
Dvorák, Antonín - Symphonie No. 6
Rumpelnde Folklore
Label/Verlag: LSO Live
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Zum kennen Lernen der Symphonie eignet sich die mit 46 Minuten Spieldauer übrigens sehr kurze CD auf jeden Fall, wer eine feinere Interpretation hören möchte sei auf Rafael Kubeliks Referenzeinspielung mit den Berliner Philharmonikern verwiesen.
Die Anregung zu Dvoraks sechster Symphonie kam von Hans Richter, dem viel daran gelegen war, tschechische Künstler zu fördern. Er beabsichtigte das rasch konzipierte Werk im Dezember 1880 mit den Wiener Philharmonikern uraufzuführen. Wegen politischer Spannungen konnte das Vorhaben aber nicht realisiert werden: Einige Orchestermusiker legten ihr Veto gegen die Aufführung eines slawischen Werks ein. So wurde die Symphonie am 25. März 1881 in Prag aus der Taufe gehoben. Das Publikum nahm die Novität so begeistert auf, dass der Furiant daraus wiederholt werden musste. Die große Euphorie ist keine Überraschung, da das slawische Idiom in dieser Partitur auch abseits dieses Furiants eine noch größere Rolle spielt als in Dvoraks vorangegangen Symphonien. Der Furiant zählt indessen wie alles, was in Dvoraks Symphonik ‘typisch tschechisch’ klingt, nicht zu den Transkriptionen vorgefundener Tanz- oder Volksliedthematik, sondern zu den vom Komponisten erfundenen Lied- und Tanzweisen, die Volksmelodien sein könnten, da sie sich deren Rhythmik, Metrik und Bauprinzipien als Grundriss bedienen und sie symphonisch stilisieren. Abgesehen von diesem nationalen Couleur ist die Partitur auch von Brahms zweiter Symphonie beeinflusst, was sich unter anderem in der Wahl der Tonart, dem ¾ Rhythmus des Kopfsatzes sowie der Orchestrierung und der Durchführung niederschlägt. Der Adagio-Satz zeigt auch eine starke Beeinflussung durch Beethovens neunter Symphonie.
Sir Colin Davis interpretiert das Werk strukturell sehr übersichtlich und mit raschen Tempi, wobei die plump wirkenden Fortestellen befremden, was allerdings nicht als Kritik an dem ansonsten sehr federnd und klar spielendem London Symphonie Orchestra verstanden werden soll. Colin Davis hat ja auch bei seiner schon Jahre zurückliegenden Einspielung des ‘Freischütz’ gezeigt, dass er volkstümlich gerne mit polternd gleichsetzt. Hervorragend gelungen ist die tontechnische Seite dieses 2004 entstandenen Mitschnitts: Das Klangbild ist sehr natürlich und in Bezug auf die einzelnen Instrumentengruppen ausgewogen, was bei dieser sehr blechlastig instrumentierten Partitur ein doppeltes Plus bedeutet.
Zum kennen Lernen der Symphonie eignet sich die mit 46 Minuten Spieldauer übrigens sehr kurze CD auf jeden Fall, wer eine feinere Interpretation hören möchte sei auf Rafael Kubeliks Referenzeinspielung mit den Berliner Philharmonikern verwiesen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Dvorák, Antonín: Symphonie No. 6 |
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Label: Anzahl Medien: |
LSO Live 1 |
Medium:
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SACD
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Schostakowitsch, Dimitri |
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