
Bruckner, Anton - Mass in d minor
Am Anfang wahrer Grösse
Label/Verlag: Brilliant classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Anton Bruckners Musik über seine oft ins Anekdotische verzerrte Biographie verstehen und deuten zu wollen, verbietet sich der heutigen Kenntnis – allzu deutlich wurden in den letzten Jahrzehnten manche der viel zu lange wirksamen Traditionen entzaubert, wurde Geschichten und Geschichtchen der Schüler, Gönner und derer, die den verehrten Meister am allerbesten kannten oder gekannt haben wollen, der ihnen gebührende Platz im wohlverdienten Abseits der Bruckner-Forschung zugewiesen.
Gleichwohl bleibt es sinnvoll, die Phasen im Schaffen eines Komponisten vor dem Hintergrund seiner persönlichen und künstlerischen Entwicklung zu betrachten, seine Kompositionen in den Kontext des Lebenswerkes zu stellen. So manches Missverständnis kann vermieden, manche Herabsetzung früher entstandener Werke im Vergleich mit den größeren der Reifezeit kann korrigiert werden.
Nun stand Bruckners erste große Messe in d-Moll von 1864 nie im Verdacht, klein und unbedeutend zu sein. Im Gegenteil: Sie hatte – im krassen Gegensatz zu mancher seiner späteren Sinfonien – sofort außerordentlichen Erfolg und wurde in der kunstliebenden Öffentlichkeit als eine erste Visitenkarte des nicht mehr ganz jungen Komponisten akzeptiert. Der hatte am Beginn seines fünften Lebensjahrzehnts ‚seinen’ Weg gefunden: Es zeigt sich da eine mehr oder weniger ‚friedliche Koexistenz’ von klassischen Elementen – in Melodiebildung, Orchestrierung, Rhythmik grüßen die Traditionen Mozarts, Beethovens und besonders Schuberts – und dem Brucknerschen ‚Neuen’: Durchaus mutig und selbstbewusst setzt Bruckner auf die späterhin typischen Elemente seines Personalstils – mächtige Unisoni, grundiert von Streichertremoli, mehrfache Punktierungen, kühne harmonische Wendungen und chromatische Alterationen deuten an, welchen Weg der Komponist gehen wird. Während wir das Talent, dramatisch-wuchtige Akzente zu setzen, schon voll ausgeprägt finden, stellte sich die Gabe zur souveränen Gestaltung der ruhig-spannungsvollen Weite erst mit den Adagios seiner späten Sinfonien ein.
Chance zur effektvollen Präsentation
Ein sehr gut ausgeleuchteter Gesamtklang profitiert auch davon, dass Nicol Matt der Versuchung widersteht, Brucknersches ‚Highlight-Hopping’ zu veranstalten. Vielmehr sammelt er das gesamte Ensemble auch in den schlichteren Passagen und verbleibt auch hier in einer konzentrierten Haltung.
Nur das bei ‚Brilliant Classics’ einmal mehr schwache und karge Booklet verhindert es, bei der vorliegenden Aufnahme von einer rundum gelungenen Platte zu sprechen – technisch und künstlerisch genügt sie sehr hohen Ansprüchen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Bruckner, Anton: Mass in d minor |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: Veröffentlichung: |
Brilliant classics 1 03.12.2003 50:38 2003 2003 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
SACD
5028421922126 92212 |
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Bruckner, Anton |
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