
Richard Strauss: Capriccio - Sächsische Staatskapelle Dresden Christian Thielemann
Unentschiedenes Konzept
Label/Verlag: Arthaus Musik
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Richard Strauss' 'Capriccio' an der Dresdner Semperoper.
Dass Richard Strauss zu den musikalischen Kernkompetenzen von Christian Thielemann zählt, ist nichts Neues. Auch die Staatskapelle Dresden kann auf eine fundierte Strauss-Tradition zurückblicken, der Meister selbst stand häufig am Pult dieses Klangkörpers, von dem nicht weniger als neun seiner Opern uraufgeführt wurden. Eine vielversprechende Konstellation also für diese Aufführung von „Capriccio“ in der Semperoper aus dem Jahr 2021 – zumal, wenn eine illustre Riege von Sängerinnen und Sängern mit an Bord ist. Bei der Produktion handelt es sich übrigens um die Aufzeichnung der am 22. Mai gestreamten Premiere aus der Lockdown-Zeit ohne Publikum – per se also schon mal ein unbedingt verdienstvolles Projekt im damaligen Bestreben, den Kulturbetrieb allen Widrigkeiten zum Trotz in schwierigen, inzwischen fast schon wieder vergessenen Zeiten aufrecht zu erhalten.
Verlässliche Stimmen
Erwartungsgemäß bewegt Thielemann sich parkettsicher zwischen großdimensioniertem, satt ausgemaltem Strauss'schem Orchesterklang und fast kammermusikalisch intimer, das sängerische Parlando umspielender Zurückhaltung. Klangliche Balance und Tempi setzt er ins richtige Verhältnis zu den Stimmen, Strauss' Partitur ist bei ihm in besten Händen. Die kurzfristig anstelle der ursprünglich vorgesehenen Anja Harteros eingesprungene Camilla Nylund verkörpert die Gräfin Madeleine mit allen Lebens- und Stimmlagen gewachsenem wandlungsfähigem Sopran, Daniel Behles geschmeidiges Tenor-Timbre veredelt die Partie des Flamand. Herausragend agiert Georg Zeppenfeld in der Rolle des La Roche, sein kerniger Bass kann sich jederzeit voluminös behaupten, ist aber auch in der Lage, warme, samtige Farben anzunehmen. Auch darstellerisch liefert er eine Glanzleistung ab. Gesanglich Verlass ist auch auf Christoph Pohl als Graf und Nikolay Borchev als Poet – so macht das musikalisch-poetische Philosophieren in Strauss' letzter Oper wirklich Spaß!
Zu blasse Emotionen
Was auf Regie-Ebene leider nicht unbedingt zutrifft. Jens-Daniel Herzog zeichnet für die Inszenierung verantwortlich, schon das Grundkonzept, die Handlung in die Zeit des Zweiten Weltkriegs zu transponieren, geht schief. Zu inkonsequent und unentschieden ist dieser Ansatz, zu groß die Diskrepanz zwischen dieser Idee und zeitgleich vorhandenen Anspielungen an die Rokoko-Zeit. Dazu kommt eine zu träge Personenführung, die Emotionen der Figuren bleiben weitgehend auf der Strecke. Wenn schon der Wettstreit zwischen Musik und Text in der Handlung keinen eindeutigen Sieger hat, im Verhältnis zwischen Musik und szenischer Umsetzung ist die Gewinnerfrage eindeutig geklärt. Untertitel auch in asiatischen Sprachen (die japanische NHK gehört zu den Koproduzenten) sind mittlerweile fast schon erfreulicher, global verständlicher Standard.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Richard Strauss: Capriccio: Sächsische Staatskapelle Dresden Christian Thielemann |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Arthaus Musik 1 |
EAN: |
4058407094593 |
![]() Cover vergössern |
Strauss, Richard |
![]() Cover vergössern |
Arthaus Musik Arthaus Musik wurde im März 2000 in München gegründet und hat seit 2007 seinen Firmensitz in Halle (Saale), der Geburtsstadt Georg Friedrich Händels. Zahlreiche Veröffentlichungen des Labels wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter der Oscar-prämierte Animationsfilm ?Peter & der Wolf? von Suzie Templeton, die aufwändig produzierte ?Walter-Felsenstein-Edition? und die von Sasha Waltz choreographierte Oper ?Dido und Aeneas?, die beide den Preis der deutschen Schallplattenkritik erhielten. Mit dem Midem Classical Award wurden u. a. die Dokumentationen ?Herbert von Karajan ? Maestro for the Screen? von Georg Wübbolt und ?Celibidache ? You don?t do anything, you let it evolve? von Jan Schmidt-Garre ausgezeichnet. Die Dokumentation ?Carlos Kleiber ? Traces to nowhere? von Eric Schulz erhielt den ECHO Klassik 2011. Mit der Tochterfirma Monarda Arts besitzt Arthaus Musik eine ca. 900 Produktionen umfassende Rechtebibliothek zur DVD-, TV- und Onlineauswertung. Seit 2007 entwickelt das Unternehmen kontinuierlich die Sparte Eigenproduktion mit der Aufzeichnung von Opern, Konzerten, Balletten und der Produktion von Kunst- und Musikdokumentationen weiter. Arthaus Musik DVDs und Blu-ray Discs werden über ein leistungsfähiges Vertriebsnetz, u.a. in Kooperation mit Naxos Global Distribution in ca. 70 Ländern der Welt aktiv vertrieben. Darüber hinaus veröffentlicht und vertreibt Arthaus Musik die 3sat-DVD-Edition und betreut für den Buchhandel u.a. die Buch- und DVD-Edition über Pina Bausch von LArche Editeur, Preisträger des Prix de lAcadémie de Berlin 2010. Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Arthaus Musik:
-
Gelungene Zeitreise: Das Teatro Regio Torino unternimmt eine Rekonstruktion der Uraufführung von Puccinis 'La Bohème'. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
-
Zerfahrener Aktionismus: Carlus Padrissas T.H.A.M.O.S.-Projekt in Salzburg Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
-
Multipliziertes Geschehen: Luigi Nonos 'Intolleranza 1960' bei den Salzburger Festspielen Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
Weitere CD-Besprechungen von Oliver Bernhardt:
-
Gelungene Zeitreise: Das Teatro Regio Torino unternimmt eine Rekonstruktion der Uraufführung von Puccinis 'La Bohème'. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
-
Viel Innovatives beim Neujahrskonzert: Wiener Philharmoniker und Franz Welser-Möst überzeugen mit einem spannenden Programm. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
-
Pionier an der Harfe: Xavier de Maistres neues Album kombiniert Ballettklassiker mit spannenden Neuentdeckungen. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Tanzende sowjetische Fußballer und Landarbeiter : Das Singapore Symphony Orchestra hat die berühmten Jazz-Suiten von Schostakowitsch eingespielt, kombiniert mit zwei Balletten, die das heldenhafte Leben der Menschen in der Sowjetunion zelebrieren. Weiter...
(Dr. Kevin Clarke, )
-
Mehr als vier Hände: Das Duo Genova-Dimitrov bietet an zwei Flügeln eine reiche Reinecke-Lese. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Später Brahms, frisch präsentiert: Michael Collins und Stephen Hough überzeugen als kammermusikalisches Duo. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Jetzt im klassik.com Radio


Portrait

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich