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Freitag, 9. Juni 2023

Musica Warmiensis Vol. 1 - Cappella Warmiensis Restituta, Mikolaj Zgolka

Unbekannte Kompositionen aus dem alten Ostpreußen


Label/Verlag: DUX
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Musikalische Fundstücke geistlicher Musik aus dem Ermland können nur bedingt begeistern.

Vorliegende CD enthält geistliche Kompositionen aus Warmia, der polnischen Bezeichnung für das Ermland. Es ist ein Teil Ostpreußens. Die CD soll dazu beitragen, die musikalischen Schätze der Provinz zu entdecken und hervorzuheben. Zu hören ist Musik von Jan Křtitel Vaňhal (zu Deutsch: Johann Baptist Wanhal), 1739-1813, von anonymen Komponisten und dem hierzulande völlig unbekannten P. Homann. Musikhistorisch sind sie in der letzten Hälfte des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einzuordnen, also zwischen Empfindsamkeit und Klassik.

Die Musik enthält durchaus hörenswerte Höhepunkte. So kommt es zu komplementären Rhythmen zwischen Violine und Sopran und einem Duett zwischen beiden. Einige nicht ganz einfache Koloraturen sind zu bewältigen; Ingrida Gápová gelingen sie mit erstaunlicher Leichtigkeit. Insgesamt muss man dem Ensemble Capella Warmiensis Restituta ein hohes Niveau attestieren; es ist nicht ganz unbeeinflusst von den Errungenschaften der historisch informierten Aufführungspraxis. Das gilt auch für die weiteren Solisten Aleksander Rewiński, Tenor, Piotre Olech, Countertenor und Andrzej Zawisza, Bass. Das Solistenquartett besticht durch hohe Homogenität und agiert mit treffsicherer Genauigkeit. Das Vibrato wird sehr dezent eingesetzt.

Von Seiten der Ausführenden ist die Warmiensische geistliche Musik sehr kundig und gut dargestellt. Sollte die CD Aufmerksamkeit auf das musikalische Ermland erregen, ist dies sicher von den Musikern her gelungen. Es fragt sich jedoch, ob dies auch für die dargestellten Werke gilt. Johann Baptist Wanhal ist als einziger im Westen einigermaßen bekannt; Homann und die anonymen Komponisten sicherlich nicht. Es ist jedoch unüberhörbar, dass alle Komponisten in demselben Stil arbeiten. Es ist ein durchweg fröhliches Musizieren, auch dann noch, wenn die Texte eher von düsterem Charakter sind. Eine Ausnahme bildet das „Sepultus est“ (er wird begraben), in dem auch ernste Töne erklingen. Einmal gibt es sogar einen schnellen Ausflug in einer terzverwandten Tonart.

Das Booklet enthält polnische Texte, ins Englische übersetzt. Die Lebensdaten der Komponisten fehlen; das ist bedauerlich, weil P. Homann weitestgehend unbekannt ist. Für Kenner Ostpreußens eine lohnende Anschaffung. Ansonsten halten sie dem Vergleich mit bekannteren Komponisten der Mozart-Ära kaum stand.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Musica Warmiensis Vol. 1: Cappella Warmiensis Restituta, Mikolaj Zgolka

Label:
Anzahl Medien:
DUX
1
Medium:
EAN:

CD
5902547018003


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DUX

Das polnische Label DUX wurde 1992 von Malgorzata Polanska und Lech Tolwinski, beides Absolventen der Toningenieur-Fakultät der Frédéric Chopin Musikakademie in Warschau, gegründet. Hauptanliegen war die Produktion von Aufnahmen mit klassischer Musik, wobei man von Anfang an höchste Ansprüche an künstlerische und technische Standards stellte.Viele Aufnahmen von Dux erlangten sowohl in Polen als auch im Ausland breites Interesse bei Publikum und Kritik, die sich in zahlreichen Preisen und Auszeichnungen widerspiegelt.

Ein Schwerpunkt des Labels ist natürlich das reiche musikalische Erbe Polens, das weitaus mehr umfasst als Chopin oder Penderecki. Im Katalog finden sich daher neben bekannteren Namen wie Wieniawski, Szymanowski oder Lutoslawski auch zahlreiche hierzulande bislang weniger bekannte oder völlig unbekannte Komponisten von der Renaissance bis zur Gegenwart, wie Ignaz Jan Paderewski, der Klaviervirtuose und spätere Premier- und Außenminister der Zweiten Polnischen Republik oder Stanislaw Moniuszko, ein Zeitgenosse Verdis und Schöpfer der polnischen Nationaloper. Aber auch zahlreiche polnische Künstler, Ensembles und Orchester gilt es bei DUX zu entdecken, darunter international renommierte Namen wie beispielsweise die gefeierte Altistin Ewa Podles.


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