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Freitag, 9. Juni 2023

Mahler: Symphonies 1-9 - Chor & Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons

Mahler aus einer Hand


Label/Verlag: BR-Klassik
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Das BRSO und Mariss Jansons mit einer erstklassigen Gesamtaufnahme.

16 Jahre lang stand Mariss Jansons dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks vor. In dieser Zeit hat er nicht nur den Status des BRSO als einer der weltweit führenden Klangkörper gefestigt und ausgebaut, sondern auch den gesamten Kanon des bedeutenden symphonische Repertoires quer durch alle Epochen gemeinsam mit dem Münchner Edelklangkörper in 335 Konzerten interpretiert und vielfach auch aufgenommen. Fehlen darf da natürlich nicht die Auseinandersetzung mit dem Œuvre Gustav Mahlers – einem Komponisten, der Jansons sehr am Herzen lag und von dessen Musik er sagte, jeder Zuhörer könne „in diesem Spiegel sein eigenes Gesicht finden“. Dass beim Gedenkkonzert für Jansons am 15. Januar 2020 Mahlers die „Auferstehungssymphonie“ erklang, war eine nicht zufällig getroffene, absolut angemessene Wahl.

Weitsichtig gestaltet

„Alle Neune“ sind in dieser 12-CD-Box enthalten. Durchweg kommt Jansons´ Fähigkeit zum Tragen, musikalische Entwicklungen weitsichtig zu gestalten und dynamische Proportionen klug zu verwalten. Niemals hat man das Gefühl, dass das Pendel nach oben oder nach unten an den falschen Stellen ausschlägt. Den Überblick behält er problemlos auch in der ultimativ groß dimensionierten und besetzten Symphonie Nr. 8 Es-Dur („Symphonie der Tausend“). Sehnsüchtig schwelgende Streicher-Sinnlichkeit, wie im berührend ausgesungenen berühmten „Adagietto“, bringt er nicht in die Gefahr von kitschiger Süßlichkeit. Jansons und das BRSO können alles: Klanglawinen von mitreißender Wucht lösen sie „mit größter Vehemenz“ im zweiten Satz der fünften Symphonie bis hin zum brachialen Hammerschlag im Finale der sechsten Symphonie aus. Mit dem richtigen Gespür treffen sie den Tonfall der bei Mahler oftmals so scharf aufeinanderprallenden Gegensätze, etwa im dritten Satz der ersten Symphonie, wo klezmerartiger Motive mit Walzerklängen zusammentreffen oder in der grotesk verzerrten Melodik des zweiten Satzes der vierten Symphonie.  „Natur, Glaube, Liebe, Tod, Schmerz, Tragik, Glück, Humor, Utopie, Ironie, Sarkasmus“ – auf diese Formel hat Jansons selbst Mahlers Musik einmal gebracht. All das ist in diesen Interpretationen glaubwürdig zu hören.

Welterstveröffentlichung inklusive

Ein weiterer Pluspunkt dieser Veröffentlichung: Ausnahmslos alle Aufnahmen sind Live-Mitschnitte, ganz überwiegend – lediglich die „Erste“ kommt aus dem Herkulessaal der Residenz – entstanden in der Philharmonie im Gasteig. Schon darin liegt von Haus aus ein besonderer Authentizitätsfaktor. Auch sonst reflektieren die Aufnahmen allesamt das, was die Zusammenarbeit zwischen Jansons und dem BRSO immer ausgemacht hat: Unmittelbares, hellwaches und inspiriertes Musizieren. Die hervorragenden Instrumentalsoli bezeugen die individuelle Klasse der Orchestermusiker. Die Aufnahme der Symphonie Nr. 7 e-Moll stellt als zusätzlichen „Bonus“ übrigens die Welterstveröffentlichung der Einspielung nach der Neuen kritischen Ausgabe der Internationalen Gustav-Mahler-Gesellschaft dar. Unter den Gesangssolisten finden sich so erlesene Namen wie Anja Harteros („Auferstehungssymphonie“), Anna Prohaska, Michael Volle und Ain Anger („Symphonie der Tausend“). Dass der Bayerische Rundfunk auf ein so exzellentes Ensemble wie den hauseigenen Chor zurückgreifen kann, ist ein zusätzlicher vokaler Glücksfall. Dazu gibt es auf zwei Bonus-CDs spannende Einblicke in die Probenarbenarbeit zur dritten und zur fünften Symphonie, Interviews mit Jansons zur "Vierten" und zur "Siebten", zu letzterer außerdem einen Konzertführer. Eine Mahler-Gesamtausgabe des BRSO gab es zuvor schon, allerdings mit verschiedenen Dirigenten. Diese hier liefert nun den ganzen symphonischen Mahler aus einer erstklassigen Hand – mit der durchgehenden, unverwechselbaren Handschrift von Mariss Jansons. Nicht enthalten ist die nur fragmentarisch existierende, unvollendete zehnte Symphonie. Das stellt aber keinen Mangel dar – diese Edition lässt ansonsten wirklich keine Wünsche und Fragen offen. Die einzige Frage, die man berechtigt stellen könnte, lautet: Mahler-Herz, was willst du mehr?

 

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet






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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Mahler: Symphonies 1-9: Chor & Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
BR-Klassik
12
04.11.2022
Medium:
EAN:
BestellNr.:
Booklet
CD
4035719007190
900719


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Mahler, Gustav


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"MARISS JANSONS DIRIGIERT : GUSTAV MAHLER: SYMPHONIEN 1–9 plus Bonusmaterial (Probenmitschnitte und Interviews) In der von BR-KLASSIK zusammengestellten Gesamtausgabe setzen sich das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Leitung seines langjährigen Chefdirigenten Mariss Jansons mit Mahlers symphonischem Œuvre auseinander. Ergänzt wird die Gesamtaufnahme von Mahlers beeindruckenden Symphonien durch aufschlussreiche Probenmitschnitte und interessante Interviews. In seinen neun Symphonien hat Gustav Mahler sich und seinen Hörern ein ganzes Weltbild aufgebaut. Wie kaum ein anderer Komponist hat er in seinem symphonischen Schaffen versucht, dem Zyklus des Lebens, jenem ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen, auf den Grund zu gehen. Welches Gesamtwerk wäre also besser geeignet, die Qualitäten eines Dirigenten und das einzigartige Klangideal eines führenden Orchesters der heutigen Zeit zum Ausdruck zu bringen? Was ihn an Mahlers Musik ein Leben lang faszinierte und bewegte, konnte Mariss Jansons in einfache und klare Worte fassen: Sie handele stets vom Ganzen und enthalte alles, was in der Welt überhaupt existiert. Natur, Glaube, Liebe, Tod, Schmerz, Tragik, Glück, Humor, Utopie, Ironie, Sarkasmus – alles, was die menschliche Existenz ausmache, habe Mahler in seine Symphonien gebannt. Seine Musik stelle Fragen, die sich letztlich jeder denkende Mensch stellen müsse. Und jeder könne in ihr etwas finden, in dem er sich selbst wie in einem Spiegel erkennt. Dennoch gebe es bei Mahler keine endgültigen Antworten, „nichts Triumphales, das mit sich eins wäre.“ Schon bei seiner ersten Begegnung mit Mahler traf Jansons dieses Erlebnis wie ein Blitz, er fühlte sich „wie im Himmel“ – und wurde, wie er es selbst formulierte, nie enttäuscht. Nach und nach entwickelte er sich zu einem der führenden Mahler-Dirigenten seiner Zeit. Dass er für diesen Weg mit dem BRSO einen Klangkörper zum Partner hatte, der auf eine lange Mahler-Tradition zurückblickt, war sicher eine glückliche Fügung. (Der ehemalige Chefdirigent Rafael Kubelík hatte gegen Anfang der 1960er Jahre die Mahler-Tradition des Klangkörpers begründet.) Die große Mahler-Erfahrung der Münchner löste aber auch eine gewisse Portion Respekt aus: Nach seinem Amtsantritt als Chefdirigent beim BRSO wartete Jansons drei Jahre, bis er erstmals eine Mahler-Symphonie dirigierte. Dafür machte er 2006 den Auftakt gleich mit der extrem komplizierten Fünften (die er schon 1995 als Gast bei seinem späteren Orchester dirigiert hatte), und ihm wurde attestiert, was auch seine späteren Mahler-Deutungen auszeichnen sollte: eine vielleicht ideale Balance zwischen Emotionalität und Kontrolle, zwischen größtmöglicher Intensität und dem genauen Gespür für die Grenze zum Gefühligen. Im Laufe der Jahre brachte Jansons in München alle Mahler-Symphonien zur Aufführung, wobei er nur die Fünfte und die Siebte, mit jeweils zehn Jahren Pause, ein zweites Mal dirigierte. Die 12 CD Box von BR-KLASSIK beinhaltet neben den Aufnahmen von Mahlers neun Symphonien auf zwei CDs aufschlussreiche Probenmitschnitte zur dritten (2010) und fünften Symphonie (2016), Konzertführer zur siebten und Interviews mit Jansons zur vierten (2010) und siebten Symphonie (2007). Jansons Faszination für Mahlers Musik ist in seinen Anmerkungen während der Proben sowie den Interviews lebendig nachvollziehbar. Christine Brewer (Nr. 8), Anja Harteros (Nr. 2), Miah Persson (Nr. 4), Anna Prohaska (Nr. 8), Twyla Robinson, Sopran (Nr. 8) Janina Baechle (Nr. 8), Bernarda Fink (Nr. 2), Mihoko Fujimura (Nr. 8), Nathalie Stutzmann, Alt (Nr. 3) Johan Botha, Tenor (Nr. 8) Michael Volle, Bariton (Nr. 8) Ain Anger, Bass (Nr. 8) Tölzer Knabenchor (Nr. 3, 8) Ralf Ludewig, Einstudierung (Nr. 3) Gerhard Schmidt-Gaden, Einstudierung (Nr. 8) Lettischer Staatschor (Nr. 8) Māris Sirmais, Einstudierung (Nr. 8) Chor des Bayerischen Rundfunks (Nr. 2, 3, 8) Michael Gläser, Einstudierung (Nr. 2, 3) Peter Dijkstra, Einstudierung (Nr. 8) Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Mariss Jansons, Dirigent "


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BR-Klassik

BR-KLASSIK, das Label des Bayerischen Rundfunks (BR), veröffentlicht herausragende Live-Konzerte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO), des Chors des Bayerischen Rundfunks, des Münchner Rundfunkorchesters sowie der Konzertreihe musica viva. Dabei ist es ein wesentliches Ziel des Senders, über seine Radio- und TV-Programme hinaus auch digital sowie via CD und DVD allen Musikfreunden weltweit Zugang zu besonderen Aufnahmen zu bieten und auf diese Weise auch jenes Publikum zu erreichen, welches keine Möglichkeit hat, die Konzerte der internationalen Tourneen selbst vor Ort live zu erleben.

Neben den jeweiligen Chefdirigenten wie beispielsweise Mariss Jansons oder Sir Simon Rattle finden sich großartige Künstlerpersönlichkeiten wie Daniel Barenboim, Herbert Blomstedt, Bernard Haitink und viele andere mehr.

Die Reihe BR-KLASSIK WISSEN liefert unterhaltsame und kurzweilige Hörbiografien von Jörg Handstein mit vielen Hintergrundinformationen und Musikbeispielen auf jeweils 4 CDs, erzählt von Udo Wachtveitl sowie spannende Werkeinführungen in bedeutende Kompositionen der Musikgeschichte.

Durch die Reihe BR-KLASSIK ARCHIVE werden historische Aufnahmen des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks wieder verfügbar. Beispielsweise die legendäre Aufführung des Verdi-Requiems unter der Leitung Ricardo Mutis mit Jessye Norman, Agnes Baltsa, José Carreras und Jewgenij Nesterenko und dem Chor des BR im Jahr 1981 oder etwa denkwürdige Konzertabende mit der Pianistin Martha Argerich: 1973 unter Leitung von Eugen Jochum mit Mozarts Klavierkonzert KV 456 sowie zehn Jahre später mit Beethovens Klavierkonzert Nr.1 unter Seiji Ozawa.

Mittlerweile umfasst der gesamte Katalog über 200 Aufnahmen und hat bereits mehr als 50 renommierte und internationale Auszeichnungen erhalten, darunter den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, den Diapason d’or, den BBC Music Magazine Award und den ICMA.

BR-KLASSIK wird weltweit durch NAXOS vertrieben. Selbstverständlich gehören hierzu auch digitale Portale wie Spotify, Apple, amazon u.v.a.. Die Naxos Music Library präsentiert zudem für Universitäten und öffentliche Bibliotheken via Internet einen ständig wachsenden Katalog mit tausenden von Titeln weltweit führender Labels. Studenten, Lehrpersonal und andere Benutzer können sich jederzeit einloggen und in der Bibliothek, im Hörsaal, im Studentenwohnheim, im Büro oder zu Hause das komplette Repertoire abrufen - auch die Aufnahmen von BR-KLASSIK. 


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