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Freitag, 2. Juni 2023

Bruckner, Anton - Symphonie No.3

Anton Bruckner und der liebe Gott


Label/Verlag: Tudor
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Anton Bruckner (1824 – 1896) spaltet mit seiner Musik die Klassikfans. Viele lehnen sie als pathetisch und vordergründig religiös ab. In der Tat, Bruckners Musik sollte in einer meditativen Grundhaltung gehört werden. Wer Bruckners Weltanschauung nicht akzeptiert, wird auch schwerlich seine Musik verstehen können. Der Dirigent Peter Gülke stellte fest, dass es nicht angehe, in Bruckners Schaffen einen Gegensatz zwischen geistlichen und weltlichen Werken finden zu wollen, denn seine Symphonien seien in demselben Maße ‚gebetet’ wie seine Messen. Bruckner sah sich mit seinem Talent direkt dem Herrgott verpflichtet und widmete diesem auch seine neunte und letzte Symphonie. Aus dieser Haltung heraus resultierte sein hohes künstlerisches Arbeitsethos. Gleich nach dem lieben Gott rangierte bei Bruckner Richard Wagner und diesem widmete er seine 3. Symphonie. Darin erschien die sinfonische Konzeption Bruckners in ihrer voll ausgeprägten Form zum ersten Mal sehr deutlich. Er schrieb dieses Werk in den Jahren 1872 und 1873. Eine zweite Fassung wurde vom Komponisten 1877 und eine dritte in den Jahren 1888-1889 erstellt. Die Einspielung der Bamberger Symphoniker unter Jonathan Nott basiert auf der ersten Fassung.

In ihrer Glanzzeit unter dem letzten Chefdirigenten Horst Stein waren die Bamberger ein ausgezeichnetes Brucknerorchester, doch was für den Hörer gilt, ist sicherlich auch für Orchester und Dirigent gültig: ohne Akzeptanz der geistigen Dimensionen in dieser Musik ist eine fesselnde Widergabe kaum möglich. Nun möchte ich Jonathan Nott nicht unterstellen, dass sein Dirigat diesen Aspekt gänzlich unberücksichtigt gelassen hat, doch alles klingt für mich ziemlich statisch. Gut, da ist immer der noch der schöne, warme Klang der Bamberger und die typischen Brucknerschen ‚nach oben komponierten’ Fortissimi klingen sehr beeindruckend. Doch die durchgehende musikalische Gestaltung fehlt mir. Im Allgemeinen arbeiten Komponisten nicht so, indem sie Note an Note setzen, da gibt es schon eine Art musikalische Dramaturgie, die der Arbeit zugrunde liegt und diese zu erspüren ist ein wichtiger Teil der Arbeit eines Dirigenten. Das Handwerkliche sollte natürlich perfekt beherrscht werden, danach beginnt dann aber erst die Interpretation. Leider ist diese bei der Einspielung der Bamberger etwas auf der Strecke geblieben. ‚Gebetet’ haben sie die dritte Symphonie von Anton Bruckner nicht, allerdings kann ich mich an Aufführungen unter Horst Stein erinnern, wo das absolut der Fall war. Doch Jonathan Nott ist da kein Einzelfall, viele jüngere Dirigenten bleiben gern auf der sicheren Seite einer kopflastigen Interpretation, ist doch Pathos heute unerwünscht. Aber Pathos und Geist sind nicht ein und dasselbe und dazwischen unterscheiden zu können, ist eine hohe Kunst und nicht allen Dirigenten gegeben.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:




Midou Grossmann Kritik von Midou Grossmann,


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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Bruckner, Anton: Symphonie No.3

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Tudor
1
13.12.2004
Medium:
EAN:

SACD
7619911071332


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Bruckner, Anton


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Dirigent(en):Nott, Jonathan
Orchester/Ensemble:Bamberger Symphoniker


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Tudor

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