> > > Liszt: Années de Pèlerinage: Michael Korstick, Klavier
Dienstag, 5. Dezember 2023

Liszt: Années de Pèlerinage - Michael Korstick, Klavier

Lohnende Neuauflage


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Hochwertige Liszt-Aufnahmen von Michael Korstick, gesammelt in einer neuen Edition.

Neu sind die Aufnahmen dieser 3-CD-Box nicht, neu ist nur diese Ausgabe, in der sie bei cpo aufgelegt wurden. Schon immer war die pianistische Akte Korstick eine besondere: Altersmäßig erst jenseits der Vierzig begann er überhaupt, CDs aufzunehmen. Mit einer bahnbrechend neuartigen Aufnahme von Beethovens „Hammerklavier-Sonate“, die auf die handschriftlichen Metronomangaben Bezug nimmt, spielte er sich quasi über Nacht ins Rampenlicht rundum begeisterter Rezensionen. Parallel zu seinem groß angelegten Beethoven-Zyklus realisierte er zwischen 2008 und 2010 ein umfangreiches Liszt-Projekt – dessen Gesamtergebnis ist hier zu hören.

Pianistische Pilgerreise

Im Zentrum stehen die drei Bände der „Années de Pèlerinage“. Der erste Teil der klingenden Pilgerreise ist thematisch in der Schweiz verortet. Mit klanglich hellwachem und eingehendem Blick betrachtet er die „Chapelle Guillaume Tell“ und den „Lac de Wallenstadt“. In fein perlenden Diskantsphären macht er Halt am Quellufer („Au bord d´une source“), in den Turbulenzen des Unwetters („Orage“), nimmt er furchtlos den Kampf mit dem Oktav-Gewitter auf, auch wenn er hier stellenweise an technische Grenzen stößt. Erschöpft ist er nach den insgesamt neun Stationen aber noch keineswegs, einen wegweisenden kompositorischen Meilenstein Liszts lässt er in Gestalt der h-Moll-Sonate folgen. Hier kann er den vielgestaltigen Formen des „Sprung-Motivs“ nicht immer ganz geschärfte Konturen verleihen, die hat dafür zum Ende hin das Fugato. Im „Adagio sostenuto“ geht die lyrische Komponente ein wenig auf Kosten von zu ausgeprägtem Vorwärtsdrang.

Gestalterische Präsenz

Weiter geht es auf der zweiten CD nach Italien. Ausdrucksstark beschreibt er die musikalischen Zustände der ersten drei Pilgerstätten ('Sposalizio', 'Il Penseroso' und 'Canzonetta del Salvator Rosa'). Seine pianistische Ansprache ist – ob in zurückgezogener Stille oder mit akkordgewaltigem Pathos – klar und authentisch. Auch die Poesie der drei „Petrarca-Sonette“ legt er gekonnt offen. Bekanntestes Stück ist die der Sammlung angehängte „Fantasia quasi Sonata“. An die tiefgründig verinnerlichte Intensität eines Arcadi Volodos kommt Korsticks Liszt-Spiel – wie übrigens über die gesamte Distanz der drei Tonträger – nicht ganz heran. Nachhaltigen Eindruck hinterlässt die Dante-Lektüre trotzdem. Nach ausgiebiger Trauerarbeit ('Mosonyis Grabgeleit', 'Am Grabe Richard Wagners', 'La Lugubre Gondola Nr. 2' und 'Trauervorspiel und Trauermarsch') folgt der dritte und letzte Teil des Zyklus´. Auch hier erweist Korstick sich als klangmalerisch versierter Reiseberichterstatter, der neben durchgängiger gestalterischer Präsenz auch dem bei Liszt omnipräsenten – mal mehr, mal weniger offensichtlichen – Faktor Virtuosität weitgehend souverän gewachsen ist. Daher: Insgesamt drei CDs hohe Liszt-Kompetenz. Bestnoten verdient sich zudem das überaus fundierte Booklet.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Liszt: Années de Pèlerinage: Michael Korstick, Klavier

Label:
Anzahl Medien:
cpo
3
Medium:
EAN:

CD
761203563524


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Liszt, Franz


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Interpret(en):Korstick, Michael


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cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


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