
Vaughan Williams: On Wenlock Edge, Four Hymns - Nicky Spence, Julius Drake, Piatti Quartet, Timothy Ridout
Unterschätzte Schaffensnische
Label/Verlag: Hyperion
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Nicky Spence, Julius Drake & Friends brechen eine Lanze für das Liedschaffen von Ralph Vaughan Williams.
Das Jubiläumsjahr 2022 bringt für Ralph Vaughan Williams vor allem eine verstärkte diskografische Präsenz der neun Sinfonien. Viele andere Gattungen werden auch von bedeutenderen Plattenlabels heuer vollständig ignoriert. Umso erfreulicher ist die neue Veröffentlichung des schottischen Tenors Nicky Spence (nicht verwandt mit dem Tenor Toby Spence), auf der drei gewichtige Vokalwerke des 1872 geborenen englischen Komponisten versammelt sind und mit der Hyperion eine Lücke im Firmenkatalog schließt.
Das unbekannteste der drei Hauptwerke sind die Vier Hymnen für Tenor, Viola und Klavier (es gibt auch eine Fassung mit Streichorchester) von 1914, mit denen Vaughan Williams den Blick zurückschweifen lässt zu seiner intensiven Auseinandersetzung mit Kirchenmusik, die u.a. zu prominenter Mitwirkung am 1906 erschienenen neuen anglikanischen Gesangbuch ‚The English Hymnal‘ geführt hatte. Spence verleiht dem Zyklus kraftvolle, warme Autorität, ganz anders als andere bedeutende Exponenten des Zyklus in der Vergangenheit – Ian Partridge in samtweicher, teilweise fast sakraler Introversion, John Mark Ainsley in sensibler Reaktion auf den um ihn ausgebreiteten Streicherteppich. Julius Drake und Timothy Ridout unterstützen Spence in großer Klarheit und Transparenz.
Achtbare Wiedergaben
Im Zentrum der CD stehen die sechs Lieder von ‚The House of Life‘ (1903) auf Gedichte von Dante Gabriel Rossetti, einem der wenigen echten Klavierliederzyklen Vaughan Williams. Seine bekannteste Nummer, ‚Silent noon‘ gehört für jeden englischsprachigen Liedsänger zum Standardrepertoire, wenn auch die Vertrautheit mit dem vollständigen Zyklus weit weniger groß ist. Vor allem Baritone haben sich dieses Zyklus angenommen – die wichtigste Tenor-Einspielung Anthony Rolfe Johnsons mit David Willison war lange kaum mehr im Bewusstsein. Spence und Drake bieten mehr als achtbare Wiedergaben, wenn auch der Flügel vielleicht etwas zu brillant gestimmt sein mag.
Drei Volksliedbearbeitungen (ja, Volksliedsammler und –bearbeiter war Vaughan Williams auch) lockern das Programm auf, ehe sich zu Spence und Drake das Piatti Quartet gesellt in einer Wiedergabe von ‚On Wenlock Edge‘ (1909), einem Liederzyklus auf Gedichte von A. E. Housman. Opernhaft kostet Spence die Stimmungen aus, öffnet und schließt mit großer Geste, so dass das Intim-Liedhafte, das in diesem Opus immer wieder mit dem Ausbruchhaft-Kammerkantatenhaften wechselt und verschwimmt, nicht immer ganz organisch klingt. Angesichts der großen Zahl hervorragender Interpretationen (Ian Partridge, Anthony Rolfe Johnson, John Mark Ainsley, Adrian Thompson und James Gilchrist, um nur einige zu nennen) gelingt es Spence und seinen Mitstreitern nicht, die natürliche Eloquenz und überzeugende Klanglichkeit jener früheren Einspielungen zu erreichen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Vaughan Williams: On Wenlock Edge, Four Hymns: Nicky Spence, Julius Drake, Piatti Quartet, Timothy Ridout |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Hyperion 1 |
Medium:
EAN: |
CD
034571283784 |
![]() Cover vergössern |
Vaughan Williams, Ralph |
![]() Cover vergössern |
Hyperion Founded in 1980, Hyperion is an independent British classical label devoted to presenting high-quality recordings of music of all styles and from all periods from the twelfth century to the twenty-first. We have been described as 'Britains brightest record label'. In January 1996 we were presented with the Best Label Award by MIDEM's Cannes Classiques Awards. The jury was made up of the editors of most of the leading classical CD magazines in the world - Classic CD (England), Soundscapes (Australia), Répertoire (France), FonoForum (Germany), Luister (Holland), Musica (Italy), Scherzo (Spain), and In Tune (USA & Japan). We named our label after an altogether splendid figure from Greek mythology. Hyperion was one of the Titans, and the father of the sun and the moon - and also of the Muses, so we feel we are fulfilling his modern role by giving the art of music to the world. The repertoire available on Hyperion, and its subsidiary label Helios (Helios, the sun, was the son of Hyperion), ranges over the entire spectrum of music - sacred and secular, choral and solo vocal, orchestral, chamber and instrumental - and much of it is unique to Hyperion. The catalogue currently comprises nearly 1400 CDs and approximately 80 new titles are issued each year. We have won many awards. Our records are easily available throughout the world in those countries served by our distributors. A list of the world's top Hyperion dealers, listed by country and city, can be found on our homepage. But if you have any difficulty please get in touch with the distributor in your territory. In Germany that is Note 1 Music Gmbh. Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Von Dr. Jürgen Schaarwächter zu dieser Rezension empfohlene Kritiken:
-
Verhaltener Auftakt: Am Rande der Beliebigkeit: Mark Padmore kann in ‚On Wenlock Edge’ kaum mit seinen Tenorkollegen konkurrieren. Weiter...
(Erik Daumann, 07.05.2008)
-
On Wenlock Edge: Weiter...
(Erik Daumann, )
-
Unendliche Klangfacetten: James Gilchrist erweist sich wieder einmal als Liedsänger erster Güte. Das Begleitensemble zaubert unglaubliche Farbwerte. Eine grandiose Platte, großartige Werke in einer hervorragender Interpretation präsentiert. Weiter...
(Dr. Tobias Pfleger, 20.08.2007)
-
Lyrik und Dramatik: Weiter...
(Erik Daumann, 30.04.2005)
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Hyperion:
-
Pranken und Poesie: Garrick Ohlsson präsentiert einen bedenklichen Brahms. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Detailverliebt: Alina Ibragimovas Einspielung der Capricci op. 1 von Paganini zeichnet sich nicht durch die Herausarbeitung des großen Bogens aus. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Orgelporträt aus Trondheim: Christopher Herrick bindet einen bunten, keineswegs nur nordischen Strauß. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Jürgen Schaarwächter:
-
Uneinheitlich: Kenneth Woods und das English Symphony Orchestra sind wieder einmal unermüdlich für den Komponisten Philip Sawyers im Einsatz. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Gleichberechtigte: Eine interessante Lesart von Schoecks 'Elegie'. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Handzahm: Seit über sechzig Jahren ringen die Interpreten mit Mahlers 10. Sinfonie. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Pranken und Poesie: Garrick Ohlsson präsentiert einen bedenklichen Brahms. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Gibt es ein 'fast zu schön'?: Christian Zacharias spielt vier mittlere Haydn-Sonaten. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Geistvoll: Karel Valter und Hadrien Jourdan breiten gehaltvolle Sonaten des großen Carl Philipp Emanuel Bach mit dem notwendigen Gewicht aus, verbunden mit gestalterischer Raffinesse und Klangeleganz. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
Jetzt im klassik.com Radio


Portrait

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich