
Esa Noche Yo Baílá - Musik im Peru des 17. Jahrhunderts
Barocker Exkurs nach Lateinamerika
Label/Verlag: Arts music
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Ensemble Musica Ficta mit einem Exkurs in das barocke Lateinamerika: eine faszinierende Begegnung und gegenseitige Durchdringung zweier Kulturen auf der Ebene der Musik.
Zunächst fließt Blut, dann fließen die Körpersäfte, man richtet sich ein und entdeckt schließlich, dass kulturelle Unterschiede durchaus miteinander vereinbar sind. Das ist kein Sarkasmus, das war die Formel für die Kolonisation Lateinamerikas. Nicht zuletzt profitierte die europäische Musikgeschichte von den Folgen der Verschmelzung der Kulturen und den Phänomenen des lateinamerikanischen Barock im 17. Jahrhundert. Liebe und Tanz, die Liebe zur Liebe und die Liebe zum Tanz, das waren immens völkerverbindende Argumente sowohl in den spanischen Kolonien Südamerikas als auch im europäischen Heimatland Spanien, das eine Art musikgeschichtliche Mittlerrolle einnahm, weil spanische Komponisten des 17. Jahrhunderts neue Tanzgattungen der Kolonien wie die Chaconas und Sarabandas aufnahmen und für die Musik des alten Europa im 17. und 18. Jahrhundert gleichsam hoffähig machten.
Einen faszinierenden Einblick in dieses apollinisch-dionysische Gemisch des lateinamerikanischen Barock, dieser musikalischen Apotheose von Fest und Verehrung, bei der man manchmal nicht mehr unterscheiden kann, ob Himmlisches oder Irdisches verehrt wird, gibt das 1988 gegründete Instrumental- und Vokalensemble Musica Ficta aus Kolumbien, das sich nicht nur durch kreative Interpretationen dieser Musik auszeichnet, sondern die Musik für seine Programme auch akribisch recherchiert. In diesen Einspielungen kontrastiert das Ensemble anonyme peruanische und kolumbianische Tänze, später notiert und in Codices gesammelt, mit der Kunstmusik der spanischen Kolonialherren, vertreten durch Werke von Juan Cabanilles, Santiago de Murcia, José Marín, Pedro Ximénez, Tomás de Herrera oder Francisco Guerau. Dem Hörer begegnet hier ein Repertoire, das er bislang wahrscheinlich vergeblich gesucht hat und es gibt für ihn die eine oder andere interessante Entdeckung zu machen. Bei aller wissenschaftlicher Akribie bietet das Ensemble doch gänzlich unakademische Interpretationen. Elisabeth Wright nimmt sich am Cembalo maßvoll und in den Figurationen äußerst akkurat der Tastenmusik an, während Jairo Serrano mit seinem leicht angerauten Tenor die Tanzlieder ideal auszudeuten weiß. Die aufgestockte Schlagwerkergruppe pointiert die Musik rhythmisch außerordentlich delikat. Farbigkeit bringen Julián Navarro mit Barockgitarre und Carlos Serrano mit Blockflöten und allerlei anderem Blasinstrumentarium in die Musik.
