
Adonia - Phaedrus, Mara Winter
Ein Einblick in die italienische Vokalmusik der Renaissance
Label/Verlag: Passacaille
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die Beziehung zwischen Aphrodite, lateinisch Venus, und Adonis wird musikalisch umgesetzt. Dabei entsteht ein buntes Kaleidoskop von bekannten und anonymen Komponisten.
Adonis galt in der griechischen Mythologie als Gott der Schönheit. Carlo Caruso gibt folgende kurze Beschreibung dieses Mythos': „…ein überaus schöner Jüngling, geboren aus Inzest, verführt von Venus, in seiner Blütezeit von einem Eber getötet und schließlich in eine Anemonenblume verwandelt und als solche wiedergeboren.“ Hinzuzufügen bleibt, dass der Tod des Jünglings herbeigeführt wird von Ares, im Lateinischen Mars, und zwar aus Eifersucht. Aphrodite, lateinisch Venus, lässt sein Blut auf die Erde fallen. Daraus entspringt das Adonisröschen.
Die vorliegende Aufnahme ist inspiriert vom Leben dieses Gottes der Schönheit. Sie beginnt mit seiner Geburt und endet mit seinem Tod. Ein Vorspruch und eine Totenklage bilden den Rahmen. Im Verlauf dieses Programms erklingt ein Quartett von Renaissanceflöten und der Sopran Miriam Trevisans. Zur Unterstützung kommt an geeigneten Stellen noch die Renaissancelaute Bor Zuljans zum Einsatz.
Buntes Bild
Die Komponisten dieser Aufnahme lebten im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert. Etliche anonyme Komponisten sind auch dabei vertreten. Ansonsten findet man Kompositionen unter anderem von Verdelot, Arcadelt und, aus dem 16. Jahrhundert, Gastoldi und Willaert. Ein buntes Bild italienischen Gesangs aus der Zeit der Renaissance entsteht beim Hören. Zu loben ist vor allem der Sopran Miriam Trevisans. Sie meistert die Anforderungen der Kompositionen in großer Klarheit, ohne nennenswertes Vibrato, aber mit stimmlicher Virtuosität, die auch vor schwierigen Koloraturen nicht versagt. Ähnliches ist vom Flötenquartett zu berichten. Auch die Perkussion ist mit Clara de Asís hervorragend besetzt. Die rhythmischen Intrikationen werden mit Souveränität gemeistert.
Insgesamt ergibt sich ein stimmiges Klangbild aus der Zeit der Renaissance, als solches hörenswert. Einer entsprechenden Bewertung steht indes die Aufnahmetechnik entgegen. Die Aufnahme ist bis an die Grenzen des Erträglichen übersteuert. Dieser Tatsache kaum Glauben schenkend habe ich die CD auf zwei völlig verschiedenen Wiedergabegeräten abgehört. Es musste dabei bleiben: Der Sopran wird an einigen Stellen scharf und das Flötenquartett erleidet Interferenzen, die das Hören erschweren. Das ist bedauerlich und beeinträchtigt die Bedeutung dieser Edition.
Das Booklet bietet in deutscher Übersetzung einen umfassenden Einblick in den Mythos von Adonis und in die Musik der Renaissance. Es darf als überaus gelungen betrachtet werden. Der Text der Kompositionen wird ins Englische übersetzt; eine deutsche Übersetzung ist leider nicht vorhanden.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Adonia: Phaedrus, Mara Winter |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Passacaille 1 |
Medium:
EAN: |
CD
5425004841124 |
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Passacaille Das belgische Label PASSACAILLE wurde 1995 gegründet und sollte von Anfang an eine Plattform für hochrangige belgische Künstler der historischen Aufführungspraxis sein. Das Barockorchester il Fondamento mit seinem Leiter Paul Dombrecht und der Hammerklavierspezialist Jan Vermeulen gehörten zu den ersten, die für das Label aufnahmen. Später erweiterte sich der Künstlerkreis um weitere prominente Namen wie Wieland Kuijken oder das Ensemble Octophorus. Bald erhielten die Aufnahme internationale Preise, was als zusätzlicher Anreiz gesehen wurde, sich im künstlerischen Bereich auch internationalen Künstlern und Ensembles zu öffnen. Ab 2000 begann die Zusammenarbeit mit Künstlern aus verschiedenen europäischen und transatlantischen Ländern. 2006 übernahm der belgische Traversflötist und Musikwissenschaftler Jan de Winne das Label und erweiterte den Künstlerkreis des Labels erneut um international renommierte Künstler wie zum Beispiel Graham O'Reillys Ensemble Européen William Byrd und Lorenzo Ghielmis Ensemble La Divina armonia, das hier erst kürzlich eine fulminante Aufnahme von Händels Orgelkonzerte Op.4 vorgelegt hat. Als weitere Neuzugänge seien noch der brasilianische Cembalist Nicolau de Figueiredo, der Cellist Sergei Istomin und der Fortepianist Alexei Lubimov zu nennen. Im Rahmen der Neuorganisation des Labels möchte Jan de Winne den bewährten ursprünglichen Schwerpunkt Alter Musik in historischer Aufführungspraxis beibehalten, aber auch nach und nach Musik späterer Epochen in das Programm integrieren. Mehr Info... |
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