> > > Müller: Flute Concerto No.5, 7, 8: Tatjana Ruhland, Südwestdeutsches Kammerorchester, Timo Handschuh
Freitag, 1. Dezember 2023

Müller: Flute Concerto No.5, 7, 8 - Tatjana Ruhland, Südwestdeutsches Kammerorchester, Timo Handschuh

Melodiöse Längen und Mozart-Allusionen


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Tatjana Ruhland und das Südwestdeutsche Kammerorchester unter Timo Handschuh überzeugen mit drei Flötenkonzerten A. E. Müllers.

Der Rezensent bekennt freimütig, dass er die Wahl der vorliegenden CD für eine Kritik aus schierem Interesse für das bis dato unbekannte Repertoire getroffen hat. Auf umfängliche Vorerfahrung im Themenfeld „Flötenkonzert – frühes 19. Jahrhundert“ konnte leider nicht zurückgegriffen werden. Indes besteht vielleicht eine durchaus legitime Möglichkeit der kritischen Annäherung an den Gegenstand, indem zunächst einige – freilich grobe – analytische Vorbetrachtungen der Werke erfolgen, worauf dann der Frage nach der interpretatorischen Realisation nachgegangen wird.

Für ihre Interpreten – insbesondere den Solisten – bieten August Eberhard Müllers (1867–1817) Flötenkonzerte nicht allein spieltechnische Herausforderungen. Primär stellt die möglichst spannungsreiche Darbietung der ungeheuren Satzlängen erhebliche Schwierigkeiten, denn hier einen dramaturgischen Bogen zu gestalten, erscheint angesichts von Müllers potpourrigleichem Melodiereichtum kaum möglich. Überspitzt formuliert, werden gerade in den Kopfsätzen, die wie im F-Dur-Konzert fast 15 und im d-Moll-Konzert über 17 Minuten beanspruchen, eine „schöne Stelle“ an die nächste gereiht, ohne aus diesem Gefüge irgendwelche diskursiven Konsequenzen zu ziehen. Das mitunter ziellos wirkende Abwechseln melodischer Perioden, das übermäßige Walten kadenz-metrischer Ordnungssymmetrien sowie das Dominieren durchweg gefälliger Tonfälle kostet den Hörer so manche Ausdauer. Eine Ausnahme bilden die Ecksätze des e-Moll-Konzerts, das mitunter gelungene Assoziationen an Müllers großes Vorbild Mozart (KV 550) bereithält.

Ein Glück nur, dass sich die Flötistin Tatjana Ruhland den Werken angenommen hat, denn vermittelt durch ihr überaus differenziertes wie klangschönes Spiel können die dramaturgischen Schwächen der Konzerte über große Strecken kompensiert werden. Das Kammerorchester Pforzheim unter Timo Handschuh akkompangiert souverän, wodurch in der Gesamtschau eine empfehlenswerte Gesamtleistung resultiert, die sicherlich nicht nur Flötenenthusiasten Momente der Hörfreude verschafft. 


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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Müller: Flute Concerto No.5, 7, 8: Tatjana Ruhland, Südwestdeutsches Kammerorchester, Timo Handschuh

Label:
Anzahl Medien:
cpo
1
Medium:
EAN:
CD
761203540327

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Müller, August Eberhard


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Dirigent(en):Handschuh, Timo
Orchester/Ensemble:Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim
Interpret(en):Ruhland, Tatjana


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cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


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