
Beethoven, Ludwig van - Symphonies Nos. 4 & 5
Mit explosiver Wucht und verstärkten Bässen
Label/Verlag: Testament Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Da zudem die Klangqualität der Testament CD exzellent ist, kann man - ohne Übertreibung - von Referenzaufnahmen sprechen.
Man kann eine Besprechung dieser Beethoven-Kopplung leicht mit einem einzigen Wort zusammenfassen: ‘Grandios!’ (Oder salopper formuliert: ‘Geil!’) Was Otto Klemperer da am 12. Mai 1966 in der Berliner Philharmonie mit den dortigen Philharmonikern vollbrachte, ist eine schlichtweg überwältigende Deutung der 4. und 5. Symphonie Beethovens. Und zugleich Zeugnis einer lebenslangen, intensiven Beschäftigung des Dirigenten mit dieser Musik, mit diesem Komponisten.
‘Energie geladen’, ‘wuchtig’, ‘scharf konturiert’, ‘dramatisch’, ‘überrumpelnd’. Das sind einige der Adjektive, die einem sofort einfallen, wenn man die nun bei Testament (in Zusammenarbeit mit dem DeutschlandRadio) erschienene CD anhört. Besonders die c-Moll Symphonie Op. 67 gelingt mit verdoppelten Holzbläsern und Hörnern und massiv verstärkten Kontrabässen spektakulär: Das berühmte Schicksalsthema lässt Klemperer mit leichter Verzögerung spielen, also quasi als Arpeggio. Dadurch bekommt es eine Wucht, die erschüttert. Es wird zu einem Schlag von geradezu titanischer Dimension. Und damit entspricht Klemperer allen altmodischen (durchaus berechtigten) Klischees vom Giganten Beethoven. Egal was die modernen Vertreter der so genannten ‘Historischen Aufführungspraxis’ dazu sagen würden. Auch im Finale der c-Moll Symphonie wird man von den einsetzenden Hörnern quasi weggefegt. Das Ganze hat eine Explosiv-Kraft, die ihresgleichen sucht. Klemperer lässt Beethoven krachen, ohne je die Kontrolle zu verlieren. Er steigert sich in eine Raserei, eine Ekstase, die man sonst nur noch bei Furtwängler erleben kann.
Gleiches gilt auch für die vorwärts stürmende 4. Symphonie Op. 60 in B-Dur. Stellvertretend für viele vergleichbare Passagen sei hier nur aus das synkopierte Thema des ersten Satzes verwiesen, das geradezu rakentenartig abhebt. Angefeuert von zuckenden rhythmischen Bass-Schlägen, die brutaler und zugleich federnder kaum sein könnten.
Herbert von Karajan hat mit dem gleichen Orchester zu etwa der gleichen Zeit ebenfalls einen Beethoven-Zyklus eingespielt (bei Deutsche Grammophon erschienen). Dort hört man einen polierteren Klang, mehr gleißende Streicher, weniger Wucht, mehr Glamour (der auch seine Berechtigung hat und gleichfalls eindrucksvoll ist). Aber die viel beschriebene und so selten zu hörende Elementar-Kraft Beethovens erfährt man eher hier. Neben dieser Aufnahme verblassen fast alle modernen Einspielungen als lächerlich läppisch, klein kariert und schlichtweg belanglos. Da zudem die Klangqualität der Testament CD exzellent ist, kann man – ohne Übertreibung – von Referenzaufnahmen sprechen.Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Beethoven, Ludwig van: Symphonies Nos. 4 & 5 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Testament Records 1 01.01.2006 |
Medium:
EAN: |
CD
0749677138721 |
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Testament Records Testament is an artist-based label, not restricted to any particular period of recording history, and its releases are selected from the archives of some of the largest record companies and radio stations in the world. With the permission and cooperation of these companies and stations. Testament releases previously unpublished and deleted recordings from their archives, using their original master tapes and 78rpm metal parts for CD remastering. Testament also has access to their extensive photographic archives and comprehensive research facilities. Testament is thus in a unique position and one that is enjoyed by no other independent record company specialising in the reissue of archive recordings. Testament LP's are cut onto lacquer from the original master tapes at Abbey Road Studios using full analogue techniques throughout production an pressed onto 180g virgin vinyl. Mehr Info... |
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