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Freitag, 2. Juni 2023

Respighi, Ottorino - La Pentola Magica

Bunter magischer Kochtopf


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Hörenswert vor allem im Hinblick auf die subtile Farbigkeit der ‚Pentola Magica’.

Ottorino Respighi war ein Shelley-Enthusiast. Gleich drei Dichtungen des englischen Poeten setzte er zwischen 1910 und 1915 in Musik: ‚Aretusa’, ‚Il Tramonte’ und ‚La Sensitiva’. Die Erst- und Letztgenannte hat Marzio Conti mit dem Orchestra Sinfonica del Teatro Massimo di Palermo und der jungen Mezzosopranistin Damiana Pinti für cpo eingespielt und auch das kurze Ballett ‚La Pentola Magica’ mit ins Programm genommen.

Bunter magischer Kochtopf

Noch immer wartet Respighi darauf, als wirklich bedeutender Komponist wahrgenommen zu werden. Zwischengliedern der Musikgeschichte ist meist Undank sicher, weil sie an den Nahtstellen von Traditionsübergängen wirken. Und Respighi ist so eine Nahtstelle. Wenn auch eine reichlich uneindeutige, denn nie hat er wirklich mit der Tradition gebrochen, sondern sie vielmehr ins 20. Jahrhundert hinein getragen. In dieser Tradition stehen seine drei die Stadt Rom besingenden genuinen monumentalen symphonischen Dichtungen, vor allem aber die Beschäftigung mit den alten Meistern, mit alter Musik. Vielleicht zeigt Respighi dort, wo er Altes oder bereits Vorhandenes adaptiert und bearbeitet, gerade seine Stärken. Auf dem Gebiet des Balletts hatte er für Diaghilevs Unternehmen 1919 Klavierstücke von Rossini für ‚La Boutique fantastique’ zauberhaft adaptiert. Drei weitere Ballett-Aufträge folgten 1920, darunter ‚La Pentola Magica’. Für das märchenhafte Sujet – herzlose Zarentochter verwehrt einem armen Prinzen die Hand, ist aber fasziniert vom Klang der Musik eines Kochtopfs, der einem bärtigen russischen Bauern gehört, der sich wiederum als der von der herzlosen Zarentochter abgelehnte Prinz entpuppt - adaptierte Respighi, der ab 1900 einige Jahre an der Hofoper in St. Petersburg im kaiserlichen Orchester erste Geige gespielt hatte, Originalkompositionen der russischen Komponisten Gretchaninov, Arensky, Pachulski, Anton Rubinstein und Rebikov und verpackte sie in farbenreiche Instrumentierungen.

Dies war Respighis Stärke und die Einspielung von ‚La Pentola Magica’ ist auch die Stärke dieser Aufnahme. Denn im Gegensatz zur Vergleichseinspielung mit dem tschechoslowakischen Radiosinfonieorchester Bratislava unter Adriano, die bei Marco Polo einst erschienen ist, offeriert das Orchester aus Palermo ein deutliches Mehr an subtiler Klanggestaltung. Marzio Conti hat die Partitur fein ausgehört und fordert dem Orchester nicht nur große Präzision und Einsatzprofil ab, sondern auch die nötige Transparenz, die in ihrer Helligkeit die delikate Orchestrierungskunst Respighis hervorhebt, wenngleich dadurch die Gefahr besteht, Plakatives zu forcieren. Feine Zeichnung der Phrasen und die ausgewogene Balance der Dynamik tun ihr übriges, um diese Einspielung zu einem Hörvergnügen zu machen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil mit den Vorbereitungen zur Aufnahme nun auch das verloren geglaubte Libretto zum Ballett aufgetaucht ist und dem Booklet beigegeben wurde.

Gediegene Atmosphäre

Die beiden Dichtungen ‚La Sensitiva’ und ‚Aretusa’ hingegen fallen etwas ab. Das liegt zuvorderst nicht an Damiana Pintis wundervoll expressiven Mezzosopran, seidig glänzend und rund timbriert, obschon ihr in der Einspielung von ‚Aretusa’ von Janet Baker zuvor bereits eine unerreichte Konkurrenz erwachsen ist. Das liegt auch nicht an der subtil ausgeloteten Lesart der Partituren durch Marzio Conti und dem Orchestra Sinfonica del Teatro Massimo di Palermo. Es mag schlicht an der beständigen atmosphärischen Dichte und einer impliziten Einförmigkeit der Kompositionen selbst begründet liegen. Gediegen sind diese Werke und mehr als Gediegenheit wissen die Ausführenden dem nicht entgegenzusetzen, auch wenn vokale und instrumentale Schichten in bester Balance stehen.

Hörenswert vor allem im Hinblick auf die subtile Farbigkeit der ‚Pentola Magica’.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:




Erik Daumann Kritik von Erik Daumann,


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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Respighi, Ottorino: La Pentola Magica

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Spielzeit:
Aufnahmejahr:
cpo
1
20.06.2006
69:40
2003
Medium:
EAN:
BestellNr.:

SACD
761203707126
CPO 777 071-2


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Respighi, Ottorino
 - La Sensitiva - Allegro moderato - Cresceva in un giardino...
 - La Sensitiva - Allegretto - V'era un potere in questo leggiadro
 - La Sensitiva - A tempo lento di marcia - E il quatro giorno udì la sensitiva
 - La Sensitiva - Allegretto - E rapida l'estate nell'autunno fluì
 - La Sensitiva - Allegro - Venne l'inverno
 - La Pentola Magica - Preludio
 - La Pentola Magica - Canzone Armena
 - La Pentola Magica - Danza
 - La Pentola Magica - Entrata della Tzar con la fidanzata
 - La Pentola Magica - Scena dello Tzarewich
 - La Pentola Magica - Danza degli Arcieri Tartari
 - La Pentola Magica - Introduzione e Danza
 - La Pentola Magica - Danza Horowod
 - La Pentola Magica - Danza Cosacca
 - La Pentola Magica - Danza della Seduzione
 - La Pentola Magica - Scena dei baci e arrivo dello Tzar
 - La Pentola Magica - Finale
 - Aretusa - Poemetto per mezzosoprano e orchestra


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Dirigent(en):Conti, Marzio
Orchester/Ensemble:Orchestra del Teatro Massimo Palermo
Interpret(en):Pinti, Damiana


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cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


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