
Herrenquartett Vokalzeit - Klassikparodien
Und dabei sang das lose Vieh: Taramtamtam, die Rhapsodie.
Label/Verlag: Coviello Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Diese CD ist ein musikalischer Ausflug zum Schmunzeln, Lachen, Sich-wundern und auch einfach zum Genießen!
Klassikparodien ist der Titel der neuen CD des Berliner Herrenquartetts Vokalzeit. Doch wie schon das Booklet dieser Neuerscheinung verrät, erwarten den Zuhörer ‘nicht nur Parodien, und Ulk und Spott erst recht nicht.’ Dennoch trifft der Begriff der musikalischen Parodie den Sachverhalt am besten: Einer bereits existierenden Melodie, und sei sie auch rein instrumentaler Natur, wird ein neuer Text unterlegt. Somit bringen die vier Herren von Vokalzeit Opernouvertüren oder auch eine Violinsonate zu Gehör. Parodiert werden allerdings auch bereits existierende Volks- und Kunstlieder, die kurzerhand eine Umtextierung erfahren, oder die selbst in ihrer Originalgestalt ungeahnte Komik entfalten.
Vokalzeit bietet einen umfangreichen Einblick in komische Klassik und klassische Komik. Die zwei Tenöre und zwei Bässe überzeugen vor allen Dingen als perfekt aufeinander abgestimmtes Quartett, dessen Stimmfarben bewundernswert harmonieren. Diese Wirkung stellt sich am überzeugendsten in den Volksliedarrangements von Silchers ‘Loreley’, die hier als ‘Mathematische Loreley’ zu agieren hat, und in der liebevollen Variante von ‘Guter Mond, du gehst so stille’ ein, die sinnfällig einmal aus der Sicht des Mondes gesungen wird, der einem Betrunkenen den Heimweg erhellt (‘Guter Mann, du gehst so stille’). Berückend auch der ‘instrumentale’ Effekt in der ‘Air’ von Johann Sebastian Bach, die untextiert bleibt und somit die virtuose Kunstfertigkeit des Quartetts unter Beweis stellt, die mitunter – wenn auch stilistisch in vollkommen verschiedener Ausführung – an die Interpretation der Swingle Singers erinnert. Vollkommen unprätentiös fügt sich das Klavierspiel von Philip Mayers in diese Kunstform mit ein; es scheint manchmal sogar, als sänge er auf der Klaviatur mit.
Den Hauptteil ihrer Komik bezieht das vorliegende Programm aber aus den größtenteils humorvollen Texten. Neben der ‘Mathematischen Loreley’, hinterlässt beispielsweise ‘Die Denkmalschänderin’ von Emil Gerhardt nachhaltigen Eindruck. Hier wird auf höchstem Niveau musiziert, und das zielsichere Timing textlicher wie musikalischer Pointen vollendet vorgeführt. Hier entwickelt sich musikalische Komik, die wohl kaum besser vorgetragen werden kann.
In der Behandlung der humorvollen Textierungen entsteht allerdings ein zwiespältiger Eindruck. Während Stücke wie ‘Die mathematische Loreley’ oder ‘Die Denkmalschänderin’ auf den Punkt gebracht sind und durch pointierte Präsentation und vorbildliche Diktion für sich einnehmen, will es bei anderen Werken einfach nicht gelingen. Beethovens fünfte Symphonie erzählt, in knapper Form versteht sich, von der Erfindung der Wäscheklammer. Das ist musikalisch intelligent und humorvoll arrangiert, auch der Text ist voll komischer Einfälle und treffsicherer formuliert. Der Vortrag wirkt allerdings zu distanziert, zu glatt. Ein lustiges Arrangement und ein frecher Text machen eben noch keine gelungene musikalische Komik aus. Es scheint gerade bei diesem Stück keine Einigung darüber zu herrschen, welche Schwerpunkte und Pointen man in welcher Weise hervorhebt. Ähnlich ergeht es dem Boccherini-Menuett auf den Text: ‘Hannelore komm, wir woll’n ins Kino geh’n’. Dem vokalen Witz fehlt der Biss.
Seltsamerweise fällt auch die von Albert Lortzing bearbeitete ‘Zauberflöten’-Ouvertüre diesem Eindruck zum Opfer. Zu unbeteiligt und steif wirken die Sänger, als hätten sie selbst keinen wirklichen Spaß an der musikalischen Parodie. Der Gesang steht zu eindeutig im Vordergrund. Hier würde man sich mehr Mut wünschen.
Dass Vokalzeit sehr wohl Spaß an der Parodie hat, beweisen sie aber in anderen Werken dieses umfangreichen Programms. Das Zucken von Schuberts ‘Forelle’ wird akustisch-spürbar, Dvoráks ‘Humoresque’ erhält ihre federnde Leichtigkeit und wie auch die Comedian Harmonists nehmen sich die Herren von Vokalzeit die Ouvertüre zu Rossinis ‘Barbier von Sevilla’ vor. Ihre textliche Ausdeutung ist durch und durch männlich: ‘Es lebe der Vollbart. [...] Wer auf sich hält, trägt Nasenhaare bis zum Kinn.’
Diese CD ist ein musikalischer Ausflug zum Schmunzeln, Lachen, Sich-wundern und auch einfach zum Genießen!
