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Freitag, 31. März 2023

Bernardo Pasquini: L'Idalma - Innsbrucker Festwochenorchester, Alessandro De Marchi

Neues aus Innsbruck


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Rundum gelungene Wiederentdeckung einer vergessenen Oper von Bernardo Pasquini.

Neben der französischen Oper des späten 17. Jahrhunderts haben es fast alle anderen Nationen schwer – gerade der große Schaffensreichtum etwa in Italien und dem deutschsprachigen Raum hat nie jenes Renommee erlangt wie die Werke Lullys und seiner Zeitgenossen, selbst Alessandro Scarlatti muss im Vergleich etwas zurückstehen. Dabei zeigt Bernardo Pasquinis (1637–1710) ‚L’Idalma overo Chi la dura la vince’, dass es an der Qualität der Musik oder des Dramas nicht liegen kann. In der heutigen Provinz Pistoia geboren, stand Pasquini ab 1667 im Dienst der Borghese. Seine Opern wurden an verschiedenen römischen Theatern aufgeführt, ‚L’Idalma overo Chi la dura la vince’ (‚Idalma oder Wer durchhält gewinnt’) im Februar 1680.

Das gut dreistündige Werk um Treue und Untreue, Hingabe und Verachtung hat viel mit den Grundkonstellationen der ‚Don Juan’-Opern gemein, und es ist mehr als bedauerlich, dass im Booklet eine klare hilfreiche Inhaltsangabe fehlt. Die Paare sind Idalma und Lindoro (Ariana Vendittelli & Rupert Charlesworth) sowie Celindo und Irene (Juan Sancho & Margherita Maria Sala), außerdem Irenes Bruder Almiro (Morgan Pearse), Almiros Page Dorillo (Anita Rosati) und Lindoros Diener Pantano (Rocco Cavalluzzi). Die Innsbrucker Wiederaufführung nach der Neuedition des ungedruckt gebliebenen Manuskripts durch Giovanni Barbati und Alessandro De Marchi erfolgte im August 2021, und De Marchis großes Bemühen um die Musik ist jeden Moment spürbar. Stärker noch als in Fällen, in deren Edition De Marchi nicht unmittelbar eingebunden war, zeigt sich hier seine Identifikation mit dem Werk, so dass Einzelleistungen verhältnismäßig gering wirken im Vergleich zu der Ensembleleistung. Die turbulente Handlung wird zwar durch Arien immer wieder angehalten, doch muss der Hörer (gerade ohne die visuelle Komponente) stets aufmerksam das Libretto zur Hand behalten, um der Handlung wenigstens einigermaßen folgen zu können. Die einzelnen Rollen sind hinreichend stark charakterisiert, ohne sich aber in den Vordergrund zu drängen. So könnte man zwar sich im Detail noch weiteren Optimierungsmöglichkeiten vorstellen, die aber mit Blick auf die Gesamtleistung zu vernachlässigen sind.

Alessandro De Marchi, seit 2010 künstlerischer Leiter der Innsbrucker Festwochen für Alte Musik, hat sich längst als feste Größe der historisch informierten Aufführungspraxis etabliert, und die stetige Neuentdeckung von Vergessenem versöhnt gerade in einer Zeit, in der Altmeister im Herbst ihres Schaffens stehen. Wäre es nun möglich, die Produktionen nun tatsächlich durch noch stärkere Ausarbeitung ins Detail auch für die Fixierung auf Tonträger noch nachhaltiger zu gestalten, hätten Kritiker keine andere Möglichkeit als Lob in jeglicher Hinsicht. Momentan bleibt das Lob auf die Gesamtleistung, den herrlich frischen und lebendigen Zugriff und die Bedeutung der Wiederentdeckung konzentriert.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Bernardo Pasquini: L'Idalma: Innsbrucker Festwochenorchester, Alessandro De Marchi

Label:
Anzahl Medien:
cpo
3
Medium:
EAN:

CD
761203550128


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Pasquini, Bernardo


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cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


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