
Brahms, Johannes - Piano Concerto No.1
Für die Fernsehschirme dieser Welt
Label/Verlag: EuroArts
Detailinformationen zum besprochenen Titel
An bedeutungsvollen Orten und Werken hat die seit 1991 stets am 1. Mai live im Fernsehen übertragene Europa-Konzertreihe der Berliner Philharmoniker bereits so einige aufzuweisen; 2004 entführte das Orchester nach Athen, in das Herodes-Attikus-Theater. Mitten in die lieblich gurrenden Gesänge der Athener Odeons-Tauben fahren dort die drohenden Paukenwirbel des 1. Klavierkonzertes von Johannes Brahms. Mit Daniel Barenboim hatte das Orchester einen Gast geladen, der bereits mehrmals die Konzertreihe am Klavier und am Pult bereicherte; im Brahms-Konzert zeigt sich Barenboim entspannt, fast altersweise. In klugen dynamischen Bögen verknüpft er die Ideen des stilistisch eher zurückhaltenden Konzerts, das dem Solisten wenig Möglichkeit bietet, durch gleißende Akkorde oder stupend rasende Passagen zu glänzen; geradezu bescheiden scheint uns diese Interpretation sagen zu wollen: Seht her, das Orchester, das Gemeinsame unserer Aktion ist wichtiger als mein persönliches Getändel. p Diese moralische Note liegt Barenboim, dem knurrenden Verteidiger der Hochkultur, aber auch allzu gut. Betont er im einführenden Film doch überdeutlich, wie schwer ihm der zunehmende Kulturverfall im Magen liegt. Klar, dass der Grundgedanke des Europakonzertes – Menschen durch Kultur zu vereinen – ihm liegt, und in Sir Simon Rattle hat er dabei den stärksten Mitstreiter (man denke an dessen Film ‘Rhythm is it’).
Etwas verstaubte Ästhetik... Dennoch kann man sich dem Gefühl nicht ganz erwehren, die Idee der Konzertreihe entspringe einer Ästhetik der achtziger, neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts; einer Zeit, da man im ZDF das ‘Sonntagskonzert’ sah, wo bunt gekleidete Knabenchöre vor idyllischen Kulissen Frühlingslieder intonierten. Mit salbungsvoller Stimme erklärt uns denn auch der Sprecher des beiliegenden Filmchens: ‘Wenn die Sonne über dem Berg der Könige und Götter aufgeht, liegt Frieden über Athen. Noch ist es still in der Stadt am Fuße der Akropolis. Doch schnell verwandelt sich die Idylle in ein brodelndes Meer...’ Mit solchen Worten kann man heutzutage keinen Menschen unter vierzig hinter seinem Laptop hervorlocken. Simon Rattle ist also gut beraten, der Konzertreihe ein deutliches Lifting zu verpassen, wenn ihm der Vereinigungsgedanke von Alt und Jung wirklich am Herzen liegt.
