
Wilms, Johann Wilhelm - Sinfonie in c-Moll op. 23
Ein Amsterdamer Sinfoniker
Label/Verlag: Challenge Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Netherlands Radio Chamber Orchestra, das die Werke in den Jahren 2000 bis 2002 unter der Leitung von Anthony Halstead eingespielt hat, liefert überzeugende Interpretationen ab.
Bei Johann Wilhelm Wilms haben wir es einmal mehr mit einem Komponisten zu tun, der zu Lebzeiten durchaus ein gewisses Ansehen genoss, dann aber allzu rasch in einer Versenkung verschwand, in der er quasi bis in unsere Zeit verharrt ist – erst in jüngerer Vergangenheit wird seiner Musik wieder Interesse entgegengebracht. Geboren wurde Wilms 1772 in Witzhelden bei Köln, seine Ausbildung bekam er aus familiären Kreisen. 1791 wandte sich Wilms nach Amsterdam, wo er sich anfangs als Klaviervirtuose, später dann auch als Komponist einen Namen gemacht hat – hier verschaffte ihm insbesondere der Sieg in einem Kompositionswettbewerb für eine neue niederländische Nationalhymne enormen Auftrieb.
Die Sinfonien
Aus dem Schaffen Johann Wilhelm Wilms’ ragen sieben Sinfonien hervor. Das Label Challenge Classics brachte jüngst eine Doppel-CD heraus, die derer gleich vier enthält; im einzelnen sind das die Sinfonien Es-Dur op. 14, c-Moll op. 23, D-Dur op. 52 und d-Moll op. 58 – letztere bildet dabei übrigens die Schnittmenge mit der Einspielung der letzten beiden Sinfonien des Komponisten durch das Concerto Köln. Ludwig van Beethoven war nicht nur Zeitgenosse Wilms’, sondern, wie man den Sinfonien unschwer anhört, auch dessen großes Vorbild. Daneben lässt sich bisweilen auch eine Prise Haydn ausmachen, und auch Schubert meint man ab und an herauszuhören. Neben vielen wundervollen Eingebungen gibt es – insbesondere in den Ecksätzen – leider auch einige Längen zu beklagen, die über den Status ‚soliden Handwerks’ nicht hinauskommen. Dennoch gebührt dieser Musik deutlich mehr Aufmerksamkeit, als ihr derzeit noch zuteil wird. Ganz besonders gilt das angesichts der kleinen Zugabe, den Variationen über ‚Wilhelmus van Nassauwe’, die sehr wirkungsvoll gesetzt sind und den Instrumentalisten zahlreiche Möglichkeiten zu solistischer Entfaltung bieten.
Kernig gespielt, mäßig kommentiert
Das Netherlands Radio Chamber Orchestra, das die Werke in den Jahren 2000 bis 2002 unter der Leitung von Anthony Halstead eingespielt hat, liefert überzeugende Interpretationen ab. Aus technischer Sicht gibt es an der Darbietung des Orchesters nichts auszusetzen. Halstead verstärkt durch den energischen, aber nie überzogen ruppigen Zugriff zwar die Assoziationen auf Beethoven, den Kantilenen lässt er aber ebenso Zeit, sich blühend zu entfalten. Das Orchester leuchtet bisweilen in den schönsten Holzbläserfarben, um von scharfen Blechbläserakzenten wieder in die ‚Realität’ zurückgeholt zu werden. Allein dieses große Farbspektrum verhindert ein Nachlassen der Spannung und hilft auch manchen kompositorischen Leerlauf überbrücken. In Verbindung mit der guten technischen Qualität handelt es sich um eine engagierte und stimmige Einspielung, die beste Werbung für Wilms darstellt. Leider schmälert das dürftige Booklet den positiven Eindruck etwas. Wer eine Doppel-CD mit quasi unbekannten Sinfonien kauft, kann wohl erwarten, fundiert über Komponist und Werke unterrichtet zu werden. Der Informationsgehalt zu den vier Sinfonien ist jedoch quasi gleich Null – da haben die bereits meisten Billig-Labels mehr zu bieten.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Wilms, Johann Wilhelm: Sinfonie in c-Moll op. 23 |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Challenge Classics 2 |
Medium:
EAN: |
CD
608917214727 |
![]() Cover vergössern |
Challenge Classics CHALLENGE RECORDS ist eine unabhängige Schallplattenfirma, die ihren Sitz in den Niederlanden hat. Sie setzt sich aus einer Gruppe von Musikenthusiasten zusammen, die mit großer Leidenschaft für den Jazz und die Klassische Musik internationale Produktionen kreieren. Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Challenge Classics:
-
Von Seelenmalern und Lebensbildern: Christoph Prégardien, Michael Gees und Andreas Staier zelebrieren Schubertsche Liederzyklen. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Kairos der Fugenwerke: Alberto Rasi und die Accademia Strumentale Italiana präsentieren das Autograph der "Kunst der Fuga" von J. S. Bach. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Familienbild: Die Platte des Elbipolis Barockorchesters Hamburg bringt zeitlich und ästhetisch verschiedene Teile der Bach-Familie im 18. Jahrhundert in Austausch - weniger systematisch, eher in Gestalt eines Schlaglichts. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
Weitere CD-Besprechungen von Christian Vitalis:
-
Bretonische Legende auf der Opernbühne: Ordentliche Aufnahme aus Liège der heute recht unbekannten Oper 'Le Roi d'Ys' von Édouard Lalo. Zwar nicht Referenzklasse-Niveau, angesichts der geringen Auswahl aber dennoch empfehlenswert, sofern man sich für die Oper interessiert. Weiter...
(Christian Vitalis, )
-
Homogener als erwartet: Eine Gegenüberstellung von Orgelwerken finnischer Komponisten und solchen von J. S. Bach und Buxtehude bietet Kari Vuola mit dieser Platte. Faktisch fallen die im Titel versprochenen Kontraste geringer aus als erwartet. Weiter...
(Christian Vitalis, )
-
Stille und Einkehr: Es sind hier drei Konzertstücke zu hören, deren Entdeckung eine lohnende Bereicherung ist. Der Japaner Toshio Hosokawa versteht sich auf Musik an der Grenze zur Stille. Gelungene Interpretationen aus Luxemburg. Weiter...
(Christian Vitalis, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Wenig wirklich Neues: Spannende Begegnung mit Anton Weberns Schubert-Lied-Instrumentationen. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Russische Seele?: Elena Kuschnerova legt eine programmatisch fragwürdige, aber interpretatorisch überzeugende Aufnahme mit Klavierwerken von Alexander Lokshin und Sergej Prokofiev vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Gediegen: Philippe Herreweghes gelegentliche Erkundungen im Reich der Bach-Kantate gefallen. Sie sind auf eine – im Sinne der Erkenntnisse historisch informierter Praxis – klassische Weise gediegen. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
Portrait

"Man muss das Ziel kennen, bevor man zur ersten Probe erscheint."
Der Pianist und Organist Aurel Davidiuk im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich