
Respighi, Ottorino - La Pentola Magica
Bunter magischer Kochtopf
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Hörenswert vor allem im Hinblick auf die subtile Farbigkeit der ‚Pentola Magica’.
Ottorino Respighi war ein Shelley-Enthusiast. Gleich drei Dichtungen des englischen Poeten setzte er zwischen 1910 und 1915 in Musik: ‚Aretusa’, ‚Il Tramonte’ und ‚La Sensitiva’. Die Erst- und Letztgenannte hat Marzio Conti mit dem Orchestra Sinfonica del Teatro Massimo di Palermo und der jungen Mezzosopranistin Damiana Pinti für cpo eingespielt und auch das kurze Ballett ‚La Pentola Magica’ mit ins Programm genommen.
Bunter magischer Kochtopf
Noch immer wartet Respighi darauf, als wirklich bedeutender Komponist wahrgenommen zu werden. Zwischengliedern der Musikgeschichte ist meist Undank sicher, weil sie an den Nahtstellen von Traditionsübergängen wirken. Und Respighi ist so eine Nahtstelle. Wenn auch eine reichlich uneindeutige, denn nie hat er wirklich mit der Tradition gebrochen, sondern sie vielmehr ins 20. Jahrhundert hinein getragen. In dieser Tradition stehen seine drei die Stadt Rom besingenden genuinen monumentalen symphonischen Dichtungen, vor allem aber die Beschäftigung mit den alten Meistern, mit alter Musik. Vielleicht zeigt Respighi dort, wo er Altes oder bereits Vorhandenes adaptiert und bearbeitet, gerade seine Stärken. Auf dem Gebiet des Balletts hatte er für Diaghilevs Unternehmen 1919 Klavierstücke von Rossini für ‚La Boutique fantastique’ zauberhaft adaptiert. Drei weitere Ballett-Aufträge folgten 1920, darunter ‚La Pentola Magica’. Für das märchenhafte Sujet – herzlose Zarentochter verwehrt einem armen Prinzen die Hand, ist aber fasziniert vom Klang der Musik eines Kochtopfs, der einem bärtigen russischen Bauern gehört, der sich wiederum als der von der herzlosen Zarentochter abgelehnte Prinz entpuppt - adaptierte Respighi, der ab 1900 einige Jahre an der Hofoper in St. Petersburg im kaiserlichen Orchester erste Geige gespielt hatte, Originalkompositionen der russischen Komponisten Gretchaninov, Arensky, Pachulski, Anton Rubinstein und Rebikov und verpackte sie in farbenreiche Instrumentierungen.
Dies war Respighis Stärke und die Einspielung von ‚La Pentola Magica’ ist auch die Stärke dieser Aufnahme. Denn im Gegensatz zur Vergleichseinspielung mit dem tschechoslowakischen Radiosinfonieorchester Bratislava unter Adriano, die bei Marco Polo einst erschienen ist, offeriert das Orchester aus Palermo ein deutliches Mehr an subtiler Klanggestaltung. Marzio Conti hat die Partitur fein ausgehört und fordert dem Orchester nicht nur große Präzision und Einsatzprofil ab, sondern auch die nötige Transparenz, die in ihrer Helligkeit die delikate Orchestrierungskunst Respighis hervorhebt, wenngleich dadurch die Gefahr besteht, Plakatives zu forcieren. Feine Zeichnung der Phrasen und die ausgewogene Balance der Dynamik tun ihr übriges, um diese Einspielung zu einem Hörvergnügen zu machen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil mit den Vorbereitungen zur Aufnahme nun auch das verloren geglaubte Libretto zum Ballett aufgetaucht ist und dem Booklet beigegeben wurde.
Gediegene Atmosphäre
Die beiden Dichtungen ‚La Sensitiva’ und ‚Aretusa’ hingegen fallen etwas ab. Das liegt zuvorderst nicht an Damiana Pintis wundervoll expressiven Mezzosopran, seidig glänzend und rund timbriert, obschon ihr in der Einspielung von ‚Aretusa’ von Janet Baker zuvor bereits eine unerreichte Konkurrenz erwachsen ist. Das liegt auch nicht an der subtil ausgeloteten Lesart der Partituren durch Marzio Conti und dem Orchestra Sinfonica del Teatro Massimo di Palermo. Es mag schlicht an der beständigen atmosphärischen Dichte und einer impliziten Einförmigkeit der Kompositionen selbst begründet liegen. Gediegen sind diese Werke und mehr als Gediegenheit wissen die Ausführenden dem nicht entgegenzusetzen, auch wenn vokale und instrumentale Schichten in bester Balance stehen.
Hörenswert vor allem im Hinblick auf die subtile Farbigkeit der ‚Pentola Magica’.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Respighi, Ottorino: La Pentola Magica |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
cpo 1 20.06.2006 69:40 2003 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
SACD
761203707126 CPO 777 071-2 |
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Respighi, Ottorino |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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