> > > Telemann: Recorder Sonatas: Dan Laurin, Blockflöte
Montag, 2. Oktober 2023

Telemann: Recorder Sonatas - Dan Laurin, Blockflöte

Flötentöne


Label/Verlag: BIS Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Telemann und die Blockflöte – eine besondere Beziehung, hier von Dan Laurin und seinen Mitstreitern so hochklassig und affektiv frisch vorgestellt, wie man es sich nur wünschen kann.

Zweifellos war Georg Philipp Telemann ein Instrumentalmeister, der allen Sätteln seiner Zeit gerecht wurde. Eine spezielle Beziehung zur Blockflöte lässt sich mit Blick auf die Vielfalt seines Schaffens aber kaum leugnen: Da sind etwa die wunderbaren Solo-Fantasien, die Konzerte oder Ouvertüren, die der Blockflöte solistisch oder in der Interaktion einer kleinen Gruppe Raum geben. Und es gibt die reiche Welt der von einem Basso continuo begleiteten Sonaten. Aus dreien dieser Sonaten-Sammlungen hat der schwedische Blockflötist Dan Laurin jetzt ein feines Programm gemacht, das er gemeinsam mit der Cembalistin Anna Paradiso und dem Cellisten Mats Olofsson beim Label BIS auf einer SACD vorstellt.

Gewonnen hat er es aus der Sammlung ‚Der getreue Music-Meister‘, einer Musikalienzeitschrift, die Telemann 1728/29 in zweiwöchentlichem Rhythmus herausgab, aus den gleichfalls um 1730 entstandenen ‚Neuen Sonatinen‘ sowie aus den etwa zehn Jahre danach veröffentlichten ‚Essercizii musici‘. Sie zeigen Telemann sämtlich auf der Höhe seiner Möglichkeiten, sind reich an stimmungssatt explizierten Satzcharakteren, bieten technisch ausgefeilte Solopartien und harmonisch attraktive Verläufe – das alles in Verbindung mit jener Gabe, so instrumentenspezifisch zu komponieren wie kaum jemand sonst. Wohl auch deshalb, weil diese Musik so ungemein idiomatisch und ungezwungen wirkt, berührt und begeistert Telemann damit auch heute – und das weit über eine einzelne Spezialität hinaus in der gesamten Vielfalt seines instrumentalen Schaffens.

Kongeniale Interpretation

Dan Laurin hat sich in der Vergangenheit als ebenso repertoiresicherer wie explorativ-mutiger Blockflötenmeister gezeigt. ‚Seinem‘ Telemann verleiht er auf drei verschiedenen Altflöten eine natürliche, leichte, selbstverständliche Anmutung – auch in der allfälligen virtuosen Verdichtung und rasanten Linearität erhält sich dieser Ton kultivierter Schlichtheit. Dennoch sind die langsamen Sätze – man könnte sie angesichts dieses Ausgangsbefunds in dieser Hinsicht für anfällig halten – alles andere als gefühlig oder sentimental; auch hier bleibt Laurin seiner Idee einer stark artikulierten und gegliederten Entfaltung treu. Sein unverstellter Flötenton verliert nie Eleganz und Façon.

Anna Paradiso und Mats Olofsson bestechen gleichfalls durch ihr hochagiles Spiel: Alles ist wach, präzis, prall und rhythmisch pointiert musiziert. Sie machen das Gewebe unterhalb der Flötenlinien zu einem Ereignis und zeigen, dass Telemann auch strukturell etwas zu bieten hat – indem sie seinen Satz so lebendig auslegen wie nur irgend möglich.

Entschieden gewählte Tempi fügen sich zu einem überzeugenden Gesamttableau, dynamisch wird das der Besetzung Mögliche entschlossen und mit klarer Geste ausgelotet. Die Intonation ist nicht nur makellos, sondern federnd-frei im Zusammenspiel der drei Instrumente. Artikulatorisch ist das Spiel des kleinen Ensembles ein Fest: In den langsamen Sätzen werden die lyrischen Qualitäten perfekt ausgesungen, in den raschen dominieren prasselnde Kleinteiligkeit, rhythmische Verve und beinahe perkussive Akzente. Keine Option zu an- wie aufregender Gestaltung bleibt ungenutzt. Klanglich gerät das Abbild aufgeräumt und klar, strukturell definiert und in schöner Eintracht mit dem Ensemble und dessen gestenreichem Spiel.

