> > > Petersen: Symphony No.3 op.30: Radioorchester Frankfurt, Constantin Trinks
Sonntag, 4. Juni 2023

Petersen: Symphony No.3 op.30 - Radioorchester Frankfurt, Constantin Trinks

Problematische Biografik


Label/Verlag: Profil - Edition Günter Hänssler
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Lebensumstände und Geschwister konnte sich Wilhelm Petersen nicht aussuchen.

Der 1890 infolge einer biografischen Besonderheit seiner Eltern in Athen geborene und 1957 in Darmstadt verstorbene Wilhelm Petersen ist kein Musiker, der sich trotz reichen Schaffens großer Bekanntheit erfreut. Dieses Schicksal teilt er mit zahllosen Komponisten seiner Generation, die sich nicht den Tendenzen der Avantgarde anschlossen, sondern weiterhin konsequent tonale Musik nicht zuletzt mit Blick auf ein interessiertes Publikum schufen. Gäbe es nicht Adorno und Konsorten, die tonale Musik im 20. Jahrhundert schlichtweg für überholt und irrelevant erklärten, könnte sich die Musik des Sohnes eines evangelischen Pfarrers durchaus einiger Beliebtheit erfreuen. Petersen führt die Traditionslinien Bruckners, Humperdincks, Richard Wetz' oder anderer fort, vergleichbar etwa Walter Braunfels, Eduard Erdmann, Felix Woyrsch, Paul Graener, Johanna Senfter oder Paul Kletzki.

Ursprünglich, so soll Petersen geäußert haben, habe er nur Sinfonien schreiben wollen. Sein Erstling in c-Moll op. 3 war denn auch 1921 ein beachtlicher Erfolg auf dem Tonkünstlerfest des Allgemeinen Deutschen Musik-Vereins in Nürnberg. Diesem großen Erfolg folgten vier weitere Sinfonien, von denen eine erst posthum erklang. Doch auch sonst profilierte sich Petersen als Komponist, Lehrtätigkeit an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt und ab 1935 der Musikhochschule Mannheim sicherten seine wirtschaftliche Existenz. Nach dem Krieg konnte Petersen nicht an seine frühere Biografik anschließen und geriet schon bald in Vergessenheit; ab 1950 komponierte er nicht mehr.

Während seine älteren Brüder Waldemar und Hans Petersen dem Nationalsozialismus nahestanden, lehnte Wilhelm Petersen (wenn auch Mitglied der Reichsmusikkammer und dadurch als Komponist und Dozent an seiner Tätigkeit kaum gehindert) das NS-Regime ab. Schon 1937 wurden Aufführungen seiner Großen Messe op. 27, die seit ihrer Uraufführung 1930 unter Karl Böhm recht erfolgreich gewesen war, verboten.

Tadellose Formgestaltung

Ohne diesen historischen Hintergrund und mit anderer geografischer Verortung könnte sich Petersens Schaffen durchaus größerer Beliebtheit erfreuen. Seine Klangsprache mag man in der 'zweiten Reihe' der Sinfoniker des 20. Jahrhunderts verorten, doch tut das der Musik, die harmonisch durchaus interessant und in der Formgestaltung tadellos ist, im Grunde unrecht. Verglichen mit den Sinfonien Wilhelm Furtwänglers, ist Petersens Dimensionierung kaum knapper - die dreisätzige Dritte Sinfonie cis-Moll op. 30 (1934) dauert eine gute Stunde. Doch kommt, dank vorzüglicher Materialverarbeitung und gutem Formgefühl, nicht das Gefühl von Langatmigkeit auf - möglicherweise auch dank der Wiedergabe durch das Radio-Symphonie-Orchester Frankfurt unter Constantin Trinks, die mit Verve, Freude an der Erkundung der Petersen'schen Klangfarben und gutem Gefühl für Form und Balance das vergessene Werk lebendig werden lassen. Da ist vieles nicht einfach heroisch oder poetisch - wie bei vielen Zeitgenossen eröffnet Petersens Musik ein reiches Spektrum an Facetten und Stimmungen, die liebevoll nicht nur ausmusiziert werden, sondern auch im großen Ganzen den ihr zustehenden Platz erhalten. Der Rezensent zumindest wäre interessiert daran, mehr Musik von Wilhelm Petersen kennenzulernen - seine Messe, Kammermusik, vielleicht sogar seine Oper 'Der Goldne Topf' nach E.T.A. Hoffmann, die aber wie so viel während der Nazizeit entstandene Musik in Deutschland bisher (noch?) von Interpreten und Forschung ignoriert wird.

Interpretation:
Klangqualität:
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Booklet:





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    Petersen: Symphony No.3 op.30: Radioorchester Frankfurt, Constantin Trinks

Label:
Anzahl Medien:
Profil - Edition Günter Hänssler
1
Medium:
EAN:

CD
881488220698


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Profil - Edition Günter Hänssler

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EDITION GÜNTER HÄNSSLER - EIN LABEL MIT "PROFIL"
Bei der Gründung seiner "EDITION GÜNTER HÄNSSLER" und dem neuen Label "PROFIL" betrat Produzent Günter Hänssler, der ehemalige Chef des erfolgreichen Labels Hänssler Classics, mit einer ganz klaren Philosophie und Zielsetzung den Klassik-Markt:
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