
Wand, Günter - Günter Wand-Edition
Musikalische Delikatessen aus Frankreich
Label/Verlag: Profil - Edition Günter Hänssler
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Günter Wand war sicherlich einer der wichtigsten Musiker seiner Generation
Günter Wand (1912 – 2002) ist allen in der Musikwelt mit seinen Brucknerinterpretationen ein Begriff. Doch die nun aufgelegte Wand-Edition zeigt uns endlich einmal diesen genialen Dirigenten in all seiner Vielseitigkeit. Die CD Nr. 7 vereint eine kleine Auswahl von bislang noch nicht veröffentlichten Konzerten mit französischer Musik, aufgenommen zwischen 1967-1975. Es musiziert das Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester, das heutigen WDR-Sinfonieorchester. Allgemein unbekannt ist sicherlich auch, dass Günter Wand nach dem 2. Weltkrieg ein gern gesehener Gast in Frankreich war und dass er mit allen großen französischen Orchestern gearbeitet hat. Als Auftakt verblüfft das Violinenkonzert Nr.3 von Camille Saint-Saëns mit einer gelungenen Interpretation. Das für Pablo Sarasate geschriebene Konzert wurde am 2. Januar 1881 während einer privaten Soirée in Paris uraufgeführt. Solist der vorliegenden Einspielung ist der 1918 in San Francisco geborene Ruggiero Ricci. Sein brillantes Spiel, mit einer großartigen Leichtigkeit und Genauigkeit, zeigt seine große Meisterschaft auf der Violine und man kann nachvollziehen warum für ihn der Teufelsgeiger Paganini ein Vorbild war. Günter Wand und sein Kölner Orchester sind durchaus ebenbürtige Partner und das Zusammenspiel zeugt von einer perfekten Harmonie zwischen Solist und Klangkörper, auch ausdrucksstark und feurig wird hier musiziert.
Dann überrascht Wand mit ‚Les Bandar-log’ – Sinfonisches Poem op. 176 aus dem Zyklus ‚Le Livre de la Jungle’ nach Rudyard Kipling, eine Komposition von Charles Koechlin (1867 – 1950). Fast gleichaltrig mit Claude Debussy, war Koechlin wohl bis zu seinem Tod der am stärksten verkannte Komponist seiner Generation. Mit 225 Opusnummern hat er ein sehr umfangreiches Werk hinterlassen, doch auch schriftstellerisch und als Lehrer war er tätig. Seine musikalischen Werke kann man unter dem Begriff ‚gemäßigte Moderne’ zusammenfassen. Fasziniert war Koechlin von Rudyard Kiplings Dschungelbuch, das ihn zeitlebens nicht mehr losließ. ‚Les Bandar-log’ ist bei Kipling das lärmende Affenvolk im Dschungel und Koechlin hatte mit seiner Komposition eine boshafte Parodie auf das Musikleben seiner Zeit im Sinn. Günter Wand setzte das Stück 1973 in Köln zum ersten Mal auf das Programm. Er liebte diese musikalische Satire sehr und das merkt man auch bei seinem Dirigat, das sehr markant klingt und spritzig frech orientiert ist.
Gleiches gilt auch für die Ouvertüre ‚Römischen Karneval’ op. 9 von Hector Berlioz, die Günter Wand fast regelmäßig seit 1946 immer wieder dirigiert, selbst noch in seiner Hamburger Spätzeit. Temperamentvoll und stilistisch überzeugend auch die Ouvertüre zur Oper ‚Anacréon’ von Luigi Cherubini. Auch dieses selten gespielte Stück gehörte lebenslang in das Konzertrepertoire von Günter Wand. Die vorliegende CD zeigt uns einen enorm vielseitigen Dirigenten, der über ein außergewöhnliches musikalisches Stilbewußtsein verfügt. Günter Wand war sicherlich einer der wichtigsten Musiker seiner Generation, der es in den langen Jahren seiner ‚Dienerschaft für die Musik’ immer verstanden hat den Geist der Musik jenseits aller Noten zu erfassen und diesen Geist als lebendige Kraft wieder auferstehen zu lassen.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Wand, Günter: Günter Wand-Edition |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
Profil - Edition Günter Hänssler 1 15.08.2005 62:29 1975 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
881488500721 PH05007 |
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Berlioz, Hector |
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"Französische Kompositionen mit dem großartigen Solisten Ruggiere Ricci (Violine) - erschienen innerhalb der Günter Wand Edition bei PROFIL - Edition Günter Hänssler" |
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