
Mozart, Wolfgang Amadeus - Don Giovanni, Cosí Fan Tutte
Offenbarungen
Label/Verlag: Monarda Music
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Fazit: Unbedingt empfehlenswert!!!
Das Züricher Opernhaus ist sowohl für sein ausgezeichnetes Gesangsensemble und sein Orchester als auch für sehenswerte Inszenierungen bekannt. Beides bekommt man in den Opernaufführungen ‘Cosi fan tute’ und ‘Don Giovanni’ aus den Jahren 2000 und 2001 eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die Inszenierung und die musikalische Darbietung der zwei Mozart-Opern sind außergewöhnlich gut gelungen und rechtfertigen damit eine Anschaffung der 4 DVDs umfassenden Box ‘Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni – Cosi fan tute’ von Arthaus Musik in jedem Fall. Hinzu kommt, dass die Präsentation der Opern auf DVD weitgehend vorbildlich gestaltet ist: Die Menüführung ist viersprachig (warum aber ausgerechnet ‘Deutsch’ nicht mit dabei ist, lässt sich nicht erklären...) und es gibt Untertitel in sechs Sprachen. Zwei ‘Behind the scenes’-Dokumentationen gewähren in insgesamt 45 Minuten einen interessanten Einblick in die Arbeit des Opernhauses. Der Ton liegt sowohl als PCM Stereo als auch als Dolby Digital 5.1 vor, wobei letzterer durch seine Raumverteilung zunächst etwas gewöhnungsbedürftig ist. Bild und Ton wirken kurzfristig nicht zusammengehörig. Die beiliegenden Booklets (für jede Oper eines) sind sehr informativ und übersichtlich gestaltet und ergänzen den positiven Gesamteindruck.
All dies wäre aber natürlich nur halb soviel wert, wären die Aufführungen an sich nicht sehens- und hörenswert – und dies ist Gott sei Dank der Fall!
Flimm nimmt die ‘Schule der Liebenden’ wörtlich!
‘Cosi fan tute’ ist die wohl ‘unbekannteste’ der da Ponte-Vertonungen von Wolfgang Amadeus Mozart. Dies liegt sicher weniger an der Musik, als an der vordergründig etwas ‘platten’ Geschichte des Librettos. Im Falle der Züricher Aufführung ist es vor allem Jürgen Flimms feinfühliger Regiearbeit und dem herausragenden Gesangsensemble zu verdanken, dass die Oper nicht den Anschein einiger billigen Komödie erweckt. Flimm nimmt den Untertitel der Oper ‘Schule der Liebenden’ wörtlich und stellt ihn ins Zentrum seiner Inszenierung. Quasi als ‘Lehrstück’ angelegt, zeigt Flimm die behutsamen Veränderungen der einzelnen Charaktere im Verlaufe des Verwechselspiels. Aus einer scherzhaften Wette wird zunehmend bittere Realität. Trotz aller (vermeintlicher) Ernsthaftigkeit des Geschehens vermeint man hier und da ein leichtes Augenzwinkern des Regisseurs zu erkennen.
Unter Anleitung des Don Alfonso (großartig: Carlos Chausson!) lassen sich die beiden Freunde Ferrando (Roberto Saccà) und Guglielmo (Oliver Widmer) auf eine Wette ein, die ihnen die Untreue ihrer Angetrauten Fiordiligi (Cecilia Bartoli) und Dorabella (umwerfend: Liliana Nikiteanu) vor Augen führen wird. Während des fast dreistündigen Operngeschehens zaubert das nahezu perfekt zueinander passende Gesangsensemble – unterstützt vom Orchester und Chor des Züricher Opernhauses unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt (extreme Tempi inbegriffen) – eine großartige Szene nach der anderen auf die Bühne. Exemplarisch sei auf die großen Ensembleszenen an den jeweiligen Aktschlüssen hingewiesen, die unheimlich mitreißend gestaltet werden. Auch das Abschiedsquintett im ersten Akt ist musikalisch sehr gelungen und dank der tollen schauspielerischen Leistung wirklich herzzerreißend. Ein Extralob verdient sich Liliana Nikiteanu, die mit ihrer Arie ‘Smanie Implacabili’ und dem Duett ‘Il core vi dono’ (zusammen mit Oliver Widmer) die emotionalen Höhepunkte der Aufführung markiert. Besonders das Duett besticht durch eine sängerisch und schauspielerisch herausragende Leistung!
Der einzig zwiespältige Aspekt der Aufführung ist Agnes Baltsa als Despina, die irgendwie zu alt für die Rolle erscheint, was man besonders an der bekannten Arie ‘Una donna’ bemerken muss. Dafür brilliert sie komödiantisch in ihrer Verkleidung als Arzt und Notar.
Draufgängerischer Herzensbrecher
Die Inszenierung des ‘Don Giovanni’ stammt aus dem Jahre 2001 und greift weitgehend auf die Akteure der Cosi-Aufführung zurück. Cecilia Bartoli gibt eine mitreißend verzweifelte Donna Elvira, die kurz durch ihre innere Zerrissenheit kurz vor dem Wahnsinn zu stehen scheint, während Roberto Saccà einen mitfühlenden Don Ottavio auf die Bühne zaubert. Isabel Rey als Donna Anna passt stimmlich ausgezeichnet zu ihrem männlichen Gegenstück. Zerlina wird herrlich naiv von Liliana Nikiteanu verkörpert, die den machtlosen Masetto (Oliver Widmer) doch recht bereitwillig hintergeht. Ergänzt wird das bewerte Gesangsensemble durch einen entschlossenen Don Giovanni (Rodney Gilfry), der von seinem fast sarkastischen Diener Leporello (Lászlo Polgár) stets umsorgt wird. Als Il Commendatore tritt Matti Salminen in Erscheinung, der seine ganze Statur in die Auseinandersetzung mit Don Giovanni wirft. Was die Bühnenpräsenz angeht, geht er in diesem Duell sogar als Sieger vom Platz.
