
Graun, Carl Heinrich - Te Deum
Leicht & luftig
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
In Fritz Näf findet diese Musik einen klugen Sachwalter, der die Souveränität besitzt, nicht auf die Kompositionen ‚zuzugreifen’, sondern sie zu ‚ermöglichen’.
Als Hofkomponist des preußischen Königs Friedrich II. war Carl Heinrich Graun (1712-1786) vornehmlich mit der Vertonung repräsentativer Gattungen befasst, als ausgewiesener Opernkomponist lieferte er allein auf diesem Gebiet etwa 27 Werke. Doch schlugen sich auch in der Schaffenszeit des reifen Meisters die in früher Jugend erarbeiteten Grundlagen nieder: Graun war als Mitglied des Dresdner Kreuzchores einerseits zu einem versierten Sänger herangebildet worden und hatte gleichzeitig die Traditionen mitteldeutscher Kirchenmusik intensiv kennen gelernt. So wurde er im Jahr 1757 aufgefordert, ein ‚Te Deum’ zu komponieren, dass anlässlich eines vorentscheidenden Sieges, den die Preußen im Siebenjährigen Krieg gegen Österreich feiern konnten, aufgeführt werden sollte. Graun folgte dem Wunsch seines Auftraggebers – als solcher in Frage kommen wohl nur der kunstsinnige König selbst oder die der Musik ebenfalls zugetane Prinzessin Anna Amalie – und stellte doch ein für die pauken- und trompetenselige Tradition derartiger Vertonungen ganz untypisches Werk vor: Im Grundcharakter eher galant, zurückhaltend, mehr empfindsam als auftrumpfend, grazil, leicht und gefällig, mit einer Vielzahl gelungener melodischer Inventionen.
Graun knüpft nur lose an die kirchenmusikalischen Vorbilder seiner Jugend an – natürlich erbringt auch bei ihm die hier und da positionierte ernsthafte Fugenarbeit den Beweis profunden kompositionstechnischen Vermögens. Doch findet der arrivierte Opernkomponist zu einem sehr persönlichen Stil: Auf der Basis eines regelmäßigen Baus gestaltet er eine großflächige Bewegtheit, fügt immer wieder sehr dichte und ausdrucksstarke Abschnitte ein, die ihn nicht selten zu interessanten harmonischen Lösungen anregen. Vielfach prägen charakteristische Sequenzen das Bild. Interessant sind ebenfalls die äußerst eleganten Überleitungen, mit denen Graun die einzelnen Sätze zu einem größeren Zusammenhang verbindet.
Deutlich einfacher sind die neben dem ‚Te Deum’ eingespielten Motetten gebaut. Diese Jugendarbeiten überzeugen dennoch durch eine leichte und lyrische Empfindung, deuten die Textsphäre durchaus gekonnt. Einzig das abschließende ‚Machet die Tore weit’ wagt sich in ambitionierter Achtstimmigkeit aus diesem Kreis etwas hervor.
In Fritz Näf findet diese Musik einen klugen Sachwalter, der die Souveränität besitzt, nicht auf die Kompositionen ‚zuzugreifen’, sondern sie zu ‚ermöglichen’. Alles Leichte, Luftige und Durchsichtige kommt zur Geltung, ohne mit schwerer Tiefgründigkeit unnötig belastet zu werden. Hierzu tragen die Basler Madrigalisten ebenfalls ihren Teil bei: Der Chor präsentiert sich mit schmalem, gut konturiertem Klang und hat seine Stärken im kulturvollen Ausbau der einzelnen Register. Dazu überzeugt er vor allem durch eine optimale dynamische und intonatorische Kontrolle.
Die nicht weniger überzeugenden Instrumentalisten von ‚L’arpa festante’ zeigen sich als bewegliche und dezente Begleiter, die vor allem rhythmisch mit großer Präzision und Energie agieren. Das zweifellos vorhandene virtuose Potential kann mangels Gelegenheit leider nur angedeutet werden.
Solistisch treten aus dem Vokalquartett vor allem die Außenstimmen hervor: Klaus Mertens präsentiert sich als erfahrener Oratoriensänger, artikuliert vorbildlich und stilsicher. Klanglicher Höhepunkt in solistischer Hinsicht ist jedoch zweifellos die Sopranistin Monika Mauch, die mit Leichtigkeit und Eleganz der geschmackvollen Dezenz der Musik am deutlichsten entspricht.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Graun, Carl Heinrich: Te Deum |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
cpo 1 20.07.2006 59:17 2005 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
SACD
761203715824 CPO 777 158-2 |
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Graun, Carl Heinrich |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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