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Freitag, 9. Juni 2023

The young Friedrich Gulda - Friedrich Gulda, Klavier

Der junge Friedrich Gulda – remastered


Label/Verlag: Profil - Edition Günter Hänssler
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Sternstunden eines zeitlosen Klavierspiels.

Die vorliegende 6-CD-Box (Label Profil/Hänssler) mit überarbeiteten Aufnahmen aus den Jahren 1948–57 zeichnen überaus anschaulich die aufstrebende Zeit des jungen Friedrich Gulda nach. Es sind diese Einspielungen – freilich zusammen mit aufsehenerregenden Konzerten (Höhepunkt Carnegie Hall 1950) –, mit denen Gulda seinen internationalen Ruf begründete und die seinen steilen Weg an die Spitze der Pianistenriege nachzeichnen. Die Aufnahmen besitzen also historischen Wert, bestechen aber (nicht zuletzt aufgrund der klangtechnischen Überarbeitung) weiterhin durch ihre großartige Qualität und Aktualität des interpretatorischen Zugriffs. Die Einspielungen enthalten Aufnahmen von Mozart (KV 503, 537, 576), Beethoven (Sonaten Nr. 4, 7, 8, 19), Weber (Konzertstück), Chopin (Klavierkonzert Nr. 1, Balladen 1–4), Debussy (Préludes Buch 1 & 2, Suite bergamasque, Pour le piano, L’Isle joyeuse), Ravel (Valses nobles et sentimentales, Gaspard de la nuit, Sonatine) und Strauss (Burleske, diverse Lieder).

Über die Bedeutung von Guldas Mozart- und Beethoven-Spiel ist bereits viel geschrieben worden. Joachim Kaiser hat es schon damals in Bezug auf Guldas Beethoven sehr passend auf den Punkt gebracht, dass man bereit sein musste, hörend umzulernen, umzudenken und umzuempfinden. Einen derart überraschenden und bewusstseinsverändernden Zugriff auf Beethoven hatte man bis dato noch nicht gehört. Kennzeichnend für Guldas frühes Spiel insgesamt ist sein rhythmisch forcierter, unprätentiöser, nicht psychologisierender aber keinesfalls unempfindsamer Ansatz. Stets erhält man bei Gulda das ganze Werk in großen Steigerungen und Bögen. Atemberaubend gelingen Gulda dadurch etwa Mozarts Klavierkonzert KV 537, Beethovens D-Dur-Sonate op. 10/3 und Webers Konzertstück.

Dass Gulda auch ein großer Debussy- und Ravel-Interpret war, der auf technischer Ebene offenbar ein Frühvollendeter war, rücken die Aufnahmen dankenswerterweise ebenfalls wieder ins Bewusstsein. Wer allein Guldas Darbietung der „L’Isle joyeuse“ oder des „Gaspard de la nuit“ hört, wird sogleich erahnen, was für einen ungeheuren Eindruck der junge Gulda auf das damalige Publikum gemacht haben muss. Demgegenüber fällt die Interpretation der vier Chopin-Balladen (wohlbemerkt nicht des wunderbar kräftig und frisch daherkommenden 1. Klavierkonzerts) in ihrer Wirkung deutlich ab, denn hier kehren sich die skizzierten Vorzüge Guldas ins Gegenteil um: Sein Chopin wirkt angesichts der rhythmisch forcierten und metrisch zu durchorganisiert wirkenden Verläufe wenig emotional berührend. Hier gibt es ungleich bessere Beispiele zeitgenössischen Chopin-Spiels. Strauss’ „Burleske“ wiederum zählt wohl auch heute noch, trotz vieler guter bis sehr guter Einspielungen, zu den Referenzaufnahmen.

Fazit: Man kann dem Label Profil/Hänssler nur dankbar sein, die frühen Platten Guldas in dieser Bandbreite „remastered“ herausgegeben zu haben – wer die große, spannungsreiche Zeit des Aufstiegs von Gulda nachvollziehen möchte, ist mit der verdienstvollen CD-Box bestens bedient.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    The young Friedrich Gulda: Friedrich Gulda, Klavier

Label:
Anzahl Medien:
Profil - Edition Günter Hänssler
6
Medium:
EAN:

CD
881488190175


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Beethoven, Ludwig van
Chopin, Frédéric
Debussy, Claude
Mozart, Wolfgang Amadeus
Ravel, Maurice
Strauss, Richard
Weber, Carl Maria von


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Profil - Edition Günter Hänssler

Profil - The fine art of classical music
EDITION GÜNTER HÄNSSLER - EIN LABEL MIT "PROFIL"
Bei der Gründung seiner "EDITION GÜNTER HÄNSSLER" und dem neuen Label "PROFIL" betrat Produzent Günter Hänssler, der ehemalige Chef des erfolgreichen Labels Hänssler Classics, mit einer ganz klaren Philosophie und Zielsetzung den Klassik-Markt:
"Nur ein Label mit einem klaren PROFIL, mit einem eindeutigen Wiedererkennungseffekt hat heute noch eine Chance auf dem heiß umkämpften CD-Markt - um die Liebhaber klassischer Musik heute mit einem Produkt zu überzeugen braucht man Originalität, Innovation und optimierte Vertriebswege."
Der Name PROFIL ist Programm. Günter Hänssler denkt in Serien. Nur groß angelegte Projekte haben heute noch eine Chance, sich nachhaltig auf dem Markt wiederzufinden. So entstanden international hoch gepriesene und mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichnete Editionen wie die EDITION STAATSKAPELLE DRESDEN oder die GÜNTER WAND EDITION.
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Ergänzt wird das Repertoire durch ausgewählte, digital aufwendig restaurierte historische Aufnahmen, Interpretationen von legendärem Ruf in neuer, bisher nicht gekannter digitaler Klangqualität. Auf diese Weise schlägt PROFIL die Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart und versteht sich so auch als Bewahrer musikalischer Traditionen.
PROFIL: Ein Programm - eine Verpflichtung aus Tradition!


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