
G.P.Telemann: Complete violin concertos Vol.8 - The Wallfisch Band, Elizabeth Wallfisch
Langer Atem
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Fast zwanzig Jahre nach der ersten Folge erscheint auf cpo nun Folge 8 der Telemann-Violinkonzerte, eingespielt bereits vor zehn Jahren.
Bereits 2013 entstand die Einspielung der nunmehr achten Folge der Telemann-'Violinkonzerte', wobei man diesen Titel weitgefasst verstehen muss. Auf der vorliegenden CD finden wir fünf Concerti für zwei bzw. drei Soloviolinen, Streicher und Basso continuo - eines von ihnen trägt den Titel 'Concert-Ouverture' und erweitert den Radius abermals. Das umfängliche siebensätzige Werk bringt uns den 'französischen Stil' Telemanns näher - ohne dass Telemann tatsächlich französischen Stil imitieren würde: Und obschon Telemann selbst einmal bekannte, dass seine Konzerte 'mehrentheils nach Frankreich riechen', verortet sich die Concert-Ouverture gerade in den Solopartien deutlich anderswo.
In Telemanns reichem Schaffen, das zu beachtlichen Teilen überliefert, aber längst noch nicht umfassend in wissenschaftlichen Editionen erschlossen ist, stellen sich zumeist mehr Fragen als Antworten, und so lassen sich zahlreiche Werke nicht bzw. höchstens ungefähr datieren. Das Doppelkonzert G-Dur TWV 52:G2 kennen wir u.a. aus einer Abschrift von Johann Sebastian Bachs Hand um 1708/09, so dass wir hier eine annäherungsweise Datierung (zumindest einen 'terminus ante quem') vornehmen können. Die transparenten Texturen werden hier in besonders attraktiver Weise aufgeblättert, die Komposition teilweise ausgesprochen kammermusikalisch interpretiert. Was es mit der Formulierung 'Darmstädter Konzert' in den Metadaten auf der CD auf sich hat, erfahren wir im Booklet leider nicht.
Die drei Doppelkonzerte sind viersätzig, das Tripelkonzert F-Dur aus der Tafelmusik dreisätzig. Selbst wenn Wolfgang Hirschmann hervorhebt, dass dies Telemanns berühmtestes Violinkonzert überhaupt sei, sperrt es sich jener Eingängigkeit, die wir von den Violinkonzerten und den Konzertwerken Bachs überhaupt kennen (und die Nähe zu Bachs Brandenburgischen Konzerten scheint kaum wegzuleugnen).
Facetten Telemanns
Dass sich Telemann immer wieder neu erfunden zu haben scheint, macht auch die vorliegende Produktion deutlich. Eine weitere Facette seiner musikalischen Persönlichkeit ist das Doppelkonzert G-Dur TWV 52:G3 nicht für zwei Violinen, sondern zwei Violettas, französischen Bratschen - und in der Tat dient Telemann hier sozusagen dem französischen Stilempfinden und der französischen Aufführungspraxis.
Kaum mehr besonders hervorzuheben ist das vorbildlich kammermusikalisch-freundschaftliche Miteinander der Musiker, bei denen Elizabeth Wallfisch keineswegs als prima inter pares, sondern als gleichberechtigtes Mitglied eines Ganzen zu verstehen ist, in dem der Basso continuo nicht konstant 'mitläuft', sondern als sinnvoll ergänzendes Element bei Bedarf hinzutritt. Wenn man sich bei der Produktion etwas mehr wünschen könnte, dann vielleicht etwas mehr Verve in den lebhaften Schlusssätzen, die hier recht kontrolliert, jedenfalls nicht lebensvoll überbordend dargeboten werden. Doch kann man das auch als Stilbekenntnis verstehen, das sich jeder unnötigen Effekthascherei enthalten will.
Aber ein bisschen Effekthascherei ist doch manchmal auch ganz erfrischend.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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G.P.Telemann: Complete violin concertos Vol.8: The Wallfisch Band, Elizabeth Wallfisch |
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Label: Anzahl Medien: |
cpo 1 |
Medium:
EAN: |
CD
761203788224 |
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Telemann, Georg Philipp |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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