
Ravel, Maurice - Miroirs
In Farbe getauchte Stimmungen
Label/Verlag: Tacet
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Markus Schirmer ist ein Name, den man sich merken sollte.
Markus Schirmer ist ein Name, den man sich merken sollte. Als Pianist erfreut er sich einer hervorragenden Reputation, wovon nicht nur etliche Auszeichnungen und seine Professur an der Grazer Musikuniversität zeugen. Nur leider hält sich die Zahl seiner CD-Einspielungen bisher in Grenzen; die wenigen Aufnahmen erregten gleichwohl international Interesse und erhielten fabelhafte Kritiken. Schirmers Diskographie wird nun um Ravels Miroirs (Spiegelbilder) und Mussorgskys originaler Klavierfassung der Bilder einer Ausstellung bereichert. Unter dem Zusammenhang stiftenden Titel ‘Pictures & Reflections’ ist dieser Geniestreich im Programm des kleinen Stuttgarter Labels TACET erschienen.
‘Pictures & Reflections’, ‘Bilder und Spiegelbilder’ – nicht nur die Titel verbinden diese beiden Zyklen miteinander, sondern vor allem die gestalterischen Ideen der Komponisten. Schirmer entdeckt bei Ravel ebenso wie bei Mussorgsky mannigfaltige ‘Facetten des Lebens, in Farbe getauchte Stimmungen, Episoden und Geschichten.’ Um diese sensiblen Stimmungsbilder adäquat wiedergeben zu können, bedarf es freilich nicht zu unterschätzender pianistische Fähigkeiten. Besonders die Interpretation der Werke Ravels, der seine Klangphantasien vom Orchester auch auf das Klavier übertrug, verlangen extreme Virtuosität. Die Stücke der Miroirs sind gespickt mit flirrenden Klangfarben, fein schattierten Kolorierungen, leichten Klangtupfern gepaart mit technischen Hürden wie raffinierten Gegenrhythmen sowie Terz- und Sextglissandi. Mit anderen Worten: die technischen Möglichkeiten des sowohl Klaviers als auch des Pianisten werden ohne Kompromisse ausgenutzt. Dieser Herausforderung hat Schirmer sich gestellt – und sie exzellent gemeistert.
Bloßer Virtuosität stellt Schirmer jedoch eine intelligente Gestaltung entgegen und grenzt sich so gegen viele der prominenten Tastenlöwen ab. In jedem Moment spürt man, dass er die Werke intellektuell durchdrungen hat und weiß, was er spielt. Die Darstellung des inneren Gehalts ist ihm dabei unendlich viel wichtiger als die überflüssige Zurschaustellung nackter Bravourleistungen. Seine ungeheure Sensibilität ermöglicht es dem Hörer, ganz in die Atmosphäre der Bilder einer Ausstellung einzutauchen. Selbst in den kurzen Sätzen produziert Schirmer einen Sog, dem man sich kaum widersetzen kann und erzielt so eine schier unglaubliche Dichte in seiner Interpretation. Dem gleichbleibend hohen Niveau zum Trotz lassen sich durchaus zwei Höhepunkte ausmachen, zum einen Das alte Schloß, das gleichsam durch eine dicke Patina nur noch vage hindurch zu schimmern scheint, sowie der jähe Übergang vom Marktplatz von Limoges zu den Römischen Katakomben, bei dem der den Atem buchstäblich stocken lässt.
