> > > Messiaen: Des canyons aux étoiles: Utah Symphony, Thierry Fischer
Samstag, 23. September 2023

Messiaen: Des canyons aux étoiles - Utah Symphony, Thierry Fischer

Von der Wüste in die himmlische Stadt


Label/Verlag: Hyperion
Detailinformationen zum besprochenen Titel


'Des canyons aux étoiles...', eines der zentralen Orchesterwerke aus der Feder von Olivier Messiaen, in einer spektakulären Interpretation mit dem Symphonieorchester Utah unter Thierry Fischer.

Beim Blick auf Olivier Messiaens Biographie darf man es als Wunder bezeichnen, dass er überhaupt zum Komponieren kam. Alleine seine Tätigkeit als Pianist und Organist hätte das Pensum so manch eines Kollegen überstiegen, hinzu kam sein Wirken als gefragter Hochschullehrer, dessen Schülerzahl kaum überschaubar ist. Stockhausen, Boulez und Xenakis sind hier nur die berühmtesten Namen. Irgendwie fand der Franzose aber dennoch Zeit zum Komponieren, und zwar mit hoher Kontinuität: Vom Orgelwerk 'Le Banquet céleste' aus dem Jahr 1928 bis zum 1991 vollendeten, letzten Orchesterwerk 'Éclairs sur l’Au-delà...' hinterließ er ein umfangreiches Schaffen, das zu einem großen Teil fest im Repertoire verankert ist. Angesichts des technischen wie musikalischen Anspruchs und der extremen Ausdehnung vieler Stücke ist dies – gerade bei den Orchesterwerken – verblüffend.

So ist das über 90 Minuten dauernde, in jeder Hinsicht monumentale 'Des canyons aux étoiles...', entstanden in den Jahren 1971 bis 1974, gleich in drei Versionen auf CD verfügbar. Manchmal – aber nicht immer – wird es als Werk 'für Klavier und Orchester' geführt, was insofern korrekt ist, als ein solistischer und höchst virtuoser Klavierpart vorhanden ist. Mindestens ebenso wichtig sind aber das reich besetzte Schlagwerk (inklusive Xylorimba und Glockenspiel) sowie ein Solopart für Horn. Angeregt wurde das Werk durch einen Auftrag der Mäzenin Alice Tully, Anlass war die 200-Jahr-Feier der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1976. In dieser Hyperion-Veröffentlichung leitet Thierry Fischer das Symphonieorchester Utah – ohne Zweifel eine passende Konstellation, denn Messiaen war seinerzeit in Utah, um sich von den dort zu hörenden Vögeln für das Werk inspirieren zu lassen. Solisten sind der Pianist Jason Hardink, der Hornist Stephan Dohr sowie Keith Carrick an der Xylorimba und Eric Hopkins am Glockenspiel.

Unterteilt ist das riesige Werk in drei Abschnitte, diese wiederum in je fünf Sätze (Abschnitt 1 und 3) bzw. zwei Sätze (Abschnitt 2). Die klangliche Balance ist nicht leicht zu wahren, denn der erwähnten großen Schlagwerkgruppe steht ein vergleichsweise schmal besetzter Streicher-Apparat mit insgesamt nur 14 Spielern gegenüber. Dass es Fischer hier durchgehend gelingt, für ein ausgewogenes Klangbild zu sorgen, gehört zu den großen Pluspunkten der Aufnahme – und ist keine Kleinigkeit angesichts der von Messiaen entfesselten Klänge. Zwar gibt es auch ruhigere, fast meditative Passagen – inklusive längerer Klavier-Soli – doch abschnittsweise türmen sich wahre Klangmassen auf, von denen der unbedarfte Hörer kaum glauben mag, dass dies alles exakt so komponiert wurde.

Exzellenter Eindruck

Die Solisten hinterlassen durchweg einen exzellenten Eindruck. Zuallererst Pianist Hardink, der nicht nur durch feine Nuancierung und – wo notwendig – robuste Kraftentfaltung überzeugt, sondern dem es auch gelingt, in den längeren solistischen Abschnitten den Spannungsbogen zu halten. Stephan Dohr kommt seltener zum Einsatz, zeigt aber nicht nur mit seinem Solo zu Beginn des Werkes, dass er sich nicht verstecken muss. Die eigentlich verblüffende Leistung vollbringen jedoch Keith Carrick und Eric Hopkins, die mit ihren nun wahrlich nicht alltäglichen Soloparts einer gelungenen Interpretation die Krone aufsetzen. Das tröstet den Hörer auch über die eine oder andere Länge hinweg, die es in so einem Werk natürlich gibt. Es sollte auch erwähnt werden, dass 'Des canyons aux étoiles...' für Musikfreunde, die mit Messiaens Schaffen überhaupt nicht vertraut sind, als 'Einstiegswerk' eher ungeeignet ist. Die meisterhafte, aber streckenweise recht eigenwillige Instrumentation des Franzosen und der herb-kantige Charakter vieler Passagen fordern (natürlich) die Musiker, aber auch den Hörer.

Da auch der akustische Gesamteindruck tadellos ist, gibt es gleich mehrere Gründe, die diese Doppel-CD empfehlenswert erscheinen lassen. Zum Ersten kann man eines der zentralen Orchesterwerke des Franzosen in einer frischen, klanglich hochwertigen Interpretation kennenlernen. Zum Zweiten verdient Jason Hardink, ein zumindest hierzulande eher unbekannter Pianist, mit seiner exzellenten Leistung eine besondere Erwähnung. Und schließlich sollte man die – wenn die Formulierung erlaubt ist – 'Haltbarkeit' des Stückes nicht vergessen. Wie viele Werke, die vor 40, 50 oder 60 Jahren komponiert wurden, sind längst in Vergessenheit geraten? Messiaens Schöpfungen, das zeigt diese Veröffentlichung (neben vielen anderen), haben den harten Test der Zeit bestanden. Sie stehen in der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts fast einzigartig da, müssen jedenfalls keinen Vergleich scheuen.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:






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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Messiaen: Des canyons aux étoiles: Utah Symphony, Thierry Fischer

Label:
Anzahl Medien:
Hyperion
1
Medium:
EAN:

CD
034571283166


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Messiaen, Olivier


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Hyperion

Founded in 1980, Hyperion is an independent British classical label devoted to presenting high-quality recordings of music of all styles and from all periods from the twelfth century to the twenty-first. We have been described as 'Britain’s brightest record label'. In January 1996 we were presented with the Best Label Award by MIDEM's Cannes Classiques Awards. The jury was made up of the editors of most of the leading classical CD magazines in the world - Classic CD (England), Soundscapes (Australia), Répertoire (France), FonoForum (Germany), Luister (Holland), Musica (Italy), Scherzo (Spain), and In Tune (USA & Japan).

We named our label after an altogether splendid figure from Greek mythology. Hyperion was one of the Titans, and the father of the sun and the moon - and also of the Muses, so we feel we are fulfilling his modern role by giving the art of music to the world.

The repertoire available on Hyperion, and its subsidiary label Helios (Helios, the sun, was the son of Hyperion), ranges over the entire spectrum of music - sacred and secular, choral and solo vocal, orchestral, chamber and instrumental - and much of it is unique to Hyperion. The catalogue currently comprises nearly 1400 CDs and approximately 80 new titles are issued each year. We have won many awards.

Our records are easily available throughout the world in those countries served by our distributors. A list of the world's top Hyperion dealers, listed by country and city, can be found on our homepage. But if you have any difficulty please get in touch with the distributor in your territory. In Germany that is Note 1 Music Gmbh.


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