Das Orchester und der Chor des Züricher Opernhauses geben unter ihrem Dirigenten eine typische Harnoncourt-Interpretation zum Besten, die der Partitur in jeder Szene gerecht wird. Das Orchesterklang ist sehr transparent und nachvollziehbar und das Zusammenspiel erscheint sehr harmonisch. Nur die Tempi überraschen gelegentlich. Jürgen Flimms Inszenierung gelingt es sehr gut, die Psyche der einzelnen Charaktere treffend zu offenbaren, wobei diese stets mit Mozarts musikalischer Charakterisierung harmoniert.
Fazit: Unbedingt empfehlenswert!!!
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Mozart, Wolfgang Amadeus: Don Giovanni, Cosí Fan Tutte |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
Monarda Music 4 05.09.2005 486:00 2002 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
DVD
0807280097191 100 971 |
![]() Cover vergössern |
Mozart, Wolfgang Amadeus |
![]() Cover vergössern |
|
![]() Cover vergössern |
Monarda Music Arthaus Musik wurde im März 2000 in München gegründet und hat seit 2007 seinen Firmensitz in Halle (Saale), der Geburtsstadt Georg Friedrich Händels. Zahlreiche Veröffentlichungen des Labels wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter der Oscar-prämierte Animationsfilm ?Peter & der Wolf? von Suzie Templeton, die aufwändig produzierte ?Walter-Felsenstein-Edition? und die von Sasha Waltz choreographierte Oper ?Dido und Aeneas?, die beide den Preis der deutschen Schallplattenkritik erhielten. Mit dem Midem Classical Award wurden u. a. die Dokumentationen ?Herbert von Karajan ? Maestro for the Screen? von Georg Wübbolt und ?Celibidache ? You don?t do anything, you let it evolve? von Jan Schmidt-Garre ausgezeichnet. Die Dokumentation ?Carlos Kleiber ? Traces to nowhere? von Eric Schulz erhielt den ECHO Klassik 2011. Mit der Tochterfirma Monarda Arts besitzt Arthaus Musik eine ca. 900 Produktionen umfassende Rechtebibliothek zur DVD-, TV- und Onlineauswertung. Seit 2007 entwickelt das Unternehmen kontinuierlich die Sparte Eigenproduktion mit der Aufzeichnung von Opern, Konzerten, Balletten und der Produktion von Kunst- und Musikdokumentationen weiter. Arthaus Musik DVDs und Blu-ray Discs werden über ein leistungsfähiges Vertriebsnetz, u.a. in Kooperation mit Naxos Global Distribution in ca. 70 Ländern der Welt aktiv vertrieben. Darüber hinaus veröffentlicht und vertreibt Arthaus Musik die 3sat-DVD-Edition und betreut für den Buchhandel u.a. die Buch- und DVD-Edition über Pina Bausch von LArche Editeur, Preisträger des Prix de lAcadémie de Berlin 2010. Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei...![]() |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Monarda Music:
-
Gelungene Zeitreise: Das Teatro Regio Torino unternimmt eine Rekonstruktion der Uraufführung von Puccinis 'La Bohème'. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
-
Unentschiedenes Konzept: Richard Strauss' 'Capriccio' an der Dresdner Semperoper. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
-
Zerfahrener Aktionismus: Carlus Padrissas T.H.A.M.O.S.-Projekt in Salzburg Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
Weitere CD-Besprechungen von Martin Ballmeier:
-
Tragödie im ¾-Takt: Dafür präsentieren sich sämtliche beteiligten Musiker von ihrer besten Seite. Unter der Leitung von Fabio Luisi singen und spielen Chor und Orchester der Wiener Staatsoper großartig auf. Weiter...
(Martin Ballmeier, )
-
Zeitlos schön: Insgesamt aber wird jede Hörerin und jeder Hörer ihren/seinen persönlichen Favoriten auf dieser hörenswerten Aufnahme selber finden müssen. Es lohnt sich - versprochen! Weiter...
(Martin Ballmeier, )
-
Mit Handbremse: Es handelt sich um gute, teilweise auch überdurchschnittliche, Einspielungen der zwei Kompositionen. Weiter...
(Martin Ballmeier, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Wenig wirklich Neues: Spannende Begegnung mit Anton Weberns Schubert-Lied-Instrumentationen. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Russische Seele?: Elena Kuschnerova legt eine programmatisch fragwürdige, aber interpretatorisch überzeugende Aufnahme mit Klavierwerken von Alexander Lokshin und Sergej Prokofiev vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Gediegen: Philippe Herreweghes gelegentliche Erkundungen im Reich der Bach-Kantate gefallen. Sie sind auf eine – im Sinne der Erkenntnisse historisch informierter Praxis – klassische Weise gediegen. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
Jetzt im klassik.com Radio


Portrait

"Man muss das Ziel kennen, bevor man zur ersten Probe erscheint."
Der Pianist und Organist Aurel Davidiuk im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich