> > > Carl Heinrich Graun: Silla: Coro Maghini, Innsbrucker Festwochenorchester, Alessandro de Marchi
Dienstag, 5. Dezember 2023

Carl Heinrich Graun: Silla - Coro Maghini, Innsbrucker Festwochenorchester, Alessandro de Marchi

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Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Drei Countertenöre, ein Sopranist und ein Tenor gegen zwei Soprane.

2022 erklang als Wiederausgrabung auf den Innsbrucker Festwochen Carl Heinrich Grauns ‚Silla‘, eine nicht unbekannte Geschichte um römische Machtspiele und Die Läuterung eines Diktators. Friedrich II. hatte das Libretto höchstselbst auf Französisch verfasst, ins Italienische übertragen wurde es von Giovanni Pietro Tagliazucchi. Die Uraufführung erfolgte 1753, sechs Jahre vor Grauns Tod.

Alessandro De Marchi und das Innsbrucker Festspielorchester erfüllen das gut dreistündige Werk mit Frische und lebensvoller Energie, der Coro Maghini singt schön, aber ohne den hinreichenden Enthusiasmus, um den Text wirklich zum Sprechen zu bringen. Ganz anders das Solistenteam, in dem wir mehr als einen renommierten Namen finden. Roberta Invernizzi tritt mittlerweile in den Hintergrund und singt die Fulvia, die Mutter der weiblichen Rolle mit reifem, aber immer noch sicherem und nur auf Haltetönen und in den Spitzentönen hörbar jenseits des Zenits ihrer Fähigkeiten stehendem Sopran – und ihre szenische Präsenz ist hörbar ungemindert. Eleonora Bellocci singt ihre Tochter Ottavia, um den sich Silla (Sulla) und der republikanische Senator Postumio bemühen (wem wohl ihr Herz gehört?). Eine vokale Verwandtschaft ist gut vorstellbar, und auch dass Bellocci den Part Invernizzis im Bereich der historischen Aufführungspraxis übernehmen kann. Voller Frische, Furor und pointierter Rhetorik nimmt die Sängerin hörbar für sich ein.

Bellocci harmoniert vokal bestens mit Bejun Mehta, der die Titelrolle mit warmem, klug eingesetztem, auch nicht mehr ganz jugendfrischem Countertenor, was der Partie aber durchaus angemessen ist. Hagen Matzeit als Lentulo ähnelt rein klanglich Mehta, bietet aber einige rhetorische Wendungen auf, die seine Ausarbeitung durchaus eigenständig erscheinen lassen. Valer Sabadus erfüllt die Rolle des Metello gleichfalls mit Individualität und Präsenz, und der Sopranist Samuel Mariño verleiht dem Postumio ganz eigene Farbe, milder und liebenswerter fast als Ottavia (nur in den extremen Höhen ein wenig spitz). Mert Süngü in der Rolle des Freigelassenen Crisogono ist stilistisch nicht ganz in der Musik der Mitte des 18. Jahrhunderts zu Hause, bietet aber einen zuverlässigen Beitrag.

Die Produktion überzeugt, wie fast alle cpo-Veröffentlichungen, durch große editorische Sorgfalt in allen Bereichen – und dass es sich um eine Live-Montage von Bühnenaufführungen handelt, kann man sich (außer in Bezug auf die dramatische Überzeugungskraft) rein klanglich kaum vorstellen.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Carl Heinrich Graun: Silla: Coro Maghini, Innsbrucker Festwochenorchester, Alessandro de Marchi

Label:
Anzahl Medien:
cpo
2
Medium:
EAN:

CD
761203558629


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Graun, Carl Heinrich


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cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


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