Die, wenn auch nur englischen Übersetzungen der Gesangstexte sind von besonderem editorischen Wert. Noch dazu wartet die Aufnahme mit einem runden, in Höhen- und Tiefen bestens ausbalancierten Klangbild auf. Nicht zu Unrecht eine preisnominierte Einspielung.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Esa Noche Yo Baílá: Musik im Peru des 17. Jahrhunderts |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
Arts music 1 10.04.2006 69.41 2002 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
SACD
600554772783 47727-8 |
![]() Cover vergössern |
"Dass das Repertoire der lateinamerikanischen Musik des 17. Jahrhunderts noch wahre Schätze für Kenner und Liebhaber der so genannten historischen Aufführungspraxis birgt, ist längst kein Geheimnis mehr. So hat auch das kolumbianische Instrumental- und Vokalensemble „Músíca Fícta“ Werke dieser Zeit für sich entdeckt und entschieden Sie bei ARTS MUSIC auf SACD zu veröffentlichen. Faszinierend ist diese Musik, in der scheinbar unvereinbare Elemente wie zum Beispiel Tanz und Klagelieder, Frauen und Religion zu einer Einheit verschmelzen. Grenzen zwischen Volkskultur und der Kultur des Adels, zwischen weltlicher und kirchlicher Kunst werden überschritten. Liebe und Abneigung sowie Fest und Verehrung sind die universalen Bilder, die von den musikalischen Juwelen des überaus reichen lateinamerikanischen Barock heraufbeschworen werden. Es ist uns eine Freude Ihnen diesen besonderen Hörgenuss im Rahmen unserer ARTS authentic Reihe im multichannel Hybrid SACD Format präsentieren zu können. " |
![]() Cover vergössern |
Sonstiges Presseorgan: ""This CD gains a fantastic insight of common 17th century Peruvian music" Crescendo" |
![]() Cover vergössern |
Arts music ARTS wurde 1993 gegründet. Seither haben wir mehr als 6200 Tracks (das sind über 400 Datenträger) mit Klassischer Musik der letzten 5 Jahrhunderte veröffentlicht. Neben Alter Musik und Zeitgenössischem befindet sich in unserem Katalog auch Musik der größten Interpreten der letzten Jahrzehnte sowie Musik sehr erfolgreicher junger Künstler, die Ihren künstlerischen Zenith noch vor sich haben und diesen mit uns verbringen werden. Die Musikrichtungen reichen von Sakral bis Oper, Kammermusik bis Symphonik, Lied bis Operette. Große Werke Mozarts, Beethovens, Schuberts usw. sind ebenso vertreten wie Raritäten von Rossini, Verdi, Händel und vielen mehr.
Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Arts music:
-
Junge Beethoven-Interpretin: Maria Mazos Einspielung der beiden Beethoven-Sonaten opp. 53 und 57 überzeugt auf handwerklicher Ebene durch pianistische Versiertheit, entbehrt aber zeitweilig noch der künstlerischen Inspiration und Eigenständigkeit. Weiter...
(Elisa Ringendahl, )
-
Seismograph: In unseren Zeiten akustischer Hochglanzpolitur kann der Wagemut des sizilianischen Pianisten Alessandro Mazzamuto kaum hoch genug geschätzt werden - auch wenn er manchmal fast übers Ziel hinausschießt. Weiter...
(Dr. Tobias Pfleger, )
-
Gabrieli-Porträt: Musik zum Rochusfest aus der Feder Giovanni Gabrielis, in farbigem Klang geboten von den Ensembles Melodi Cantores und La Pifarescha, beide von Elena Sartori ebenso kundig wie temperamentvoll geleitet. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
Weitere CD-Besprechungen von Erik Daumann:
-
Packende Symphonik: Sakari Oramo legt, trotz diskographisch enormer Konkurrenz, mit Elgars Erster Symphonie eine Referenzaufnahme vor. Weiter...
(Erik Daumann, )
-
Fern der tödlichen Realität: Flautando Köln lässt die Tudor-Rose erblühen – nicht in der Farbe des Blutes, sondern im Zeichen eines differenzierten Blicks auf eine musikalisch reiche Epoche. Weiter...
(Erik Daumann, )
-
Rustikale Schönheiten: Die tschechische Aufnahme des 'Spalicek' von Martinu überzeugt durch farbig-markante Spielfreude aller Beteiligten. Weiter...
(Erik Daumann, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Großes Violinkonzert – großartig interpretiert: Ewelina Nowicka und das Polish National Radio Symphony unter Zygmunt Rychert meistern (unbekannte) Violinwerke von Ludomir Różycki. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Mehr Fantasie als Ordnung: Federico Colli fasziniert und irritiert mit Klavierwerken W. A. Mozarts. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Lohnende Neuauflage: Hochwertige Liszt-Aufnahmen von Michael Korstick, gesammelt in einer neuen Edition. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
Portrait

"Man muss das Ziel kennen, bevor man zur ersten Probe erscheint."
Der Pianist und Organist Aurel Davidiuk im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich