
Müller: Flute Concerto No.5, 7, 8 - Tatjana Ruhland, Südwestdeutsches Kammerorchester, Timo Handschuh
Melodiöse Längen und Mozart-Allusionen
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Tatjana Ruhland und das Südwestdeutsche Kammerorchester unter Timo Handschuh überzeugen mit drei Flötenkonzerten A. E. Müllers.
Der Rezensent bekennt freimütig, dass er die Wahl der vorliegenden CD für eine Kritik aus schierem Interesse für das bis dato unbekannte Repertoire getroffen hat. Auf umfängliche Vorerfahrung im Themenfeld „Flötenkonzert – frühes 19. Jahrhundert“ konnte leider nicht zurückgegriffen werden. Indes besteht vielleicht eine durchaus legitime Möglichkeit der kritischen Annäherung an den Gegenstand, indem zunächst einige – freilich grobe – analytische Vorbetrachtungen der Werke erfolgen, worauf dann der Frage nach der interpretatorischen Realisation nachgegangen wird.
Für ihre Interpreten – insbesondere den Solisten – bieten August Eberhard Müllers (1867–1817) Flötenkonzerte nicht allein spieltechnische Herausforderungen. Primär stellt die möglichst spannungsreiche Darbietung der ungeheuren Satzlängen erhebliche Schwierigkeiten, denn hier einen dramaturgischen Bogen zu gestalten, erscheint angesichts von Müllers potpourrigleichem Melodiereichtum kaum möglich. Überspitzt formuliert, werden gerade in den Kopfsätzen, die wie im F-Dur-Konzert fast 15 und im d-Moll-Konzert über 17 Minuten beanspruchen, eine „schöne Stelle“ an die nächste gereiht, ohne aus diesem Gefüge irgendwelche diskursiven Konsequenzen zu ziehen. Das mitunter ziellos wirkende Abwechseln melodischer Perioden, das übermäßige Walten kadenz-metrischer Ordnungssymmetrien sowie das Dominieren durchweg gefälliger Tonfälle kostet den Hörer so manche Ausdauer. Eine Ausnahme bilden die Ecksätze des e-Moll-Konzerts, das mitunter gelungene Assoziationen an Müllers großes Vorbild Mozart (KV 550) bereithält.
Ein Glück nur, dass sich die Flötistin Tatjana Ruhland den Werken angenommen hat, denn vermittelt durch ihr überaus differenziertes wie klangschönes Spiel können die dramaturgischen Schwächen der Konzerte über große Strecken kompensiert werden. Das Kammerorchester Pforzheim unter Timo Handschuh akkompangiert souverän, wodurch in der Gesamtschau eine empfehlenswerte Gesamtleistung resultiert, die sicherlich nicht nur Flötenenthusiasten Momente der Hörfreude verschafft.
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Müller: Flute Concerto No.5, 7, 8: Tatjana Ruhland, Südwestdeutsches Kammerorchester, Timo Handschuh |
|||
Label: Anzahl Medien: |
cpo 1 |
Medium:
EAN: |
CD
761203540327 |
![]() Cover vergössern |
Müller, August Eberhard |
![]() Cover vergössern |
|
![]() Cover vergössern |
cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag cpo:
-
Blutarm: Ein großes Bühnenwerk Carl Heinrich Grauns leider nur in 'musikalischer Gesamteinspielung'. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Schwedische Wunderlampe: Kurt Atterbergs Oper 'Aladin' verzaubert im spätromantischen Stil. Weiter...
(Karin Coper, )
-
Musikalische Andacht: Buxtehudes Membra Jesu Nostri: Opella Nova und Gregor Meyer bieten eine delikate Deutung dieses qualitätvollen Klassikers des barocken Repertoires. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Kai Marius Schabram:
-
Elisabethanische Virginalmusik: Pieter-Jan Belder legt eine grandiose Gesamteinspielung des 'My Ladye Nevells Booke' beim Label Brilliant Classics vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Intensives Klavierspiel: Vladimir Feltsman legt interessante Darbietungen Beethovenscher Variationen und Rondos vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Pianistische Größe und Grenzen: Behzod Abduraimov überzeugt mit kanonischem Repertoire von Debussy, Chopin und Mussorgsky. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Gediegen: Philippe Herreweghes gelegentliche Erkundungen im Reich der Bach-Kantate gefallen. Sie sind auf eine – im Sinne der Erkenntnisse historisch informierter Praxis – klassische Weise gediegen. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
Ausladend paraphrasiert: Vier Pianisten in perfekter Harmonie. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Elisabethanische Virginalmusik: Pieter-Jan Belder legt eine grandiose Gesamteinspielung des 'My Ladye Nevells Booke' beim Label Brilliant Classics vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Jetzt im klassik.com Radio


Portrait

"Man muss das Ziel kennen, bevor man zur ersten Probe erscheint."
Der Pianist und Organist Aurel Davidiuk im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich