
Brahms - Dvorak - Bamberger Symphoniker, Jakub Hrusa
Fehlende Dringlichkeit
Label/Verlag: Tudor
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Jakub Hrůša und die Bamberger Symphoniker bringen ihren Brahms/Dvořák-Zyklus zum Abschluss.
Antonín Dvořák und Johannes Brahms kannten einander gut und schätzten ihre Arbeiten gegenseitig. Eine CD-Reihe haben die Bamberger Symphoniker unter ihrem Chefdirigenten Jakub Hrůša beiden gewidmet, Brahms´ vollständige und Dvořáks vier letzte Symphonien haben sie jeweils paarweise veröffentlicht. Der letzte Teil dieser Serie ist nun beim Label Tudor in Koproduktion mit BR Klassik erschienen. Seit 2016 bekleidet Hrůša den Chefposten in Bamberg, seither hat seine Karriere beständig an Fahrt aufgenommen. Nicht lange nach seinem Debüt bei den Salzburger Festspielen im Vorjahr verpflichtete ihn das Londoner Royal Opera House als Musikdirektor. Gerne wird ihm – nicht erst seit seiner Salzburger Káťa Kabanová – eine besondere Janáček-Kompetenz nachgesagt.
Geglättete Proportionen
Dass tschechische Dirigenten von Haus aus die besseren Interpreten von Werken ihrer Landsleute seien, ist aber dennoch ein Klischee. Gut, Rafael Kubelík war ein berufener Dvořák-Exeget, hochwertige Einspielungen von dessen Symphonien gibt es aber auch von anderen Kollegen anderer Nationalitäten. Auf der anderen Seite weist Hrůšas vorliegende Deutung der „Siebten“ durchaus Schwächen auf. Dem Kopfsatz fehlt es an Dringlichkeit, Crescendi und dramaturgische Steigerungen haben nicht immer ein klares Ziel, die Proportionen wirken insgesamt zu geglättet. Das „Poco adagio“ lässt stellenweise gesangliche Wärme vermissen, die plötzlichen Tutti-Einwürfe sind zu wenig markant. Dem „Scherzo“ gehen – nicht zuletzt durch zu legato-lastige Phrasierung – fast völlig rhythmische Raffinesse und tänzerischer Gestus ab. Schön geformt sind die feinen Holzbläser-Linien. Die Dramatik des Finales wirkt an manchen Stellen zu verhalten
Gefühlte Längen
Ähnlich verhält es sich mit Brahms´ Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 73. Das elegisch seufzende Nebenthema im Kopfsatz vermittelt keine emotionale Dichte. Hier entstehen im langsamen Satz sogar gefühlte Längen. Das „Allegretto grazioso“ lässt die Haltung der Satzbezeichnung vermissen und schwankt zwischen zu forscher Dynamik und zu stark in die Breite phrasierter Melodik. Dem „Allegro con spirito“ fehlt insgesamt ebenfalls der Impetus, die Gangart wirkt teilweise etwas schleppend, Klangfarben bleiben zu blass. All das ist insofern besonders schade, als die Bamberger und Hrůša in ihrer langjährigen Liaison so oft bewiesen haben, um wie viel besser sie es können. Das demgegenüber lobenswerte Booklet enthält eine eingehende Betrachtung zur Freundschaft der beiden Komponisten sowie ein ausführliches Interview mit Hrůša, in dem er auf interessante musikalische Aspekte eingeht.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Brahms - Dvorak: Bamberger Symphoniker, Jakub Hrusa |
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Label: Anzahl Medien: |
Tudor 1 |
Medium:
EAN: |
CD SACD
812973017424 |
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Brahms, Johannes |
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