> > > Luigi Nono: Intolleranza: Wiener Philharmoniker, Wiener Staatsopernchor, Ingo Metzmacher
Freitag, 24. März 2023

Luigi Nono: Intolleranza - Wiener Philharmoniker, Wiener Staatsopernchor, Ingo Metzmacher

Multipliziertes Geschehen


Label/Verlag: Arthaus Musik
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Luigi Nonos 'Intolleranza 1960' bei den Salzburger Festspielen

Ein Jahr nach dem im Titel verankerten Datum wurde Luigi Nonos „Intolleranza 1960“ in Venedig uraufgeführt. 2021, zum coronabedingt „nachgefeierten“ 100-Jahr-Jubiläum der Salzburger Festspiele kam das Stück dort in einer Neuinszenierung auf die Bühne – und erwies sich als immenser Erfolg. Das lag zunächst an der Inszenierung, Jan Lauwers zeichnete für die Regie verantwortlich und schuf Bilder, von Anfang an fesseln und vereinnahmen. Permanent steht das Stück unter Strom, werden Konflikte und Widerstände sicht- und fühlbar. Texte von Brecht, Sartre oder Henri Alleg liegen neben anderen dem Libretto zu Grunde, verhandelt werden Themen wie Vertreibung, Menschenrechtsverletzungen oder Naturkatastrophen am Beispiel der Figur eines Flüchtlings.

Erweiterte Dimension

Forciert und versinnbildlicht wird all das durch tänzerische Elemente, physisch zwingend transportiert von den Gruppen „Bodhi Project“ und „Salzburg Experimental Academy of Dance“. Darüber hinaus bedient Lauwers sich Video-Projektionen, die das Geschehen in einer erweiterten Dimension multiplizieren. Weiterer Kunstgriff der Regie: Lauwers hat zusätzlich die Figur des Blinden Poeten erschaffen, der – dargestellt übrigens von Lauwers Sohn Victor Afung Lauwers – ob seiner Rezitationen von der unbarmherzigen Menschenmenge verspottet und verjagt wird. Nicht zu vergessen das Setting: Geradezu prädestiniert für die raumgreifend agierenden Chor- und Tanzensembles ist die räumliche Weite der Felsenreitschule, die bildgewaltigen Ressourcen der Arkaden werden über die gesamte Distanz der elf Szenen ideal genutzt.

Maximale Wirkungskraft

All das wäre aber erst „die halbe Miete“. Richtig zur Geltung kommt Nonos Bühnenerstling durch Hinzutreten der musikalischen Komponente: Die Leitung hat mit Ingo Metzmacher ein denkbar berufener Exeget für avantgardistisches Repertoire, sein Dirigat legt die ganze Bandbreite der Partitur von wuchtiger perkussiver Sprengkraft bis hin zu feinen, subtil ausgedünnten Klängen schonungslos frei. Höchstleistungen vollbringt im rhythmischen Spannungsfeld der Wiener Staatsopernchor, die Wiener Philharmoniker bedienen vielfarbig alle Klangspektren. Ganz entscheidend für das in der Summe großartige Gelingen ist schließlich auch das Gesangspersonal: Sean Pannikar verkörpert die Figur des Flüchtlings mit bewundernswert langem Tenoratem in den nicht selten grenzwertigen Höhenregionen, Anna Maria Chiuri dessen Frau mit ausgeprägtem Charisma. Hervorragend auch Sarah Maria Sun mit stimmlich und darstellerisch agiler Beweglichkeit. In Summe addiert diese Inszenierung musikalische Wirkungskraft und szenische Aktion zum Maximum. Schon vor dieser „Intolleranza“ war Salzburg ein überaus kompetenter Ort der Nono-Pflege, diese Produktion unterstreicht das mit dicken Ausrufezeichen.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Luigi Nono: Intolleranza: Wiener Philharmoniker, Wiener Staatsopernchor, Ingo Metzmacher

Label:
Anzahl Medien:
Arthaus Musik
1

EAN:


4058407094579


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Nono, Luigi


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Arthaus Musik

Arthaus Musik wurde im März 2000 in München gegründet und hat seit 2007 seinen Firmensitz in Halle (Saale), der Geburtsstadt Georg Friedrich Händels.

Das Pionierlabel für Klassik auf DVD veröffentlicht nunmehr seit 13 Jahren hochkarätige Aufzeichnungen von Opern, Balletten, klassischen Konzerten, Jazz, Theaterinszenierungen sowie ausgesuchte Dokumentationen über Musik und Kunst. Mit bis zu 150 Veröffentlichungen pro Jahr sind bisher über 1000 Titel auf DVD und Blu-ray erschienen. Damit bietet Arthaus Musik den weltweit umfangreichsten Katalog von audiovisuellen Musik- und Kunstproduktionen und ist seit Gründung des Labels international führender Anbieter in diesem Segment des Home Entertainment Marktes.

In vielen referenzgültigen Aufzeichnungen sind die größten Künstler unserer Zeit wie auch aus vergangenen Tagen zu hören und zu sehen. Unter den Veröffentlichungen finden sich Aufnahmen mit Plácido Domingo, Cecilia Bartoli, Luciano Pavarotti, Maria Callas, Jonas Kaufmann, Elīna Garanča; mit Dirigenten wie Carlos Kleiber, Claudio Abbado, Nikolaus Harnoncourt, Lorin Maazel, Pierre Boulez, Zubin Mehta; aus Opernhäusern wie der Mailänder Scala, der Wiener Staatsoper, dem Royal Opera House Covent Garden, der Opéra National de Paris , der Staatsoper Unter den Linden, der Deutschen Oper Berlin und dem Opernhaus Zürich.

Zahlreiche Veröffentlichungen des Labels wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter der Oscar-prämierte Animationsfilm ?Peter & der Wolf? von Suzie Templeton, die aufwändig produzierte ?Walter-Felsenstein-Edition? und die von Sasha Waltz choreographierte Oper ?Dido und Aeneas?, die beide den Preis der deutschen Schallplattenkritik erhielten. Mit dem Midem Classical Award wurden u. a. die Dokumentationen ?Herbert von Karajan ? Maestro for the Screen? von Georg Wübbolt und ?Celibidache ? You don?t do anything, you let it evolve? von Jan Schmidt-Garre ausgezeichnet. Die Dokumentation ?Carlos Kleiber ? Traces to nowhere? von Eric Schulz erhielt den ECHO Klassik 2011.

Mit der Tochterfirma Monarda Arts besitzt Arthaus Musik eine ca. 900 Produktionen umfassende Rechtebibliothek zur DVD-, TV- und Onlineauswertung. Seit 2007 entwickelt das Unternehmen kontinuierlich die Sparte Eigenproduktion mit der Aufzeichnung von Opern, Konzerten, Balletten und der Produktion von Kunst- und Musikdokumentationen weiter.

Arthaus Musik DVDs und Blu-ray Discs werden über ein leistungsfähiges Vertriebsnetz, u.a. in Kooperation mit Naxos Global Distribution in ca. 70 Ländern der Welt aktiv vertrieben. Darüber hinaus veröffentlicht und vertreibt Arthaus Musik die 3sat-DVD-Edition und betreut für den Buchhandel u.a. die Buch- und DVD-Edition über Pina Bausch von L’Arche Editeur, Preisträger des Prix de l’Académie de Berlin 2010.


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