
A Baroque Tenor - Marco Angioloni, Il Groviglio, Stéphane Fuget
Hommage an einen vergessenen Tenor
Label/Verlag: Pan Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Marco Angioloni erkundet das Repertoire Annibale Fabbris.
Annibale Fabbri (1697-1770) profilierte sich ab 1714 als Tenor vor allem auf der venezianischen Opernbühne. Doch auch wenn er bis mindestens in die 1730er-Jahre auf der Bühne stand, verschoben sich schon ab 1719 seine Tätigkeiten auch in Richtung der Komposition geistlicher Musik und Tätigkeit (auch als Präsident) für die Accademia filarmonica in Bologna. Die vorliegende, vorzüglich recherchierte und mit einem leider etwas zu kurz geratenen Booklettext versehene CD des jungen italienischen Tenors Marco Angioloni erkundet in großer Sorgfalt und beeindruckender Vielfalt Fabbris sängerischen Werdegang in den Jahren 1716 bis 1734, Venedig, Rom, Neapel, London und Wien. Wir hören Arien, Duette und Szenen aus Opern von Vivaldi, Scarlatti, Caldara, Händel und Domenico Sarro, zumeist aus eher unbekannteren Werken wie Vivaldis ‚Arsilda‘, Scarlattis ‚Telemaco‘ oder Händels ‚Partenope‘ (darunter diverse Ersteinspielungen). In einem kurzen Beitrag teilt der Sänger im Booklet mit, dass er bei seiner Erkundung der Händel-Arien während seines Studiums in Versailles eine besondere Affinität zu jenem Repertoire entdeckte, die für Fabbri entstanden waren, einen ‚Contraltino-Tenor‘, mit leichter Höhe und hoher Beweglichkeit.
Starke Präsenz
In der Tat ist die Beweglichkeit von Angiolonis Stimme zumeist beeindruckend, wenn auch seine Atemtechnik noch nicht ganz für alle endlos gesponnenen Phrasen ausreicht. Auch wird seine Intonation auf Haltetönen durch ein nicht ganz kontrolliertes Vibrato noch etwas getrübt – ein kleiner Makel, der sich hoffentlich noch optimieren ließe. Auch ist er in den extremen Lagen (derer etwa die Arie ‚Mio dolce nettare‘ aus Scarlattis ‚Telemaco‘ von 1718 extrem reich ist) nicht immer ganz sicher. Man spürt jeden Moment die starke Bühnenpräsenz des Sängers, der auch im Dialogisieren mit dem Orchester sowie dem Countertenor Filippo Mineccia und dem Bassisten Michele Mignone zum Tragen kommt.
Angiolonis Timbre ist von durchaus eigener, recht typisch italienischer Art – er erzeugt einen relativ ‚offenen‘ Ton, so dass eine ‚wärmende‘ Rundung unterbleibt. Er nutzt dies als besonderes Stilmittel, an das man sich als Hörer aber erst gewöhnen muss. Auch das Ensemble Il Groviglio unter Gastdirigent Stéphane Fuget, das den Orchesterpart übernimmt, bietet einen durchaus eigenen Klangcharakter, der durch die etwas eigenartige Aufnahmetechnik unterstützt wird. Das Orchester ist in großer räumlicher Breite eingefangen, so dass einige Instrumente extrem zur Linken bzw. zur Rechten des Hörers platziert scheinen, eine räumliche Tiefendimension aber nicht ganz glücklich eingefangen ist; manche Instrumente klingen etwas zu weit entfernt, die Zupfgeräusche der Theorbe sind hingegen zu präsent.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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A Baroque Tenor: Marco Angioloni, Il Groviglio, Stéphane Fuget |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Pan Classics 1 |
Medium:
EAN: |
CD
7619990104372 |
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Caldara, Antonio |
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Pan Classics Gegründet 1992 vom Musikhaus Pan in Zürich, wurde das Label 1997 von den Tonmeistern Clement Spiess und Koichiro Hattori übernommen. 2011 entschloss man sich zu einem radikalen Neuanfang: Der umfangreiche Katalog wurde gelichtet und die verbliebenen Aufnahmen erhielten ein neues, attraktives Erscheinungsbild. Den CDs wird so ein unverwechselbares Äußeres mit einem hohen Wiedererkennungswert verliehen. Geblieben sind dagegen die Vorliebe für außergewöhnliches Repertoire und der Anspruch, mit renommierten Musikern und Ensembles einen künstlerisch hochwertigen Katalog zu schaffen. Zu diesen Künstlern zählen Namen wie die Hammerklavier-Spezialisten Edoardo Torbianelli und Arthur Schoonderwoerd, der Tenor Jan Kobow u.v.a. Mehr Info... |
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