...aber großartige Musik! Ein hervorragender Auftakt dafür wäre jedenfalls die zweite Konzerthälfte in Athen: explosiv und kraftvoll interpretiert das Orchester die schwelgerische Schönbergsche Fassung des Klavierquartetts Nr. 1 von Brahms. Großartig, wenn man quasi aus dem Orchester heraus Rattles Minenspiel erleben darf: bissig-aggressiv zuweilen, mit leuchtenden Augen und breitem Lächeln oder divenhafter Leidensgeste, und die Berliner scheinen jeden dieser Affekte sofort stimmungsvoll um zusetzen. Ein Ohren- und Augenschmaus gleichermaßen, zumal auch die Soloparts der Bläser wie der Streicher im letzten Satz tontechnisch hervorragend abgemischt sind. Da stören auch die Athener Spatzen nicht, die zuweilen in die Pausen zwitschern.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: Features: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Brahms, Johannes: Piano Concerto No.1 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
EuroArts 1 07.02.2005 |
Medium:
EAN: |
DVD
0880242536594 |
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Brahms, Johannes |
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EuroArts EuroArts Music International ist im Bereich audio-visueller Klassikproduktionen eine der weltweit führenden Produktions- und Distributionsfirmen. Das 1979 gegründete Unternehmen produziert jährlich 10-15 hochwertige Klassik-Programme darunter Konzertaufzeichnungen in aller Welt sowie aufwändige Dokumentationen. Renommierte, preisgekrönte Programme und Events haben EuroArts Music zu einem exzellenten internationalen Ruf verholfen. Eine intensive und langjährige Partnerschaft verbindet EuroArts Music mit führenden Klangkörpern wie den Berliner Philharmonikern, dem Mariinsky Theater Orchester, dem Lucerne Festival Orchestra, der Staatskapelle Berlin, dem Gewandhausorchester Leipzig und vielen anderen. Die alljährlichen Aufzeichnungen des EUROPAKONZERTs, des Waldbühnen- und Silvester-Konzerts der Berliner Philharmoniker sind erfolgreiche und weltweit etablierte Musikprojekte von EuroArts Music. Im August 2005 produzierte und übertrug EuroArts Music live das weltweit beachtete Ramallah-Konzert des West-Eastern Divan Orchestra unter Daniel Barenboim. Im Januar 2006 produzierte EuroArts Music die erste Klassik-Live-Übertragung von Peking nach Europa (u.a. mit Lang Lang). Die weltweit einmaligen Musik-TV-Formate 24hoursBach und 24hoursMozart wurden zu zwei international erfolgreichen Musikevents dieses Unternehmens. In 2012 wurde ein kompletter Prokofiev-Zyklus mit sämtlichen Sinfonien und Klavierkonzerten aufgezeichnet. Seit vielen Jahren verbindet EuroArts Music eine enge Zusammenarbeit mit herausragenden Künstlern wie Daniel Barenboim, Sir Simon Rattle, Valery Gergiev, Claudio Abbado, Martha Argerich, Yuja Wang und András Schiff sowie renommierten Regisseuren Bruno Monsaingeon, Frank Scheffer und Peter Rosen. Das Ergebnis sind Gesamtaufnahmen wie The Beethoven Symphonies (Abbado/Berliner Philharmoniker) und preisgekrönte Dokumentationen wie Claudio Abbado Hearing the Silence oder Multiple Identities Encounters with Daniel Barenboim. 2006 wurde die EuroArts Music Produktion Knowledge is the Beginning mit dem International Emmy Award (Arts Programming) ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm wurde 2007 mit weiteren Preisen geehrt, darunter der FIPA D'OR Grand Prize 2007 (Kategorie Performing Arts) sowie als Best Arts Documentary bei dem renommierten 2007 Banff World Television Festival. Innovation und Qualität bildeten von Anfang an die Grundpfeiler der Firma. Zahlreiche internationale Auszeichnungen bestätigen dies, darunter: Oscar® für die Koproduktion von Journey of Hope Grammy Award für Kurt Weills: Rise and Fall of the City of Mahagonny Emmy Award und ECHO Klassik für Knowledge is the Beginning 2 weitere ECHOs für A Surprise in Texas (ECHO Klassik) und Django Reinhardt- Three-fingered Lighnting (ECHO Jazz) Peabody Award für Blue Note A Story of Modern Jazz National Education Award (USA) für Sir Peter Ustinov: Celebrating Haydn
Sowie folgende Nominierungen:
Emmy Award für Robbie Robertson Rocky und Grammy Award für Blue Note A Story of Modern Jazz
Der Katalog von EuroArts Music umfasst rund 1.800 Musikprogramme, darunter gehören neben EuroArts Eigenproduktionen auch Programme von zahlreichen unabhängigen Produktionsfirmen. Viele eigene Produktionen werden weltweit auf dem eigenen Label EuroArts als DVD und Blu-ray, sowie als digitales Produkt vermarktet. Seit 2016 werden die physischen Produkte durch Warner Music vertrieben. Mehr Info... |
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