
Veni - Songs of Christmas II - The Norwegian Soloists' Choir, Grete Pedersen
Nordisches Kraftzentrum
Label/Verlag: BIS Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Man darf sich über eine Stunde beglückender und fein gefügter Musik zu Advent und Weihnachten freuen: Der Norwegische Solistenchor führt auch mit dieser Platte eindrucksvoll den Nachweis, ein veritables musikalisches Kraftzentrum zu sein.
Nach einer erfolgreichen Weihnachtsplatte, die im Jahr 2013 unter dem Titel ‚Rós‘ erschien und viele verschiedene Quellen aus dem Mittelalter bis zur Gegenwart zu einem vokalen Rosenkranz verflocht, hat der famose Norwegische Solistenchor jetzt einen zweiten Teil vorgelegt – ‚Veni‘ ist inhaltlich adventlicher, auf die freudige Erwartung und das Kommende orientiert, reicht aber mit feinen Preziosen bis an das Weihnachtsgeschehen heran.
Eine Schicht des vokal-instrumentalen Programms bilden Klassiker in fein arrangiertem Gewand, wie ‚Adeste fideles‘, das vom ersten Takt an swingt, als könnte es nur so gesungen und gespielt werden, dazu ‚Ding, dong, merrily on high‘ oder ‚Away in a manger‘. Ergänzt wird das durch traditionelle Musik überwiegend aus nordischen Quellen, erweitert um einen bulgarischen Farbtupfer. Und es werden unvermutete Perlen integriert: Zunächst ‚A Christmas Carol‘ von Charles Ives, als innig leuchtendes a-cappella-Stück, dazu Johann Sebastian Bach, dessen Motette ‚Komm, Jesu, komm‘ BWV 229 im adventlichen Kontext des Programms eine neue Bedeutungsebene zuwächst, wiewohl sie ursprünglich für ein Begräbnis entstand. Immer wieder eingelagert in den Lauf des Programms sind rein instrumentale Anverwandlungen passenden musikalischen Materials, die Momente der freieren Improvisation ebenso kennen wie solche der versonnenen Introspektion.
Mag sich dieser kursorische Überblick auch nach einer etwas wild programmierten Stunde Musik zu Advent und Weihnachten anhören, so gerät das Ergebnis klingend nicht nur ganz wunderbar, sondern auch inhaltlich lohnend und mit Blick auf die Vielfarbigkeit der musikalischen Stimmen sogar überraschend befriedigend: Advent und Weihnachten evozieren hier nicht nur Süßes, sondern auch Raues, nicht nur Ernstes, sondern auch wunderbar Leichtes.
Leuchtendes vokal-instrumentales Gewebe
Der Norwegische Solistenchor präsentiert sich mit 24 Stimmen als exzellentes Ensemble – vielfach bewiesene Qualitäten im Kern chorischen Repertoires bei Bach oder der Musik der mythischen Gründergestalt des Ensembles, Knut Nystedt, haben das in der Vergangenheit unterstrichen, dazu avancierte Erkundungen bei Luciano Berio ebenso wie bei Alfred Janson. Der Klang ist kultiviert und kraftvoll; die üppigen Möglichkeiten werden in jedem Augenblick mit Geschmack gebändigt. Getragen ist der Chorklang von fabelhaft geschmeidigen Registern: Hier wird hochprofessionelle Chorarbeit von hohen Graden geleistet, geleitet und seit über drei Jahrzehnten hörbar inspiriert von Nystedts Nachfolgerin Grete Pedersen. Die Intonation ist makellos, leicht und ungezwungen. Linien werden elegant gezeichnet, die Akzente feiner Rhythmen integriert, insgesamt hörend interagiert. Traumschöne Solostimmen lösen sich an vielen Stellen mit natürlicher Autorität aus dem Ensemble.
Hier kommt die instrumentale Ebene ins Spiel: Das Gjermund Larsen Trio ist als Glutkern zu bezeichnen, mit dem Namensgeber auf der Violine, Marco Ambrosini auf der Nyckelharpa, zu Deutsch am ehesten wohl als Schlüsselfidel zu bezeichnen und in der Funktionsweise mit einer Tastatur, die die Höhe der auf den Saiten erklingenden Töne bestimmt, einer Drehleier ähnlich, dazu Sondre Meisfjord auf dem Kontrabass. Hinzu treten fallweise mit Harmonium und Akkordeon sowie der Continuo-Begleitung bei Bach weitere Farben. Die Trio-Besetzung prägt maßgeblich die interpretatorische Szenerie, lockert die Ebene des Chorischen mit leichter Hand auf, bildet durch die verschiedenen Ebenen des Programms hindurch so etwas wie eine Konstante.
Grete Pedersen hält das Programm souverän zusammen, lässt die Musik in entspannten Tempi fließen, vertraut auf die Wirkung zarter Gesten und edel leuchtender Farben. Abgebildet ist das in einem konzentrierten, warmen, detailreichen Klangbild, das alle Schichten fein balanciert. Beim ersten Lesen des Programms ist vielleicht eine (etwas zu) wilde Fahrt zu vermuten. Nach dem Hören darf man sich über eine Stunde beglückender und fein gefügter Musik zu Advent und Weihnachten freuen: Der Norwegische Solistenchor führt auch mit dieser Platte eindrucksvoll den Nachweis, ein veritables musikalisches Kraftzentrum zu sein.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Veni - Songs of Christmas II: The Norwegian Soloists' Choir, Grete Pedersen |
|||
Label: Anzahl Medien: |
BIS Records 1 |
Medium:
EAN: |
CD SACD
7318599925110 |
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BIS Records Most record labels begin with a need to fill a niche. When Robert von Bahr founded BIS in 1973, he seems to have found any number of musical niches to fill. The first year's releases included music from the renaissance, Telemann on period instruments, Birgit Nilsson singing Sibelius and works by 29 living composers - Ligeti and Britten as well as Rautavaara and Sallinen - next to Purcell, Mussorgsky and Richard Strauss. A musical chameleon was born, a label that meant different things to different - and usually passionate - devotees. Mehr Info... |
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