Telemann und die Blockflöte – eine besondere Beziehung, hier von Dan Laurin und seinen Mitstreitern so hochklassig und affektiv frisch vorgestellt, wie man es sich nur wünschen kann.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Telemann: Recorder Sonatas: Dan Laurin, Blockflöte

Label:
Anzahl Medien:
BIS Records
1
Medium:
EAN:

CD SACD
7318599925554


Cover vergössern

Telemann, Georg Philipp


Cover vergössern

BIS Records

Most record labels begin with a need to fill a niche. When Robert von Bahr founded BIS in 1973, he seems to have found any number of musical niches to fill. The first year's releases included music from the renaissance, Telemann on period instruments, Birgit Nilsson singing Sibelius and works by 29 living composers - Ligeti and Britten as well as Rautavaara and Sallinen - next to Purcell, Mussorgsky and Richard Strauss. A musical chameleon was born, a label that meant different things to different - and usually passionate - devotees.


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...


Weitere Besprechungen zum Label/Verlag BIS Records:

  • Zur Kritik... Grüblerisch und extrovertiert: Olli Mustonen und das Lahti Symphony Orchestra unter Dalia Stasevska spielen seltenes Repertoire des 20. Jahrhunderts: Die jeweils dritten Klavierkonzerte von Einojuhani Rautavaara und Bohuslav Martinů. Weiter...
    (Dr. Jan Kampmeier, )
  • Zur Kritik... Programmatische Streichquartette: Das Escher Quartett legt eine grandiose Einspielung mit Streichquartetten Leoš Janáčeks und Pavel Haas’ vor. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
  • Zur Kritik... Kunstvolle Aneignung musikalischer Geschichte: Das Orchestre Philharmonique Royal de Liège unter John Neschling beglücken mit Orchestersuiten von Ottorino Respighi. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
blättern

Alle Kritiken von BIS Records...

Weitere CD-Besprechungen von Dr. Matthias Lange:

  • Zur Kritik... Rückübertragung: Was für ein Debüt – programmatisch relevant und interpretatorisch gekonnt leuchten Giulio De Nardo und sein Ensemble Sestier Armonico Bachs italienische Verbindungen aus, in einer Art transitorischer Rückübertragung. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
  • Zur Kritik... Komplexe Kunst: Verlässlich bringt das Orlando Consort wie hier mit Machaut ferne Musik ans Ohr der Gegenwart und lässt sie ebenso regelmäßig auf erstaunliche Weise bei aller Komplexität frisch, relevant und dringlich klingen. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
  • Zur Kritik... Eleganter Passions-Ton: Johann Heinrich Rolles in dessen Lukas-Passion vorgestelltes Idiom entfaltet sich bei Michael Alexander Willens pointiert, in einem ästhetisch zum Zeitpunkt der Entstehung nach vorn gewandten Zug. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
blättern

Alle Kritiken von Dr. Matthias Lange...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

  • Zur Kritik... Kollaboratives Komponieren: Das Label Kairos präsentiert facettenreiche Ensemblemusik des schwedischen Komponisten Jesper Nordin. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
  • Zur Kritik... Klangprächtig: Ein äußerst ansprechendes Plädoyer für die Musik Friedrich Gernsheims. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Hoher Abstraktionsgrad: Marco Fusi beeindruckt mit Violin-'Werken' Giacinto Scelsis. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

Class aktuell (2/2023) herunterladen (5500 KByte) NOTE 1 - Mitteilungen (3/2023) herunterladen (4400 KByte)

Anzeige

Jetzt im klassik.com Radio

Georg Philipp Telemann: Ouverture Suite in A major TWV 55:A4 - Tempo di Giga

CD kaufen


Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Der Pianist und Organist Aurel Davidiuk im Gespräch mit klassik.com.

"Man muss das Ziel kennen, bevor man zur ersten Probe erscheint."
Der Pianist und Organist Aurel Davidiuk im Gespräch mit klassik.com.

weiter...
Alle Interviews...


Sponsored Links

Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich