
Rheinberger, Joseph - Complete Organ Works Vol.10
Klassische Orgelromantik
Label/Verlag: MDG
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die Gesamteinspielung sämtlicher Orgelwerke Josef Gabriel Rheinbergers durch Rudolf Innig für MDG, ein zu Recht viel gepriesenes editorisches Mammutprojekt, ist bei Folge 10 angelangt. Diese Aufnahme vereint zwei ungefähr zeitgleich entstandene, aber sehr heterogene Opus-Nummern: Die 16. Orgelsonate in der ungewöhnlichen Tonart gis-Moll und die ‘Miscellaneen’ op. 174, zwölf Vortragsstücke sehr heterogenen Charakters. Die Sonate ist ein ambitioniertes, expressives und kontrapunktisch kunstvoll gestaltetes Meisterwerk, das Rheinberger ganz auf der Höhe seiner Kunst zeigt. Bemerkenswert ist der mit ‘Skandinavisch’ überschriebene zweite Satz, in dem Rheinberger ein skandinavisches Volkslied verwendet. Im Gegensatz zum Ernst und hohen Anspruch der Sonate stehen die 12 ‘Miscellaneen’: Es handelt sich um typisch romantische Charakterstücke, die manchmal Stimmungen musikalisch umsetzen, manchmal eine musikalische Idee ausbreiten. Die Titel sprechen für sich, unter anderem ‘Abendruhe’, ‘Betrachtung’, ‘Ernste Feier’, ‘Romanze’, ‘Aufschwung’.
Rudolf Innig spielt auf der Kuhn-Orgel der Neumünsterkirche in Zürich, einem Instrument, das in seiner Substanz auf die Rheinberger-Zeit zurückgeht (erbaut 1872, erweitert 1927 und 1939) und in den 1990er Jahren restauriert wurde. Das mächtige Instrument zeichnet sich durch eine reiche Farbpalette und einen typisch romantisch-weichen Grundklang aus. Innig nutzt die klanglichen Möglichkeiten voll aus und registriert abwechslungsreich, stets aber in voller Übereinstimmung mit dem jeweiligen Werk und seinem Stimmungsgehalt.
Die hundertprozentige technische und musikalische Kompetenz des Organisten ist vielfach gewürdigt worden; bei Rheinberger ist Innig in seinem Element und sorgt für eine Aufnahme mit Referenzcharakter. Mit traumwandlerischer Sicherheit meistert er die enormen technischen Ansprüche der Sonate; die Charakterstücke sind stets adäquat registriert, die Tempowahl ist schlüssig. Innig findet auch die Ruhe, um Werke wie die ‘Betrachtung’ zu einem meditativen Ruhepunkt zu machen oder erfasst exemplarisch die ‘Lieder ohne Worte’-Sphäre der Romanze. Die für Rheinberger so typische Synthese von romantischer Tonsprache, klassischer Klarheit, ttraditionellen Formen und kontrapunktischer Durcharbeitung erfährt eine optimale Wiedergabe. Das kontrapunktische Geflecht ist stets sehr gut durchhörbar.