Um diese CD und den vorbildhaft eingefangenen Klang des Fazioli-Flügels angemessen genießen zu können, sollte man sich wirklich eine ruhige Stunde nehmen, den Telefonstecker aus der Dose ziehen und das Handy stumm schalten, sich im Sessel zurücklehnen und die Augen schließen. Das etwas nüchtern gestaltete, aber informative Booklet sollte vorher oder nachher studiert werden, denn von dem reinen Hörgenuss sollte nichts ablenken.Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Ravel, Maurice: Miroirs |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Tacet 1 01.03.2005 |
Medium:
EAN: |
CD
4009850013204 |
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Mussorgsky, Modest |
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Tacet Das Wort TACET kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "er/sie/es schweigt". Es steht in den Noten, wenn ein Musiker für ein ganzes Stück nichts zu spielen hat. In einem solchen Fall steht in den Noten "TACET". Ein paradoxer Name für eine Plattenfirma? Der Produzent des Labels, Andreas Spreer, liebt das Paradox. Im April 1989 gründete der Diplom-Tonmeister die Musikfirma TACET in Stuttgart/Germany. Seither produziert TACET Musik für höchste Ansprüche auf den verschiedensten Tonträgern (CD, LP, SACD, DVD-Audio, Blu-ray). Von Beginn an erhielten die Aufnahmen herausragende Rezensionen und höchste Auszeichnungen (u. a. mehrere Jahrespreise der deutschen Schallplattenkritik, Cannes Classical Award, Echo, Diapason d'or, Grammy-Nominierung und viele mehr; stöbern Sie ein wenig in den Kritiken auf den Produktseiten), aber was noch wichtiger ist, sie erfreuen sich größter Beliebtheit beim Publikum. Dabei ist noch kein Ende abzusehen: Die Zahl der TACET-Fans wächst immer weiter. Woher kommt dieser langandauernde große Erfolg? Vielleicht liegt es daran: TACET arbeitet konsequent an der Synthese von zwei Ebenen, die häufig als sehr unterschiedlich oder sogar gegensätzlich angesehen werden: dem musikalischen Gehalt und der aufnahmetechnischen Qualität. Als Begriff, der sowohl die musikalischen als auch die aufnahmetechnischen Vorzüge der TACET-Aufnahmen umfasst, bietet sich das Wort "Klang" an. Klang entsteht in einem Instrument, der Musiker bringt ihn daraus hervor, doch ob gewollt oder nicht - die nachfolgenden Apparaturen und Personen beeinflussen den Klang auch. Wenn alle Beteiligten, Musiker, Instrumente, Raum, Aufnahmegeräte und "Tonbearbeiter" gut zusammenpassen bzw. zusammenarbeiten, wächst in der Mitte zwischen ihnen wie von selbst etwas Neues empor, das dem Wesen einer Kompositon sehr nahe kommt. Davon handelt unser Slogan "Der TACET-Klang - sinnlich und subtil". "This is one of the best sounding records you'll ever hear" schrieb das US-Magazin "Fanfare" über die TACET-LP L207 "oreloB". György Ligeti äußerte über die Kunst der Fuge "... doch wenn ich nur ein Werk auf die "einsame Insel" mitnehmen darf, so wähle ich Koroliovs Bach, denn diese Platte würde ich, einsam verhungernd und verdurstend, doch bis zum letzten Atemzug immer wieder hören.". "Entscheidend aber ist die Gemeinsamkeit des Geistes. Die Auryn-Leute beseelt die gleiche Kunstgesinnung..." (Rheinische Post). Stöbern Sie ein wenig in den Kritiken auf den Produktseiten oder noch besser hören Sie sich TACET-Aufnahmen an und überprüfen, was die Kritiker schreiben. Bei uns darf Musik all das anrühren und ausdrücken, was das Leben ausmacht. Sie erlaubt dem Hörer Gefühle zu empfinden, ohne sentimental zu werden. Sie kann witzig sein und zum Lachen bringen. Sie kann auf ehrliche Weise "romantisch" sein, ohne den Hörer in einen Kaufhausmief von Wohlfühlklängen zu versenken. Sie darf in unendlichen Variationen geistreich sein. Sie darf zum Denken und zum Erkennen anregen, ohne musikalische Vorbildung zu erfordern. Sie darf effektvoll sein und um die Ohren fliegen, wenn es dem Wesen der Werke entspricht. Sie kann Revolutionen im Kopf auslösen, ohne ein einziges Wort. Sie kann widersprechen und korrigieren. Musik kann Verzweiflung wecken, aber auch trösten. Und und und. Die vollständige Liste wäre endlos. Der TACET-Inhaber und -Gründer Andreas Spreer erhielt u. a. die Ehrenurkunde des Preises der deutschen Schallplattenkritik. Mehr Info... |
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