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Herrenquartett Vokalzeit: Klassikparodien |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: |
Coviello Classics 1 01.04.2006 01:09:01 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
4039956506041 COV 50604 |
![]() Cover vergössern |
Bach, Johann Sebastian |
![]() Cover vergössern |
|
![]() Cover vergössern |
Coviello Classics Für Coviello Classics steht bei einer Musikproduktion immer das besondere Hörerlebnis im Vordergrund ? alle technischen und organisatorischen Entscheidungen müssen sich diesem ästhetisch definierten Ziel unterordnen. Wesentliche Entscheidungen treffen bei coviello classics nicht gewinnorientierte Manager, sondern kreative Musik-Gestalter: zum einen die Gründer, Geschäftsführer und prägenden Köpfe Olaf Mielke und Moritz Bergfeld, die als Diplom-Tonmeister und Aufnahmeleiter den coviello classics-Produktionen ihr ?klangliches Gesicht? geben, zum anderen die Interpreten, die für coviello classics immer die wichtigsten Partner sind. Ihre künstlerische Aussage ist das zentrale Kriterium für die Qualität einer Aufnahme; sie sind in alle ästhetischen Fragen einer Veröffentlichung einbezogen. Hoher Repertoirewert Grundvoraussetzung für unsere Neuproduktionen sind die besonderen Anforderungen an Künstler und Repertoire. Um dem Klassikmarkt neue Impulse zu geben, produziert coviello classics bislang wenig beachtetes Repertoire, oftmals in Weltersteinspielungen, und sorgt damit immer wieder für überraschende Entdeckungen. Bekanntere Werke erscheinen durch ungewöhnliche Interpretationen in neuem Licht ? hier gibt es keine ideologischen Grenzen oder vermeintlichen Authentizitäts-Anspruch; lebendige Musikkultur zeigt oft das vertraute in ganz anderem klanglichem Gewand. Ein besonderer Schwerpunkt ist die seit einigen Jahren etablierte Reihe coviello contemporary, in der sich die Nähe zum weltbekannten Darmstädter Institut für neue Musik in ganz aktuellen Kompositionen bemerkbar macht.Technische und ästhetische Kompetenz coviello classics ist das Label, unter dem die Aufnahmen der Produktionsfirma MBM vertrieben werden ? ob als CD, DVD oder SACD. Durch einen ganz speziell für die Anforderungen hochwertigster Musikproduktionen konzipierten Übertragungswagen sind die Voraussetzungen für die Aufnahmequalität bei MBM optimal. coviello classics bietet darüber hinaus in jedem Bereich und in jeder Phase der Realisierung einer Musikproduktion ? bis hin zu grafischer Gestaltung und Textredaktion bei den begleitenden Druckmedien ? sowohl Logistik und hochwertiges Gerät wie auch technisches und ästhetisches Know-how.Grafiken, Texte und weltweite Wege Zu einer Musikveröffentlichung gehört nicht nur der gespeicherte Ton ? da gibt es noch einiges mehr zu gestalten. Das Cover einer CD, DVD oder SACD muss nicht nur grafisch ansprechend gestaltet sein, sondern auch einen sinnvollen Zusammenhang mit dem musikalischen Inhalt herstellen. Das begleitende Booklet soll umfassend über Werke, Künstler und Aufführungspraxis informieren; die Texte müssen wissenschaftlicher Prüfung standhalten, aber trotzdem allgemein verständlich und auch noch unterhaltsam sein ? schwierige Herausforderungen auch über die Musik hinaus, für die coviello classics mit erfahrenen Grafikern und Textautoren zusammenarbeitet. Schließlich muss das fertige Produkt an möglichst vielen Orten der Welt erhältlich sein. Dafür haben wir in vielen Ländern in Europa, Asien und Nordamerika Partner vor Ort, die ihren Markt genau kennen. Sie werden laufend mit Neuheiten, Informationsmaterial und Rezensionen aus der Presse versorgt ? auch wenn die Produktion eigentlich fertig ist, macht sie uns noch viel Arbeit.Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei...![]() |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Coviello Classics:
-
Nicht recht überzeugend: Einzig die Sängerin der Hauptrolle und zwei Nebenfiguren retten eine etwas schwache Keiser-Aufführung. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Noch immer avanciert: Das Chorwerk Ruhr und die Bochumer Symphoniker präsentieren Musik von Stockhausen und Kagel mit Überzeugung und Vermögen – als noch immer relevante Positionen und kennenswerte Etappen musikalischer Entwicklung. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
Bodenschätze: Chorwerk Ruhr und Capella de la Torre bringen üppige kompositorische Qualität weit über die großen Namen hinaus zu aufregendem Funkeln. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
Weitere CD-Besprechungen von Benjamin Künzel:
-
Pralles Gipfeltreffen: Jonas Kaufmann, Ludovic Tézier und Antonio Pappano veranstalten mit 'Insieme' ein pralles, saftiges Opern-Gipfeltreffen. Weiter...
(Benjamin Künzel, )
-
Auftakt zu einer Trilogie: 'Christus das Kind' ist eine interessante Ausgrabung, die das Umfeld frühromantischer Oratorienliteratur verdeutlicht bzw. erst ins Blickfeld rückt. Ein 'Aha!'-Effekt stellt sich aber nicht ein. Weiter...
(Benjamin Künzel, )
-
Von spröder Schönheit: Unerhörte Ausgrabungen, konsequente Programmzusammenstellung und die spröde Schönheit der Darbietung machen das Album 'Trennung' zu einem faszinierenden Beitrag auf dem aktuellen Plattenmarkt. Weiter...
(Benjamin Künzel, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Tanzende sowjetische Fußballer und Landarbeiter : Das Singapore Symphony Orchestra hat die berühmten Jazz-Suiten von Schostakowitsch eingespielt, kombiniert mit zwei Balletten, die das heldenhafte Leben der Menschen in der Sowjetunion zelebrieren. Weiter...
(Dr. Kevin Clarke, )
-
Mehr als vier Hände: Das Duo Genova-Dimitrov bietet an zwei Flügeln eine reiche Reinecke-Lese. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Später Brahms, frisch präsentiert: Michael Collins und Stephen Hough überzeugen als kammermusikalisches Duo. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Portrait

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich