
Schubertiade - Landshamer, Zeyen, Chor des Bayerischen Rundfunks, Howard Arman
Vokale Zeitreise
Label/Verlag: BR-Klassik
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Diese Produktion lässt das gleichnamige Format anschaulich aufleben.
Schon zu Schuberts Lebzeiten wurde die Bezeichnung „Schubertiade“ für Zusammenkünfte von Freunden des Komponisten und Liebhabern seiner Musik geprägt. Regelmäßig kamen dabei in geselligem Rahmen bereits bekannte oder neue Werke des Meisters zur Aufführung, dazu wurde Konversation betrieben und gefeiert. Heute ist der Begriff auch mit mehreren Festivals und Veranstaltungsserien besetzt, etwa die gleichnamige Reihe in Schwarzenberg und Hohenems. Für die bildliche Darstellung der ursprünglichen Zusammenkünfte stehen bis heute eine Zeichnung von Schuberts Freund Moritz von Schwind und ein Gemälde von Julius Schmid Pate. Schubert am Klavier, umgeben von seinen künstlerischen Bewunderern.
Originalklang-Faktor
Eine Auswahl mehrstimmiger Gesänge hat diese bei BR-Klassik erschienene Produktion gewissermaßen als Ständchen zu Schuberts 225. Geburtstag getroffen. Eine genaue Rekonstruktion kann und soll dies nicht sein, so oder ähnlich könnten damalige Programme aber ausgesehen haben. Einen stilistisch sinnfälligen Authentizitätsfaktor bringt das Begleitinstrument ins Spiel: Der verwendete Érard-Flügel wurde zwar erst in den 1870er-Jahren gefertigt, kommt dem Klang eines zu Schuberts Zeit gebräuchlichen Hammerklaviers aber relativ nahe. Gespielt wird er von Justus Zeyen, einem der etablierten Spezialisten im Fach Liedbegleitung, der schon mit etlichen großen Namen wie Juliane Banse oder Michael Schade zusammengearbeitet hat und die erstaunlich voluminösen klangfarblichen Möglichkeiten des Instruments optimal ausnutzt. Die lebendige Interaktion mit chorischen und solistischen Partien beherrscht er traumwandlerisch sicher.
Dramaturgisches Charisma
Den typischen „Männergesangsverein“, wie wir ihn heute kennen, gab es zu Schuberts Zeit noch nicht. Lieder für Männer- (hier: Drei Lieder D 825 und „Sehnsucht“ D 656) oder Frauenchor („Gott in der Natur“ D 757 oder die Vertonung des 23. Psalms D 706) hat Schubert aber sowohl a cappella als auch mit instrumentaler Begleitung mehrfach geschrieben. Damen- und Herren-Fraktion sind mit den hervorragenden, intonationssicheren und dynamisch facettenreichen Stimmen des Chors des Bayerischen Rundfunks bestens repräsentiert. Unter den Solostimmen ragt Christina Landshamers Sopran heraus, mit höhensicherer Beweglichkeit und dramaturgischem Charisma glänzt sie in „Mirjams Siegesgesang“ D 942. Auch die Mezzo- und Tenorstimmen von Merit Ostermann („Ständchen“ D 920) und Andrew Lepri Meyer („Nachthelle“ D 892) überzeugen und sind unter der musikalischen Regie von (Noch-)Chorleiter Howard Armen im Verhältnis zum Chor klanglich gut ausbalanciert.
Aufgenommen wurden die insgesamt 10 Stücke im Juli 2021 im Herkulessaal der Münchner Residenz, sämtliche Texte sind im Booklet nachzulesen. Bei einer Original-Schubertiade dabei sein kann man leider nicht mehr. Diese Produktion zeichnet das überlieferte Format aber programmatisch anschaulich nach.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Schubertiade: Landshamer, Zeyen, Chor des Bayerischen Rundfunks, Howard Arman |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
BR-Klassik 1 04.02.2022 062:41 2021 |
Medium:
EAN: BestellNr.: Booklet |
CD
4035719005288 900528 |
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Schubert, Franz |
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"SCHUBERTIADE Franz Schubert – Ein- und mehrstimmige Lieder a cappella und mit Klavier Zum 225. Geburtstag des Komponisten am 31. Januar 2022 In der Gesellschaftsmusik, zu der ein Großteil von Franz Schuberts Liedschaffen zu zählen ist, kamen um 1800 mehrstimmige Vokalkompositionen als Teil der bürgerlichen Musikkultur und des gemeinschaftlichen Singens groß in Mode. Schuberts Stücke für mehrere Männer- oder Frauenstimmen – zum Teil a cappella, zum Teil mit Klavier- oder anderer Instrumentalbegleitung – als Chorlieder zu bezeichnen, ist jedoch nicht ganz richtig, da sie seinerzeit meist solistisch besetzt wurden. Doch Liebhaberchöre wie den der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, die regelmäßig Konzerte veranstaltete, gab es bereits, und so kamen Schuberts mehrstimmige Lieder oftmals rascher einer breiteren Öffentlichkeit zu Gehör als seine im privaten Kreise aufgeführten Sololieder. Damit hatte die Gesellschaftsmusik den Schritt in den Konzertsaal getan; Schuberts Name tauchte erstmals am 25. Januar 1821 auf einem Programm der Musikfreunde auf. Einige seiner bekanntesten Lieder für Männer- respektive Frauenchor mit Klavier sind in der vorliegenden SCHUBERTIADE versammelt, darunter die sanft wiegende Barkarole „Der Gondelfahrer“, in der Schubert das Glitzern des Mondlichts auf den venezianischen Kanälen heraufbeschwört, oder das „Ständchen“, welches als Geburtstagsserenade entstand. Eine seiner insgesamt fünf Vertonungen von Mignons „Nur wer die Sehnsucht kennt“ aus Goethes Wilhelm Meister schrieb Schubert für fünfstimmigen Männerchor – es stellt unter seinen mehrstimmigen Liedern eine Besonderheit dar, indem durch eine differenzierte Harmonik und die raffinierte Textbehandlung der tiefe Seelenschmerz Mignons zum Ausdruck kommt. Eine herausragende Stellung unter seinen religiösen Stücken, die nicht für die Kirche bestimmt waren, nimmt „Mirjams Siegesgesang“ ein, wo sich schließlich Männer- und Frauenchor vereinen und das israelitische Volk verkörpern. Der Chor antwortet einem Solosopran als Vorsängerin. Das großangelegte Werk schildert den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten mit der Prophetin Mirjam an seiner Spitze; ihr dreisätziger Lobgesang mündet in eine eindrucksvolle Chorfuge. Die vorliegenden Studioaufnahmen mit den Solisten Christina Landshamer, Merit Ostermann und Andrew Lepri Meyer, dem Chor des Bayerischen Rundfunks unter Leitung von Howard Arman sowie mit Justus Zeyen am Klavier entstanden zwischen dem 20. und 23. Juli 2021 im Herkulessaal der Münchner Residenz. BR-KLASSIK veröffentlicht die neue CD am 4. Februar 2022. Als Begleitinstrument der Aufnahmen wurde ein Flügel aus der Klaviermanufaktur von Sébastien Érard in Paris verwendet. Im 19. Jahrhundert waren die Instrumente dieser Firma in den Salons wohlhabender Privatleute ungemein beliebt und galten als Inbegriff der bürgerlichen Musikkultur schlechthin. Unter anderem Richard Wagner, Franz Liszt oder selbst Queen Victoria besaßen einen Érard-Flügel. Seine Bauart und Mechanik weist eine klangliche Nähe zum Hammerklavier der Schubertzeit auf. Er zeichnet sich durch einen klaren, jedoch nicht perkussiven Anschlag aus, ausgewogene Register, eine silbrige Höhe sowie einen profunden und transparenten Bass – Qualitäten, die jenen Flügel sowohl in ästhetischer als auch in aufführungspraktischer Hinsicht zum idealen Begleitinstrument für Schuberts Chorlieder macht und die Klangwelt der Schubertiaden verwirklicht. FRANZ SCHUBERT SCHUBERTIADE Der Gondelfahrer, Ständchen, Drei Lieder, Gott in der Natur, Nachthelle, Gott ist mein Hirt, Sehnsucht, Mirjams Siegesgesang Christina Landshamer, Sopran Merit Ostermann, Alt Andrew Lepri Meyer, Tenor Justus Zeyen, Piano (Aufgenommen mit einem historischen ÉRARD-PIANO) " |
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BR-Klassik BR-KLASSIK, das Label des Bayerischen Rundfunks (BR), veröffentlicht herausragende Live-Konzerte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO), des Chors des Bayerischen Rundfunks, des Münchner Rundfunkorchesters sowie der Konzertreihe musica viva. Dabei ist es ein wesentliches Ziel des Senders, über seine Radio- und TV-Programme hinaus auch digital sowie via CD und DVD allen Musikfreunden weltweit Zugang zu besonderen Aufnahmen zu bieten und auf diese Weise auch jenes Publikum zu erreichen, welches keine Möglichkeit hat, die Konzerte der internationalen Tourneen selbst vor Ort live zu erleben. Neben den jeweiligen Chefdirigenten wie beispielsweise Mariss Jansons oder Sir Simon Rattle finden sich großartige Künstlerpersönlichkeiten wie Daniel Barenboim, Herbert Blomstedt, Bernard Haitink und viele andere mehr. Die Reihe BR-KLASSIK WISSEN liefert unterhaltsame und kurzweilige Hörbiografien von Jörg Handstein mit vielen Hintergrundinformationen und Musikbeispielen auf jeweils 4 CDs, erzählt von Udo Wachtveitl sowie spannende Werkeinführungen in bedeutende Kompositionen der Musikgeschichte. Durch die Reihe BR-KLASSIK ARCHIVE werden historische Aufnahmen des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks wieder verfügbar. Beispielsweise die legendäre Aufführung des Verdi-Requiems unter der Leitung Ricardo Mutis mit Jessye Norman, Agnes Baltsa, José Carreras und Jewgenij Nesterenko und dem Chor des BR im Jahr 1981 oder etwa denkwürdige Konzertabende mit der Pianistin Martha Argerich: 1973 unter Leitung von Eugen Jochum mit Mozarts Klavierkonzert KV 456 sowie zehn Jahre später mit Beethovens Klavierkonzert Nr.1 unter Seiji Ozawa. Mittlerweile umfasst der gesamte Katalog über 200 Aufnahmen und hat bereits mehr als 50 renommierte und internationale Auszeichnungen erhalten, darunter den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, den Diapason d’or, den BBC Music Magazine Award und den ICMA. BR-KLASSIK wird weltweit durch NAXOS vertrieben. Selbstverständlich gehören hierzu auch digitale Portale wie Spotify, Apple, amazon u.v.a.. Die Naxos Music Library präsentiert zudem für Universitäten und öffentliche Bibliotheken via Internet einen ständig wachsenden Katalog mit tausenden von Titeln weltweit führender Labels. Studenten, Lehrpersonal und andere Benutzer können sich jederzeit einloggen und in der Bibliothek, im Hörsaal, im Studentenwohnheim, im Büro oder zu Hause das komplette Repertoire abrufen - auch die Aufnahmen von BR-KLASSIK. Mehr Info... |
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