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Samstag, 3. Juni 2023

Gliere: String Quartets No. 1 & 2 - Glière String Quartet

Der Weg zu einer angemessenen Wiedergabe von Streichquartetten um 1900


Label/Verlag: DUX
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Die frühen Streichquartette Reinhold Glières erweisen sich als überraschend schwierig auszuführen.

Merkwürdig selten haben die beiden Streichquartette Reinhold Glières den Weg auf Tonträger gefunden. Der in Kiew geborene, später in Moskau lebende Musiker, den man eher als Sinfoniker kennt und gerade als Kammermusikkomponisten kaum auf dem Schirm hat, obwohl er vier Streichquartette und drei Streichsextette schuf, trat schon mit seinem Opus 2 als Streichquartettkomponist an die Öffentlichkeit, während er noch (u.a. bei Arensky und Taneev) studierte. Das frühe A-Dur-Werk von 1899 stellt sich einerseits durchaus in die damalige Moskauer Tradition, bietet andererseits nicht selten eher äußerst transparente Texturen – eine stilistische Eigenheit des Komponisten, die besonderes Miteinander der Interpreten fordert. Das mag im vorliegenden Fall auch an der nicht ganz gelungenen Aufnahmetechnik liegen, die den vier Instrumenten Raum geben will, dadurch aber etwas zu distanziert und andererseits gerade in lauteren Passagen die Musik nicht immer ganz trennscharf und fein ausbalanciert präsentiert. Um seine Fähigkeiten besonders zu präsentieren, ist der dritte Satz des Quartetts ein Variationensatz, in dem Glière ganz unterschiedliche Charaktere miniaturhaft darbietet.

Das 2017 in Wien gegründete Glière String Quartet bietet die Musik in schlankem, teilweise vibratoarmem Klang – aber auch ohne Portamenti und klangliche Opulenz, und vor allem ohne jene völlige Hingabe an die Musik, die früheren Generationen leichter (manchmal auch leichtfertig) möglich war. Hier kann man fragen, ob die vier Musiker den Zeitstil rundum verstanden haben. Immerhin betont das Ensemble die Individualität der Einzelstimmen – allerdings auch ohne dass es in den entsprechenden Tuttistellen zu einer Klangverschmelzung käme.

1905 vollendet, klingt Glières zweites Streichquartett g-Moll op. 20 fast noch konservativer, weniger experimentell, dem russischen Geschmack der Zeit zutiefst verhaftet. Vielleicht ist auch hier die Wiedergabe zu routiniert, zu wenig vom ‚russischer Leidenschaft‘ beseelt, wie wir sie von russischen Quartettformationen (und einigen anderen) kennen. Der Weg zu einer angemessenen Wiedergabe solcher Musik, zwischen emotionaler Expression, stilistischem Feingefühl und spieltechnischer Perfektion schlägt zumeist in die eine oder andere Richtung aus – gerade in der Musik um 1900 finden wir nicht selten Einspielungen, die an der Komplexität der Anforderungen wenn nicht scheitern, so sie doch nicht vollauf befriedigen können. Gelegentlich ist da ein Weniger an spieltechnischer Perfektion sinnvoller als ein Verzicht auf den vollen Einsatz von Herz und Schmerz.

Interpretation:
Klangqualität:
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Gliere: String Quartets No. 1 & 2: Glière String Quartet

Label:
Anzahl Medien:
DUX
1
Medium:
EAN:

CD
5902547017068


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Glière, Reinhold


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DUX

Das polnische Label DUX wurde 1992 von Malgorzata Polanska und Lech Tolwinski, beides Absolventen der Toningenieur-Fakultät der Frédéric Chopin Musikakademie in Warschau, gegründet. Hauptanliegen war die Produktion von Aufnahmen mit klassischer Musik, wobei man von Anfang an höchste Ansprüche an künstlerische und technische Standards stellte.Viele Aufnahmen von Dux erlangten sowohl in Polen als auch im Ausland breites Interesse bei Publikum und Kritik, die sich in zahlreichen Preisen und Auszeichnungen widerspiegelt.

Ein Schwerpunkt des Labels ist natürlich das reiche musikalische Erbe Polens, das weitaus mehr umfasst als Chopin oder Penderecki. Im Katalog finden sich daher neben bekannteren Namen wie Wieniawski, Szymanowski oder Lutoslawski auch zahlreiche hierzulande bislang weniger bekannte oder völlig unbekannte Komponisten von der Renaissance bis zur Gegenwart, wie Ignaz Jan Paderewski, der Klaviervirtuose und spätere Premier- und Außenminister der Zweiten Polnischen Republik oder Stanislaw Moniuszko, ein Zeitgenosse Verdis und Schöpfer der polnischen Nationaloper. Aber auch zahlreiche polnische Künstler, Ensembles und Orchester gilt es bei DUX zu entdecken, darunter international renommierte Namen wie beispielsweise die gefeierte Altistin Ewa Podles.


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