Vorbildlich ist die Präsentation: Das Booklet lässt keine Wünsche offen: Der Einführungstext ist informativ und wird durch Orgeldisposition und detaillierte Registrierungsangaben abgerundet.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Rheinberger, Joseph: Complete Organ Works Vol.10 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
MDG 1 19.04.2004 71:31 2003 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
760623090023 MDG 317 0900-2 |
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Rheinberger, Joseph |
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MDG Die klangrealistische Tonaufnahme »Den beim Sprechen oder Musizieren entstehenden Schall festzuhalten, um ihn zu konservieren und beliebig reproduzieren zu können, ist eine Idee, die seit langem die Menschen beschäftigte. Waren zunächst eher magische Aspekte im Spiel, die die Phantasie beflügelten wie etwa bei Giovanni deila Porta, der 1598 den Schall in Bleiröhren auffangen wollte, so führte mit fortschreitender Entwicklung naturwissenschaftlichen Denkens ein verhältnismäßig gerader Weg zur Lösung...« (Riemann Musiklexikon)Seit Beginn der elektrischen Schallaufzeichnung ist der Tonmeister als »Klangregisseur« bei der Aufnahme natürlich dem Komponisten und dem Interpreten, aber auch dem Hörer verpflichtet. Die Mittel zur Tonaufzeichnung sind hinlänglich bekannt. Die Kriterien für ihren Einsatz bestimmt das Ohr. Deshalb für den Hörer hier eine Beschreibung unserer Hörvorstellung. Lifehaftigkeit In der Gewißheit, daß der Konzertsaal im Wohnzimmer (leider) nicht realisierbar ist, konzentriert sich unser Bemühen darauf, die Illusion einer Wirklichkeit zu vermitteln. Die Musik soll im Hörraum so wiedererstehen, daß spontan der Eindruck der Unmittelbarkeit entsteht, das lebendige Klanggeschehen mit der ganzen Atmosphäre der »Lifehaftigkeit« erlebt wird. Da wir praktisch ausschließlich menschliche Stimmen und »klassische« Instrumente - auch sie haben ihren Ursprung im Nachahmen der Stimme - aufnehmen, konzentriert sich unsere Klangvorstellung auf natürliche Klangbalance und tonale Ausgeglichenheit im Ganzen, und instrumentenhafte Klangtreue im Einzelnen. Darüber hinaus natürliche, ungebremste Dynamik und genaueste Auflösung auch der feinsten Spannungsbögen. Weitestgehend bestimmend für die Illusion der Lifehaftigkeit ist auch die Ortbarkeit der Klangquellen im Raum: freistehend, dreidimensional, realistisch.Musik entsteht im Raum Um diesen »Klangrealismus« einzufangen, ist bei den Aufnahmen von MDG eine natürliche Akustik unbedingte Voraussetzung. Mehr noch, für jede Produktion wird speziell in Hinblick auf die Besetzung und den Kompositionsstil der passende Aufnahmeraum ausgesucht. Anschließend wird »vor Ort« die optimale Plazierung der Musiker und Instrumente im Raum erarbeitet. Dieser ideale »Spielplatz« ermöglicht nun nicht nur die akustisch beste Aufnahme, sondern inspiriert durch seine Rückwirkung die Musiker zu einer lebendigen, anregenden Musizierlust und spannender Interpretation. Können Sie sich die Antwort des Musikers vorstellen auf die Frage, ob er lieber in einem trockenen Studio oder in einem Konzertsaal spielt?Die Aufnahme Ist der ideale Raum vorhanden, entscheidet sich der gute Ton an den Mikrofonen - verschiedene Typen mit speziellen klanglichen Eigenheiten stehen zur Auswahl und wollen mit dem Klang der Instrumente im Raum in Harmonie gebracht werden. Ebenso wichtig für eine natürliche Abbildung ist die Anordnung der Mikrofone, damit etwa die richtigen Nuancen in der solistischen Darstellung oder die Kompensation von Verdeckungseffekten realisierbar werden. Das puristische Ideal »nur zwei Mikrofone« kann selten den komplexen Anforderungen einer Aufnahme mit mehreren Instrumenten gerecht werden. Aber egal wie viele Mikrofone verwendet werden: Stellt sich ein natürlicher Klangeindruck ein, ist die Frage nach dem Zustandekommen des »Lifehaftigen« zweitrangig. Entscheidend ist, es klingt so, als wären nur zwei Mikrofone im Spiel.Ohne irgendwelche »Verschlimmbesserer« wie Filter, Limiter, Equalizer, künstlichen Hall etc. zu benutzen, sammeln wir die Mikro-Wellen übertragerlos in einem puristischen Mischpult und geben das mit elektrostatischem Kopfhörer kontrollierte Stereosignal linear und unbegrenzt an den AD-Wandler und zum digitalen Speicher weiter. Dadurch bleiben auch die feinsten Einschwingvorgänge erhalten. Auf der digitalen Ebene wird dann ohne klangmanipulierende Eingriffe mit dem eigenen Editor in unserem Hause das Band zur Herstellung der Compact Disc für den Hörer erstellt, für Ihr hoffentlich großes Hörvergnügen. Mehr Info... |
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Portrait

"Man muss das Ziel kennen, bevor man zur ersten Probe erscheint."
Der Pianist und Organist Aurel Davidiuk im Gespräch mit klassik.com.
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