
von Gluck, Christoph Willibald - Orfeo ed Euridice
Orpheus in den Ätherwellen
Label/Verlag: Guild
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Welche Sinnlichkeit, welche Linienführung, welche Verschmelzung von Wort und Ton, Musiktheater!
So klang eine Aufführung am 20. Januar 1940 an der New Yorker Metropolitan Opera.
Unter dem Motto ‘Immortal Performances’ bringt das Label ‘Guild Historical’ eine originale Rundfunkübertragung aus der Met. Das war vor 65 Jahren. Die Ätherwellen rauschen immer wieder und von besonderer Eindringlichkeit ist die Stimme des Rundfunksprechers, der die Übertragung ansagt, in das zu hörende Werk einführt, die Applausordnung kommentiert und den Eindruck, doch irgendwie dabei zu sein, vermittelt.
Am 20. Januar 1940 wurde in New York ‘Orfeo ed Euridice’ von Christoph Willibald Gluck gegeben. Die Besetzung war erlesen, und am Pult des Orchesters der Met stand kein Geringerer als Erich Leinsdorf.
Ich nehme einige Trübungen, die u.a. dem historischen Bandmaterial geschuldet sind, gerne in Kauf, ich akzeptiere, dass der Aufführungsstil so historisch erscheinen mag, wie die ganze Aufnahme, aber ich bin angetan von den Stimmen und der Stimmung, die dieses Dokument atmet.
Leinsdorf – soweit man das hören kann – sorgt für einen recht dramatischen Ton, da gibt es keine übermäßigen Weichzeichnungen, es geht um Leben und Tod, um die Kraft der Liebe durch den Ausdruck der Musik, insbesondere des Gesanges.
Hat man sich an die mal mehr oder weniger mitrauschenden Ätherwellen gewöhnt, dann hat man etliches in dieser Aufnahme zu hören, das wahrscheinlich sehr selten auch in heutigen Aufführungen an unsere Ohren dringt.
Der Chor der Metropolitan Opera ist präsent und den unterschiedlichen zu besingenden Stimmungen angemessen präpariert und sorgt für etliche Dramatik und Spannung.
Die Partie des Orfeo singt Kerstin Thorborg, und allein derentwegen ist die Aufnahme den Besitz wert. Ihr Gesang ist ein seelenwarmer dunkler Fluss, keine Sentimentalitäten, dafür große Linie und ausgeglichene Qualität des Tones in allen Lagen. Dazu kommt der große Atem einer Künstlerin, die zugleich mit den Fachpartien Richard Wagners überzeugen konnte.
Leuchtend, wie der Klang von edlem Silber ist die Stimme Jarmila Novotnas als Euridice. Die Eleganz ihres Singens ist von Kritikern in die Nähe Lisa Della Casas gestellt worden.
In der Partie des Amore ist die Stimme von Marita Farell dokumentiert.
Natürlich ist diese Aufnahme zunächst eine Referenz an die 1896 in Schweden geborene Altistin Kerstin Thorborg, die an der Met in über 350 Aufführungen sang, das in 20 Partien ihres Faches. Dafür wurde sie vom Publikum geliebt, aber wahrscheinlich vor allem wegen ihres Grundtones menschlicher Güte der zu Herzen geht. Als Zugabe bringt die CD noch ein Gespräch mit der 1970 verstorbenen Sängerin in englischer Sprache über ihre Tätigkeit an der Met. Dem Gespräch folgt ein Tondokument, in dem die Thorborg ebenfalls als Orfeo zu hören ist, allerdings in deutscher Sprache und sieben Jahre zuvor.
Es folgen Aufnahmen vom Mai 1940 mit den wichtigsten Wagnerpartien der Altistin. Erda, Fricka, Waltraute aus ‘Der Ring des Nibelungen’, Brangäne – nicht Isolde wie im Booklet aufgeführt – aus ‘Tristan und Isolde’ und Kundry aus ‘Parsifal’. Welche Sinnlichkeit, welche Linienführung, welche Verschmelzung von Wort und Ton, Musiktheater! Nicht mehr und nicht weniger.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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von Gluck, Christoph Willibald: Orfeo ed Euridice |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: |
Guild 2 24.06.2005 2:31:59 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
795754231823 GHCD 2317/18 |
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Gluck, Christoph Willibald |
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"Die Rolle der Orfeo war Thorborgs Lieblingsrolle, eine Rolle, die der Stimme und dem Temperament der gefeierten Altsängerin bestens entsprach. Man hört sie in einer klar aufgenommenen volltönenden Übertragung der Originaltranskriptionen, mit einem Kommentar von Milton Cross und allen Vorhängen, die sich die Sänger/innen so wohl verdient haben. Das Album enthält auch ein ausführliches Interview mit Madame Thorborg über ihre Met Karriere und den Bonus bestimmter seltener Scheiben, auf denen Musikliebhabern erstmalig ihre bemerkenswerte Stimme vorgestellt wurde." |
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Guild Guild entstand in den frühen Achtzigerjahren auf Initiative des berühmten englischen Chorleiters Barry Rose, der den St Paul's Cathedral Choir in London leitete. Der Name hat nichts mit der nahe gelegenen Londoner Guild Hall zu tun, sondern kommt von Barry Roses erstem Chor, dem Guildford Cathedral Choir. Das frühere Logo (ein grosses G) entstand indem Barry Rose kurzerhand eine Teetasse umstülpte und mit einem Bleistift ihrem Rand bis zum Henkel entlang fuhr. Seit 2002 hat die Firma als Guild GmbH ihren Sitz in der Schweiz, in Ramsen bei Stein am Rhein. Mehr Info... |
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