> > > Orientalische Märchen: Suiten von Respighi & Rimski-Korsakow
Sonntag, 4. Juni 2023

Orientalische Märchen - Suiten von Respighi & Rimski-Korsakow

Aus tausend und einer Nacht


Label/Verlag: Genuin
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Im ausgehenden neunzehnten und zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ließen sich viele Komponisten durch den Orient inspirieren. Oder vielmehr durch jene Vorstellungen, welche im europäischen Denken dem Orient gerne zugeschrieben wurden. Eine geheimnisvolle, fremde und exotische Welt beladen mit wundervoller Sinnlichkeit und einer erotisch angehauchten Wildheit. Diese Modeströmung mit dem Titel Exotimus brachte in der Folge Kompositionen hervor, die sich nicht mit den realen Lebensbedingungen in fernen Landen befassen, sondern welche die ‘europäisierten’ Vorstellungen eben dieser in akustisch ansprechende Form zu bringen bemüht waren.

Balletsuite

Die Suite von Resphigi eröffnet im ersten der vier Sätze mit Streichern und Holzbläsern. Die ersten knapp zweieinhalb Minuten zeichnen ein leichtes und zartes Klangbild in denen der orientalische Kolorit auf Anhieb erkennbar ist. Nach einem etwas abruptem klanglichen Übergang sorgen Blech und Pauken für wuchtige und lautstarke Effekte. Eine etwas monotone Melodie wird stampfend vorgetragen, es ist als würde man der Parade eines orientalischen Hofstaates beiwohnen.. Das Cellosolo mit Harfe macht einen wehmütigen und auch müden Eindruck. Dieses stellt wohl die Müdigkeit Salomons dar, welcher sich – der Reize seiner Haremsdamen müde geworden – zur Ruhe setzt. Die anschließende Begegnung mit der äthiopischen Königin wirkt tänzerisch leicht, ein scharfer Kontrast zu den wirbelnden Orchesterklängen vor dem Cellosolo.
Der zweite Satz ist ein Tanz –Danza guerresca- welcher in seiner Gesamtheit martialisch, wild und ungestüm wirkt. Dabei wirkt die Musik nicht nur wuchtig, die teils krachenden Schläge machen jeder Melodie den Garaus. Welche Art von Tanz stellt man sich zu dieser Musik vor? Wirbelnde Körper und eine akrobatische Körperbeherrschung zeichnen die Tänzer einer solchen Musik wohl aus
Im ‘La danza di Belkis all´aurora’ wird zu Beginn die orientalische Stimmung mit Trommeln und einer Flöte erzeugt. Insgesamt wirkt dieser Satz verträumt und ein wenig schwebend. Einige verspielte Melodien sind gekonnt eingeflochten, werden von den Instrumentengruppen aufgenommen, verarbeitet und variiert.
Im abschließenden vierten Satz, dem ‘Danza orgiastica’ sind die Schläge mit der geballten Kraft des Blechs und der Pauken derart laut und wild dass alles andere nahezu völlig übertönt wird. Interessant zu hören ist jener Abschnitt in dem der Tenor Frank Bossert seine Stimme über leise tremolierenden Streichern erhebt und mit beschwörender, etwas weinerlich wirkender Stimme seine textlosen Passagen singt.

Scheherazade

In Korsakows Sinfonsicher Suite wird sehr viel – und sehr gekonnt- mit Tonmalerei gearbeitet. Der zweite Satz –Andantino- beginnt mit dem Violinenmotiv der Scheherazade. Die klangfarblichen Kontraste kommen hier wunderbar zur Geltung, die programmatischen Ideen werden reizvoll verarbeitet und wiedergegeben. Das folgende ‘Andantino quasi allegretto’ wirkt sehr warm und liebevoll interpretiert. Der letzte Satz ‘allegro molto’ beginnt mit einer bezaubernden Violinmelodie zu welcher sich jedoch bald das Orchester gesellet. Die Violinistin Kazuhiro Tabagi spielt sehr exakt, die sehr schnellen Passagen stellen hohe Ansprüche an das Können eines Geigers. Das Spiel wirkt jedoch reif und sehr überzeugend, keine Unsicherheiten sind feststellbar. In der neunten Minute diese Satzes erhebt sich das Orchester, insgesamt wirkt die Musik jedoch überlegt und in ihrem melodischen Reichtum sehr reizvoll, um am Ende wunderbar auszuklingen.

