
Wolf: Christmas Cantatas - Kölner Akademie, Michael Alexander Willens
Schlank und festlich
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Michael Alexander Willens bietet mit seiner Kölner Akademie eine festliche Weihnachtsgabe.
Im Rundfunk erklang um Weihnachten 2022 die vorliegende CD, eine Produktion des Deutschlandfunks, mehrfach und machte aufmerksam auf einen Komponisten, den wir mittlerweile in unterschiedlichen Gattungen kennen, zumeist in Veröffentlichungen des Labels cpo. Es handelt sich um Ernst Wilhelm Wolf. Im April (!) 2022 entstand in der Wuppertaler Immanuelskirche die Einspielung der vier Kantaten ‚Willkommen, du sehnlich erbetener Tag‘, ‚Seid böse, ihr Völker‘, ‚Auf, jauchzet, ihr Christen‘ und ‚Willkommen, du schönster der Tage‘. Im Booklet ist nur die letzte Kantate, das bei weitem umfänglichste der Werke, auf das Frühjahr 1783 datierbar – nicht nur eine Kantate (zu gleich zwei Weihnachtsfeiertagen), sondern auch eine Huldigungsmusik zur Geburt des künftigen Großherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach. (Frühe Handschriften von ‚Auf, jauchzet‘ und ‚Seid böse, ihr Völker‘ sind gleichfalls in das Jahr 1782 datierbar. Über ‚Willkommen, du sehnlich erbetener Tag‘ erfahren wir sowohl im Booklet als auch in der bisherigen leicht greifbaren Forschung viel zu wenig – schade, dass eine Ersteinspielung uns hier nicht mehr Erhellung bietet.)
Und gehuldigt wird hier allemal. Die festliche Besetzung, die wenigstens ‚2 Clarini‘ fordert, dazu nicht selten Pauken und Hörner, neben der traditionellen Kantatenbesetzung der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Aufnahmetechnik betont die besonderen Qualitäten der Besetzung wie der Einspielung, die Aufnahmeakustik ist natürlicher nicht vorstellbar.
Gerade die Intimität der Rezitative und Arien wird so besonders gut herausgearbeitet, doch auch der mit neun Mitgliedern ausgesprochen schlanke Chor vermittelt einen ausgesprochen schlanken und transparenten Tonfall – gelegentlich wünscht man sich mehr ‚Wumms‘ gerade von chorischer Seite her. Doch ist gerade die große ‚Schlankheit‘ mittlerweile ein besonderes Charakteristikum von Michael Alexander Willens‘ Choreinspielungen, die nicht selten auch ganz besondere, vor allem auch sakral-devotionale Aspekte besonders gut herausarbeiten kann.
Auch Willens‘ Solisten betonen diesen schlank-transparenten Tonfall – die Virtuosität von Beate Mordal, Georg Poplutz und Matthias Vieweg ist beeindruckend. Viewegs Bariton ist vielleicht gelegentlich etwas zu ‚hell‘ für manche Arie, ihm mangelt es noch an profunder Tiefe; die Sopranistin Beate Mordal (die in der Huldigungskantate mit drei Arien klar im Zentrum des musikalischen Geschehens steht) bietet klar-warmes, klug genutztes Stimmmaterial, das nur in der exponierten Tiefe nicht immer hinreichend anschlägt. Georg Poplutz (der auf dieser CD keine einzige Arie singen darf) ist mittlerweile fast als alter Hase zu bezeichnen, die Ausdruckskraft seines Tenors reicht ohne Frage an die besten Vertreter des Fachs in der Vergangenheit heran.
Das Gesamtergebnis ist festliche Musik der ‚Weimarer Klassik‘ (der Bookletautor verliert sich überholter Terminologie und kann so nicht die besonderen Qualitäten der Musik hinreichend herausarbeiten) in stimmungsvollen, in ihrer Virtuosität und Ernsthaftigkeit beeindruckenden Wiedergaben.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Wolf: Christmas Cantatas: Kölner Akademie, Michael Alexander Willens |
|||
Label: Anzahl Medien: |
cpo 1 |
Medium:
EAN: |
CD
761203552429 |
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Wolf, Ernst Wilhelm |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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