> > > Respighi: Gli Uccelli: Orchestre philharmonique Royal de Liege, John Neschling
Montag, 4. Dezember 2023

Respighi: Gli Uccelli - Orchestre philharmonique Royal de Liege, John Neschling

Antikisierendes Gezwitscher


Label/Verlag: BIS Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Respighis Orchesterbearbeitungen alter Tänze sind eine kurzweilige Angelegenheit.

Die vorliegende bei BIS erschienene SACD ist bereits die sechste Einspielung des belgischen Orchestre Philharmonique Royal de Liege unter John Neschling, die sich mit dem Orchesterwerk von Ottorino Respighi (1879-1936) auseinandersetzt, und zugleich auch die letzte. Erneut handelt es sich hier um Werke, die jenseits der „Römischen Trilogie“ Zeugnis von Respighis Begeisterung für die Alte Musik in Form freier Orchesterbearbeitungen geben – ein zeittypisches Phänomen, das sich unter anderem auch in Leopold Stokowskis Bach-Bearbeitungen oder Strawinskys „Pulcinella“ widerspiegelt (Respighi selbst verfasste bekanntlich ebenfalls Bach-Bearbeitungen). Trotz Einbeziehung von Instrumenten wie dem Cembalo ist die Klangästhetik dementsprechend hier bewusst romantisierend und bezieht sich nicht auf die historisch informierte Aufführungspraxis. Respighi selbst sprach bei den Bearbeitungen der vielfältigen Tanzformen von „freien Transkriptionen für Orchester“, wie sich auch dem kundig geschriebenen Booklet-Text entnehmen lässt.

Vögel und alte Tänze

Dass die alten Tänze aus der Suite für kleines Orchester „Gli uccelli“ von 1928 ursprünglich für Cembalo und Laute gesetzt wurden, macht sich allerdings zu keinem Zeitpunkt bemerkbar, so gekonnt kreativ transformativ geht Respighi mit dem Material um. Gleiches gilt für die ursprünglich für Laute und Gitarre komponierten drei Suiten der „Antiche danze ed arie per liuto“ für wechselnde Besetzung. Ist die dritte Suite ausschließlich für Streicher gedacht, kommen in den ersten beiden Suiten auch mal die Harfe und Holz- sowie Blechbläser zum Einsatz. Zu keinem Zeitpunkt ist die Instrumentation oder der Gestus dabei jedoch pompös oder dicklich, stets bleibt es kammerorchestral transparent und im Ausdruck ‚höfisch gezügelt‘. Zu Gehör gelangt dabei eine Vielzahl alter italienischer und auch französischer Tanzformen, von der springenden Gagliarda über die neapolitanische Villanella und den Saltarello bis zur Siciliana. In „Gli ucceli“ kommt zudem in jedem Tanz ein anderer Vogel zum Einsatz, von der Taube bis zum Kuckuck. Der heutige geneigte Hörer kann sich bei diesen melodiös eingängigen Kurzformen zurücklehnen und entspannt lauschen oder die Aufnahme auch einfach nebenbei laufen lassen. Da die Bearbeitungen bewusst einfach gehalten sind, droht man nicht unbedingt etwas zu verpassen oder den Anschluss zu verlieren. Das ist keineswegs negativ gemeint, vielmehr sind Respighis kreative Bearbeitungen einfach angenehm zu hören und im besten Sinne kurzweilig, dabei aber keineswegs unterkomplex. Dies zumal John Neschling und das Orchestre Philharmonique Royal de Liege wieder souveräne Arbeit leisten und stilsicher durch die verschiedenen Tänze navigieren, ohne sich dabei allzu sehr in den Vordergrund zu drängen. An klangfarblichem Reichtum mangelt es nicht. Stets entsteht der Eindruck, man agiere hier ganz im Dienst der Musik. Im Surround-Modus der SACD klingt das Geschehen noch einmal eine Spur transparenter, die plastische Akustik des historischen Salle philharmonique de Liège wird fein abgebildet.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Respighi: Gli Uccelli: Orchestre philharmonique Royal de Liege, John Neschling

Label:
Anzahl Medien:
BIS Records
1
Medium:
EAN:

CD SACD
7318599925400


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Respighi, Ottorino


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BIS Records

Most record labels begin with a need to fill a niche. When Robert von Bahr founded BIS in 1973, he seems to have found any number of musical niches to fill. The first year's releases included music from the renaissance, Telemann on period instruments, Birgit Nilsson singing Sibelius and works by 29 living composers - Ligeti and Britten as well as Rautavaara and Sallinen - next to Purcell, Mussorgsky and Richard Strauss. A musical chameleon was born, a label that meant different things to different - and usually passionate - devotees.


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