
Dvorák, Antonín - Slavonic Dances
Rehabilitiert
Label/Verlag: Supraphon
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Auf traumhaft schönen Kamerafahrten durch die Fin-de-Siècle-Herrlichkeit Böhmens erinnert der Film an die Lebensstationen Talichs.
Als Václav Talich 1961 verbittert aber ungebeugt starb, war er als Person des öffentlichen Lebens längst tot. Nach Jahrzehnten internationalen Ruhmes zerstörten die gerade an die Macht gekommenen Kommunisten in Prag Talichs Reputation durch systematischen Rufmord und schränkten seine Möglichkeiten der Berufsausübung so weit ein, dass sein Name weltweit in Vergessenheit geriet.
Auch wenn sich später die Härte des Regimes gegen ihn lockerte, er 1956 sogar zum Nationalkünstler gekürt wurde, fand eine völlige Rehabilitierung erst nach dem Ende der kommunistischen Diktatur statt. Das tschechische Label Supraphon, das unlängst eine 13-CD-Box mit späten Einspielungen Talichs herausgebracht hat, widmet Talich nun eine liebevoll gestaltete DVD.
Tschechische Legenden
Mit ‚Confidence and Humility’ legt Martin Suchánek einen Dokumentarstreifen vor, der an die zauberhafte Erzählkunst erinnert, die man aus tschechischen Märchenfilmen gewohnt ist. Ein zentrales Anliegen des Filmes ist neben der Hommage an Talich die Erinnerung an das künstlerische Erbe der tschechischen Nation. Das ist bei einem jungen Nationalstaat wie dem tschechischen verständlich. Verständlich auch, dass nun, wo die Fesseln des Warschauer Paktes, der sowjetische Panslawismus und die Gleichmacherei vor dem instrumentalisierten Gedanken der Völkerverständigung der Vergangenheit angehören, das Ringen um die eigene Identität, die Liebe zur eigenen Sprache und dem eigenen, kulturellen Erbe sich stärker Bahn brechen, als man dies heute im Westen Europas gewohnt ist. Für Sucháneks Ansatz spricht vor diesem Hintergrund, dass das nationales Pathos dennoch zu keinem Augenblick die Oberhand gewinnt und der Künstler Talich immer im Vordergrund bleibt.
Auf traumhaft schönen Kamerafahrten durch die Fin-de-Siècle-Herrlichkeit Böhmens erinnert der Film an die Lebensstationen Talichs. Auf alten Fotografien, Filmausschnitten und in den subtil abgetasteten Objekten und Räumen gewinnt der Dirigent immer deutlicher an Kontur. Der Film widmet sich den persönlichen Passionen Talichs – der klassischen Literatur, der geliebten Musik und umreißt so die prägenden Einflüssen seiner Kunst, die in Gesprächen mit Charles Mackerras, der bei Talich lernte, vertieft werden.
Funkensprühende Musikalität
Als musikalisches Material hat Supraphon dem Dokumentarfilm die Aufnahme der ‚Slawischen Tänze’ von Antonín Dvoøák beigelegt, die Talich 1955 für das tschechische Fernsehen aufnehmen durfte. Hier beweist Talich nicht nur seine stupende Kunst und seine strenge technische und formale Disziplin, mit denen er zum Wegbereiter und Maßstab für Rafael Kubelik oder Karel Ancerl wurde. Er gibt auch eine Kostprobe seiner ungeheuer impulsiven, funkensprühende Musikalität, seiner vorbildlichen Klarheit und elastischen Stilsicherheit, die in den ‚Slawischen Tänzen’ ein sangliches Feuer entwickelt, das man in anderen Aufnahmen fast nie zu hören bekommt. Einziges Manko des Filmes: die nicht immer korrekten deutschen Untertitel.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: Features: Regie: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Dvorák, Antonín: Slavonic Dances |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Supraphon 1 21.10.2005 |
Medium:
EAN: |
DVD
0099925701093 |
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Dvorák, Antonín |
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Supraphon Supraphon Music ist das bedeutendste tschechische Musiklabel und besitzt bereits eine lange Geschichte. Der Name "Supraphon" (der ursprünglich ein elektrisches Grammophon bezeichnete, das zu seiner Zeit als Wunderwerk der Technik galt) wurde erstmals 1932 als Warenzeichen registriert. In den Nachkriegsjahren erschien bei diesem Label ein Großteil der für den Export bestimmten Aufnahmen, und Supraphon machte sich in den dreißiger und vierziger Jahren besonders um die Verbreitung von Schallplatten mit tschechischer klassischer Musik verdient. Die künstlerische Leitung des Labels baute allmählich einen umfangreichen Titelkatalog auf, der das Werk von BedYich Smetana, Antonín Dvorák und Leos Janácek in breiter Dimension erfasst, aber auch andere große Meister der tschechischen und der internationalen Musikszene nicht vernachlässigt. An der Entstehung dieses bemerkenswerten Katalogs, auf den Supraphon heute stolz zurückblickt, waren bedeutende in- und ausländische Solisten, Kammermusikensembles, Orchester und Dirigenten beteiligt. Mehr Info... |
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