
Vivaldi, Antonio - Le Quattro Stagioni
Ferrari Barock
Label/Verlag: Berlin Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Es ist noch nicht allzu lange her, da schienen die Aufnahmen barocker Concerti aus dem Boden zu sprießen, die versuchten, sich vom Weihnachtsimage der Konzerte von Corelli oder eben Vivaldi mit seinen weihevollen Tempi und gleichmäßiger, damit hintergrundfähiger Dynamik auf die eine oder andere Weise abzusetzen. Diese Experimente gelangen, wenn wir uns erinnern, gelegentlich ziemlich gut, ab und zu mäßig gut und manchmal eben auch weniger gut. Dies lag an der Chance, die diese Concerti bieten und die gleichzeitig auch die Gefahr für den Interpreten darstellt - nämlich dem Mangel an präzisen Vortragsanweisungen, wie sie in späteren Zeiten gang und gäbe sind. Deren Fehlen scheint Räume zu öffnen für vielfältige Spielmöglichkeiten, die den Interpreten und seine Virtuosität in den Vordergrund stellen können, wenn dieser sich einfach zu inszenieren wünscht oder zu Recht glaubt, es sei an der Zeit, für eine Renaissance des Concerto der italienischen Meister zu sorgen. Mit der bloßen kreativen Herausforderung ist aber eben immer auch die Forderung nach Feinsinnigkeit und gleichzeitig nach Empfinden für Maß und Gesamtheit der Interpreten verbunden - ganz zu schweigen vom Vorhandensein gewisser technischer Fähigkeiten, wenn beispielsweise Tempi nach Wunsch gesteigert werden sollen. Mut zur Interpretation allein macht also hier wie überall noch keine Meisteraufnahme.
Kreativität im Umgang mit dem Klangkörper, gewonnen zum Teil aus den Erkenntnissen über die Beschaffenheit der originalerweise eingesetzten Instrumente zeigen auch die Camerata Bern und Thomas Zehetmair in der vorliegenden Aufnahme. Wir finden hier die altbewährten Stilmittel der neuen Barock-Revoluzzer, wie die provokanten leeren Saiten, wo wir Vibrato in der Lage erwarteten, drastische Crescendi und Decrescendi, wo wir auf sanft konstant gehaltene Dynamik gefasst waren und besondere Klangeffekte, die mit dem Springbogen oder dem Holz des Bogens erzeugt werden. Das machen aber alle. Was die Aufnahme von Zehetmair dagegen so interessant macht, ist das Selbstbewusstsein seiner Interpretation und die Leichtigkeit seiner Technik, auf die genauso Verlass ist, wie auf den früheren Konservativismus, sobald die Rede von Vivaldis Jahreszeiten-Zyklus war. Zehetmair garantiert Transparenz, wo man sonst um den Überblick fürchten musste - gerade bei den rasenden Geschwindigkeiten seiner Virtuosität - und er verspricht Kreativität, wo ansonsten entweder reiner Konformismus oder aber viel Lärm um nichts veranstaltet wurde.
Besonders hervorzuheben ist wohl auch, dass sich dieses begeisternde Ensemble nicht mit den Rennern, den Jahreszeiten, zufrieden gibt, sondern in deren Schlepptau oder als Zugabe das Es-Dur-Concerto ‘La Tempesta di Mare’ und das Concerto B-Dur für Violine, zweichörige Streicher und zwei Cembali beifügt, die das Bild einer um Frische und Freude bemühten Truppe erfolgreich abrunden.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Vivaldi, Antonio: Le Quattro Stagioni |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Berlin Classics 1 03.01.2005 |
Medium:
EAN: |
CD
0782124124120 |
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Vivaldi, Antonio |
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Berlin Classics Berlin Classics (BC) ist das Klassik-Label der Edel Germany GmbH. Es ist das Forum für zahlreiche bedeutende historische Aufnahmen, wichtige Beiträge der musikalischen Zentren Leipzig, Dresden und Berlin sowie maßgebliche Neuproduktionen mit etablierten und aufstrebenden jungen Klassik-Künstlern. Dazu zählen etablierte Stars, wie z.B. die Klarinettistin Sharon Kam, die Pianisten Ragna Schirmer, Sebastian Knauer, Matthias Kirschnereit, Anna Gourari und Lars Vogt, die Sopranistin Christiane Karg oder auch die Ensembles Concerto Köln, Pera Ensemble, sowie der Dresdner Kreuzchor und das Vocal Concert Dresden. Mehrfach wurden Produktionen mit einem Echo-Preis ausgezeichnet. Im Katalog von Berlin Classics befinden sich Aufnahmen mit Kurt Masur, Herbert Blomstedt, Kurt Sanderling, Franz Konwitschny, Hermann Abendroth, Günther Ramin, Peter Schreier, Ludwig Güttler, Dietrich Fischer-Dieskau, die Staatskapellen Dresden und Berlin, das Gewandhausorchester Leipzig, die Dresdner Philharmonie, die Rundfunkchöre Leipzig und Berlin, der Dresdner Kreuzchor und der Thomanerchor Leipzig. Sukzesssive wird dieses historische Repertoire für den interessierten Hörer auf CD wieder zugänglich gemacht, wobei die künstlerisch hochrangigen Analogaufnamen mit größter Sorgfalt unter Anwendung der Sonic Solutions NoNoise-Technik bearbeitet werden, um sie an digitalen Klangstandard anzugleichen. Mehr Info... |
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