typische Ferneyhoughpartitur ist ein Interpretenschreck. Mit Absicht – die Unspielbarkeit ist wesentliches kompositorisches Prinzip. Als es dem Flötisten Pierre-Yves Artaud gelang, den unspielbaren ,Cassandra’s Dream Song’ meisterhaft aufzuführen, komponierte Ferneyhough das noch unspielbarere ,Unity capsule’. Wichtig sei hier, so Artaud, ,dass der Instrumentalist im Verhältnis zur Partitur im Stress und im Kampf bleibt’. Ein ernste Sache ist eben eine wahre Freude. Für den CD-Hörer ist es viel einfacher. Erstens kann er die CD oft genug abspielen und zweitens sind Ferneyhoughs Kompositionen sehr gut fühlend hörbar.

Die vorliegende Produktion beginnt mit ,Funérailles I’ und endet mit ,Funérailles II’, beide für sieben Streicher und Harfe. Es fehlt leider das letzte ,Funérailles’ (das mit dem langen Titel). Insofern ist der Titel der CD etwas irreführend. Dennoch eine gelungene Zusammenstellung, da die umschlossenen ,Bone Alphabet’ für Schlagzeug und ,Unsichtbare Farben’ für Violine die Werkfolge über die einzelnen Werke hinaus zu einem strömenden Klang weben. An der Oberfläche wirkt der Klangstrom fast monoton, gleichsam als bilde die Großstruktur eine Haut, doch offenbart er im Inneren ungemein spannende, sich bewegende Mikrostrukturen. Ein ganz besonders gelungenes Stück ist ,Bone Alphabet’. Ferneyhough gelang hier, trotz oder gerade wegen des beschränkten Materials, ein fesselndes und intimes Schlagzeugstück.

Das dreisprachige Booklet (Italienisch, Französisch, Englisch) ist leider im Vergleich zur letzten Ferneyhoughproduktion aus dem selben Haus um zwölf Seiten dünner ausgefallen. Eingespart hat man den allgemeinen, einführenden Text zum Komponisten, seine Biografie sowie den Abdruck einer Partiturseite. Der Booklettext ist, selbst wenn man ihn ins Deutsche übersetzte, schwieriger als die Musik zu verstehen. Man kann also, so man denn möchte, die Musik als Einführung zum Booklet hören.

Oder lieber aufs Lesen verzichten und die CD noch einmal hören. Das vom unvollständigen Arditti Quartett verstärkte Ensemble Recherche meistert die überaus schwierigen und komplexen Werke mit einer so leichten Leichtigkeit, dass Ferneyhough, wenn er dies gewusst hat, sie wohl ein wenig unspielbarer komponiert hätte.

Insgesamt eine ausgezeichnete Einspielung, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Eine dicke Empfehlung!

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





Patrick Beck Kritik von Patrick Beck,


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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Ferneyhough, Brian: Funérailles

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Stradivarius
1
03.11.2006
Medium:
EAN:

CD
8011570337399


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Stradivarius

Das 1988 gegründete Label STRADIVARIUS hat sich auf dem internationalen Markt als unabhängige Schallplattenfirma durchgesetzt, die vor allem auf zwei musikalische Gattungen spezialisiert ist: klassisch - aus der Renaissance und dem Barock - (mit der Reihe Dulcimer) und zeitgenössisch (mit der Reihe Times Future). Diese programmatische Entscheidung kommt aus dem Willen, eine ganz bestimmte und bezeichnende Rolle im heutigen Schallplattenumfeld zu spielen. Insbesondere hat STRADIVARIUS immer das Ziel verfolgt, den Vorrang italienischen Komponisten und Interpreten zu geben, um die bemerkenswertesten italienischen Kulturdarsteller auf aller Welt kennenlernen zu lassen.

In einem weiten Bereich ist STRADIVARIUS tätig: geistige, säkulare, Vokal-, Instrumental-, Solo-, Kammer- und Orchestermusik. Es gibt viele Beispiele seltener Registrieren, die als außerordentliche Kunstwerke weltweit betrachtet werden, wie zum Beispiel die Serie Un homme de concert, die die Zusammenarbeit mit dem berühmten Sviatoslav Richter offiziell festgelegt hat.

Was das zeitgenössische Repertoire betrifft, ist STRADIVARIUS im Laufe der Jahre, dank der Reihe Times Future, ein Bezugspunkt geworden, indem sie Werke von Franco Donatoni, Salvatore Sciarrino, Bruno Maderna, Goffredo Petrassi, Ivan Fedele, Luis De Pablo, Toshio Hosokawa und viele andere veröffentlicht hat.

Bruno Canino, René Clemencic, Alan Curtis, Emilia Fadini, Monica Huggett, Lucas Pfaff, Arturo Tamayo, Maggio Musicale Fiorentino, Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, Orchestra Verdi di Milano, Orchestre Philarmonique de Radio France, Orquesta y Coro de Madrid: Sie sind nur einige der Musiker und Formationen, die CDs für STRADIVARIUS aufgenommen haben.

Mit der Zeit ist das Bedürfnis entstanden, den Verlegervorschlag weiter zu diversifizieren; dadurch sind wichtige Reihen geboren, und zwar Guitar Collection (unter der Leitung von Frédéric Zigante), Ricordi Oggi (Ergebnis der Zusammenarbeit unter Stradivarius, dem Ricordi Universal Verlag und den Erben des Malers Emilio Tadini) und Milano Musica Festival (in Zusammenarbeit mit Milano Musica und RAI Radio3). Letzte in zeitlicher Reihenfolge ist die Landscape Serie, mit der STRADIVARIUS ihre Bereitschaft beweist, innovative Projekte zu verwirklichen.


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