Insgesamt liefert die Württembergische Philharmonie Reutlingen unter dem Dirigat von Norichika Iimiori eine reife und überzeugende musikalische Leistung. Was die Aufnahmequalität angeht, muss man leider kleine Abstriche machen. Man hat teilweise das Gefühl innerhalb eines Konzertsaales zu sitzen, in dem sich die Akustik nicht voll entfalten kann. Der Aufnahme fehlt etwas von dem Glanz und dem Feuer der ihr aufgrund der Interpretation innewohnt.
Das Beiheft bietet in deutscher und englischer Sprache Informationen über Entstehung der beiden Werke. Diese sind gut zu lesen, gehen aber nicht allzu sehr in die Tiefe. Dirigent und Orchester werden ebenfalls mit Bild vorgestellt.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:




Kritik von Martin Kofler,


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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Orientalische Märchen: Suiten von Respighi & Rimski-Korsakow

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Spielzeit:
Aufnahmejahr:
Genuin
1
01.11.2004
68:37
2004
Medium:
EAN:
BestellNr.:

CD
426003625047
GEN 04047


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Respighi, Ottorino
 - Belkis, Regins di Saba - Ballettsuite
Rimsky-Korsakow, Nikolai
 - Scheherazade - Sinfonische Suite op.35


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Dirigent(en):Iimori, Norichika
Orchester/Ensemble:Württembergische Philharmonie Reutlingen


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"Der Meister und sein Schüler: auf ihrer neuen CD kombiniert die glänzend aufgelegte Württembergische Philharmonie Reutlingen zwei exotisch anmutende Meisterwerke Nikolai Rimski-Korsakows und des eine Generation jüngeren Ottorino Respighi. Letzterer könnte mit dieser Veröffentlichung von seinem Ruf des „One-Hit-Wonder“ befreit werden, denn seine klangsinnliche Beschwörung von Belkis, der Königin von Saba, lässt seine Rom-Trilogie fast vergessen. Und wie gut er sein Handwerk beherrschte, zeigt der direkte Vergleich mit einer der bezauberndsten Tondichtungen seines Lehrers, nämlich der farbenprächtigen „Scheherazade“. Die ideale Werk-Kombination für einen Kurztrip in ein Land voller Zedern und Palmen..."


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Genuin

Im Jahr 2002 standen die jungen Tonmeister von GENUIN vor einer wichtigen Entscheidung: Sollte man sich weiterhin lediglich auf das Aufnehmen und Produzieren konzentrieren, oder auf die zahlreichen Nachfragen und positiven Rückmeldungen von Musikern und Fachzeitschriften eingehen und ein eigenes Label ins Leben rufen? In einer Zeit, in der praktisch alle großen Klassik-Label ihre Produktion eingestellt oder zumindest stark gedrosselt hatten, fiel die Entscheidung nicht leicht – aber sie fiel einstimmig aus: zugunsten einer offiziellen Vertriebsplattform für die GENUIN-Aufnahmen. Und der Erfolg hat nicht lange auf sich warten lassen.

Das Label GENUIN hat sich in seinem zwölfjährigen Bestehen zu einem Geheimtipp unter Musikern und Musikliebhabern entwickelt. Schon vor dem Leipzig-Debüt im Oktober 2004, einem Antrittskonzert im Robert-Schumann-Haus mit Paul Badura-Skoda, wurden die CDs in den deutschlandweiten Vertrieb gebracht und von Fachpresse und Musikerwelt hochgelobt. Inzwischen werden GENUIN-CDs in den meisten Ländern Europas sowie in Japan, Süd-Korea, Hongkong und den USA vertrieben.

Das Erfolgsrezept von GENUIN: Die gesamte Produktion, also die Beratung der Künstler bei Aufnahmeraum und Repertoire, die Vorbereitung und Durchführung der Aufnahme selbst, der Schnitt mit allen notwendigen Korrekturen, generelle Entscheidungen beim Cover- und Bookletentwurf bis hin zur fertigen Veröffentlichung liegen in der Hand der Tonmeister. Nur so haben die Musiker den größtmöglichen Entfaltungsspielraum bei der Einspielung und Gestaltung ihrer CDs. Und gleichzeitig kann bis zuletzt eine gleichbleibend hohe Qualität garantiert werden.

GENUIN bietet auch abseits ausgetretener Pfade etablierten Künstlern genauso wie der Nachwuchsgeneration die Möglichkeit, Musik nach eigenen Vorstellungen zu verwirklichen. Das macht sich positiv bemerkbar für die Hörer der mittlerweile mehr als 300 GENUIN-CDs mit Interpreten wie Paul Badura-Skoda, Nicolas Altstaedt oder der Dresdner Philharmonie.


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