
From Windsor with Love - The Queen's Six
Liebesgrüße aus Windsor
Label/Verlag: signum classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
The Queen's Six können es im leichten und populären Repertoire: Eine feine Platte, frische Arrangements – ein schöner Streifzug.
Das englische Vokalensemble The Queen’s Six vereint sechs Vokalisten, die als Mitglieder der St. George’s Chapel auf Windsor Castle gemeinsam mit weiteren Knaben- und Männerstimmen für die musikalische Ausgestaltung der dortigen Gottesdienste mitverantwortlich sind. Gelegentlich gehen sie – wie man auf der jetzt bei Signum Classics unter dem Titel ‚From Windsor with love‘ und einer zuvor ebenfalls dort veröffentlichten Weihnachtsplatte hören kann – aber auch weit über diesen engen Kreis hinaus.
Auf ihrer aktuellen Platte wenden sie sich einer Reihe von Perlen der populären Musik der vergangenen Jahrzehnte zu: Die Reihe reicht von Bob Dylans ‚Make you feel my love‘, über Ben E. Kings ‚Stand by me‘ und Billy Joels ‚Just the way you are‘ bis zu Richard Marx‘ ‚Right her waiting‘, Huey Lewis and the News‘ ‚The power of love‘ und Limahls ‚Never ending story‘. Ein wirklich bunter und individueller Bogen also, der einer breiten Hörerschaft Anknüpfungspunkte und ‚Damals‘-Momente bieten dürfte. Ein Impuls für die Gruppe, ein solches Programm zu konzipieren, entstammt den Vorbereitungen für die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle im Jahr 2018, ein weiterer von einem Konzert auf dem Bermuda Festival im Jahr darauf, als das Ensemble in einem Lineup auftrat, das den nötigen Mut machte, auch in diesem Repertoire einen Akzent zu setzen.
Möglicher Erfolg auf diesem Feld steht und fällt mit der Bereitschaft und der Fähigkeit der Vokalisten, stimmliche Perfektion mit einer gewissen ästhetischen Entäußerung zu verbinden. Und er lebt natürlich von kongenialen Arrangements – hier sind es solche verschiedener Hände, unter anderem von dem mit der Arbeit des Ensembles seit langem verbundenen Stephen Carleston oder vom Countertenor der Formation, Tom Lilburn. Schon der Auftakt von Belinda Carlisles ‚Heaven is a place on earth‘ in einer auf frühbarocke Anmutung getrimmten Version – die, nebenbei bemerkt, an eine ähnliche Variante von ‚Can’t buy me love‘ auf dem vor Jahrzehnten erschienenen Beatles-Album der King’s Singers erinnert – macht klar, dass hier vieles geht. Insgesamt also eine – auf leider nur etwas mehr als 45 Minuten Spieldauer – wirkungsvoll ausgebreitete Spielwiese für die Möglichkeiten des Ensembles.
Wendig und risikofreudig
Die sechsstimmige Besetzung mit den beiden Countertenören Tom Lilburn und Dan Brittain, den Tenören Nicholas Madden und Dominic Bland, dem Bariton Andrew Thompson sowie dem Bass Simon Whiteley vereint stimmliches Format mit gestalterischer Verve. Die sechs Herren entstammen dem schier unerschöpflichen Reservoir der ‚choral scholars‘ und waren zuvor in anderen namhaften Vokal-Projekten wie The Tallis Scholars, Tenebrae oder The Sixteen aktiv. Sie bewegen sich individuell auf hohem Niveau, interagieren als Ensemble mit wendiger Perfektion und erkennbarer Lust am Klang, sind aber bei aller mit Händen zu greifenden Risikofreude auch zur verhaltenen Geste fähig. Durchaus nicht jeder Klang wird mit sahnigem Schmelz veredelt: Ecken und Kanten sind deutungsbedingt Teil der Mission. Die Tempi bleiben immer sanglich und natürlich, ohne Druck. Bei der Kraftentfaltung sind es Mut und Überzeugung zu kräftigen Gesten, das Ausloten der Möglichkeiten, die für die Präsentation einnehmen. Intoniert wird perfekt: Wer bei so ambitionierten Sätzen nicht nur getreulich und richtig singen, sondern auch lässig und cool, zuzeiten auch extrovertiert wirken will, sollte diese Qualität allerdings auch unbedingt in seinem künstlerischen Vermögen haben. Klangschöne Soli sind in allen Registern zu hören, mit einem für das Repertoire und die satztechnische Herangehensweise einigermaßen typischen Übergewicht bei den hohen Stimmen. Klanglich ist das konzentriert und lebendig aufgenommen, im Vertrauen auf die üppigen stimmlichen Möglichkeiten des Ensembles ohne äußere Zutaten.
Natürlich können die King’s Singer solches Repertoire perfekt präsentieren, als weiteres Beispiel das um keinen Deut schlechtere Tenebrae Consort ebenso wie weitere. The Queen’s Six können es auch: Eine feine Platte, frische Arrangements – ein schöner Streifzug.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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From Windsor with Love: The Queen's Six |
|||
Label: Anzahl Medien: |
signum classics 1 |
Medium:
EAN: |
CD
635212069820 |
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