> > > Telemann: Trio Sonatas for recorder & viola da gamba: Erik Bosgraaf, Lucile Boulanger, Alessandro Pianu, Carl Rosman
Sonntag, 26. März 2023

Telemann: Trio Sonatas for recorder & viola da gamba - Erik Bosgraaf, Lucile Boulanger, Alessandro Pianu, Carl Rosman

Telemann-Statement


Label/Verlag: Brilliant classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Erik Bosgraaf und seine Mitstreiter sind wiederholt mit vorbildlichem Telemann hervorgetreten: Dieser Komponist und sein Werk geben so viel her, machen so viel möglich, sind offenkundig den Interpreten der Gegenwart so inspirierend: Mehr davon!

Johann Mattheson hat seinen Respekt für Georg Philipp Telemann in seiner ‚Grundlage einer Ehren-Pforte‘ 1740 in folgende Worte gekleidet: ‚Ein Lulli wird gerühmt; Corelli lässt sich loben;/ Nur Telemann allein ist übers Lob erhoben.‘ Diese historische Perspektive eines Zeitgenossen einzunehmen, hilft dabei, das Phänomen Telemann in seiner Zeit besser begreifen zu können – zu sehen, welcher Rang ihm unzweifelhaft gebührte, welcher Ruhm ihm zuteilwurde.

Auch wenn Telemann in den letzten Jahrzehnten peu à peu wieder in seine Rechte eingesetzt wird – es sind noch viele Schritte auf einem langen Weg zu gehen, bis die gravierend einseitige Betrachtung des deutschen Spätbarocks in die reale Vielfalt und Multipolarität dieser musikalisch so ungemein reichen Epoche hinein aufgelöst ist.

Beiträge zu diesem Vorhaben leistet seit einigen Jahren auch der niederländische Blockflötist Erik Bosgraaf, der mit seinem kleinen Ensemble Cordevento immer wieder für Aufsehen sorgte. Auf der aktuell bei Brilliant Classics erschienenen Platte sind es Triosonaten mit Beteiligung der Blockflöte und der Viola da gamba, die Telemann in seiner ganzen schöpferischen Qualität zeigen. Formal sind die Kompositionen drei- oder viersätzig, in der konkreten Ausgestaltung durchaus italienisch inspiriert, greifen sie durch die Verwendung der Viola da gamba aber auch französische Traditionen auf. Neben diesen fünf Sonaten erklingt noch eine gleichfalls französisch grundierte Suite, die neben den Gamben zwei Chalumeaux als wunderbar interagierende obligate Instrumente bringt, dazu kommt ein Quartett, in der ebenfalls zwei Gamben mit der hier die eigentlich vorgesehene Traversflöte ersetzenden Tenorflöte kombiniert werden. Das Programm spiegelt damit auch einen weiteren für Telemann typischen Zug: Die Vielfalt der erklingenden und vor allem je idiomatisch eingesetzten Instrumente.

Kongeniale Instrumentalisten

Erik Bosgraaf spielt die Parts von Alt- und Tenorblockflöte, dazu Altchalumeau, Carl Rosman Tenorchalumeau, Lucile Boulanger und Robert Smith wechseln sich auf Diskant- und Bassgambe ab, Alessandro Pianu liefert auf Cembalo oder Orgel ein solides Fundament. Letzterer ist Bosgraaf in dessen Stammensemble verbunden, andere wie Lucile Boulanger und Robert Smith sind als profilierte Repräsentanten ihres Instruments anerkannt und reüssieren mit überzeugenden diskografischen Präsentationen. Die Fünf spielen hochintensive Kammermusik, virtuos und frisch, klangsinnlich und dabei so lebendig, dass man sich ohne Mühen Telemann beim Zuhören wohlwollend lächelnd danebenstehend vorstellen kann.

Alle solistische Geste ist in dieses intrikate und bewegte Geschehen einbezogen, auch der Basso continuo trägt entscheidend zum Gelingen bei: Mit straffer Phrasierung und akzentuierter Geste. Insgesamt ist ein Neben- und Ineinander von aufregend kleinteiliger Artikulation zu erleben, rhythmisch präzis und voller Energie; dazu bieten Flöten und Gamben alles, was man an blühender Linearität erwarten kann. Die Tempi werden entschieden gewählt – plastische Satzcharaktere und spannungsvolle Konstellationen innerhalb der Sonaten sind die zwingende Folge. In dynamischer Hinsicht werden die Möglichkeiten der Besetzung konsequent ausgelotet, in beide Richtungen mit überwältigendem Ertrag. Die Intonation ist federnd-leicht zu nennen, dennoch basiert sie auf etlicher klanglicher Kraft und wirkt deshalb so vibrierend lebendig. Das Klangbild greift all das auf, präsentiert alle Anteile klar und direkt. Dennoch zerfällt nichts, wirkt keine Sphäre isoliert, fügt sich alles zu einem famos integrierten Bild: So muss diese Musik klingen.

Erik Bosgraaf und seine Mitstreiter sind wiederholt mit vorbildlichem Telemann hervorgetreten: Dieser Komponist und sein Werk geben so viel her, machen so viel möglich, sind offenkundig den Interpreten der Gegenwart so inspirierend: Mehr davon!

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:






Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Telemann: Trio Sonatas for recorder & viola da gamba: Erik Bosgraaf, Lucile Boulanger, Alessandro Pianu, Carl Rosman

Label:
Anzahl Medien:
Brilliant classics
1
Medium:
EAN:

CD
5028421963938


Cover vergössern

Telemann, Georg Philipp


Cover vergössern

Brilliant classics

Brilliant Classics steht für hochwertige Klassik zu günstigen Preisen!

Mit den Veröffentlichungen von komplettierten Gesamtwerks- Editionen und Zyklen berühmter Komponisten, hat sich das Label erfolgreich am Musikmarkt etabliert. Der Klassikmusikchef, Pieter van Winkel, ist Musikwissenschaftler und selbst Pianist. Mit seinem professionellen musikalischen Gespür für den Klassikmarkt, hat er in den letzten Jahren ein umfangreiches Klassikprogramm aufgebaut. Neben hochwertigen Lizenzprodukten fördert er mit Eigenproduktionen den musikalischen Nachwuchs und bietet renommierten Musikern eine ideale Plattform.


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...


Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Brilliant classics:

blättern

Alle Kritiken von Brilliant classics...

Weitere CD-Besprechungen von Dr. Matthias Lange:

  • Zur Kritik... Geistvoll: Karel Valter und Hadrien Jourdan breiten gehaltvolle Sonaten des großen Carl Philipp Emanuel Bach mit dem notwendigen Gewicht aus, verbunden mit gestalterischer Raffinesse und Klangeleganz. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
  • Zur Kritik... Attraktiver Kantaten-Dreier: Die 41. Folge dieses großen Bach-Projekts bringt die Qualitäten von Ensembles und Soli auf gewohnt hohem Niveau zum Strahlen: Der Weg von Rudolf Lutz verliert in seinem Verlauf keinen Deut an Attraktivität. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
  • Zur Kritik... Familiendinge: Familiendinge bei und mit den Bachs der verschiedenen Generationen und Zweige: Glücklich gefügt und luzide präsentiert vom Ensemble Polyharmonique und Teatro del mondo. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
blättern

Alle Kritiken von Dr. Matthias Lange...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

  • Zur Kritik... Pranken und Poesie: Garrick Ohlsson präsentiert einen bedenklichen Brahms. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
  • Zur Kritik... Gibt es ein 'fast zu schön'?: Christian Zacharias spielt vier mittlere Haydn-Sonaten. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
  • Zur Kritik... Geistvoll: Karel Valter und Hadrien Jourdan breiten gehaltvolle Sonaten des großen Carl Philipp Emanuel Bach mit dem notwendigen Gewicht aus, verbunden mit gestalterischer Raffinesse und Klangeleganz. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

NOTE 1 - Mitteilungen (3/2023) herunterladen (5000 KByte)

Anzeige

Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Der Klarinettist Nicolai Pfeffer im Gespräch mit klassik.com.

"Auf der Klarinette den Sänger spielen, das ist einfach cool!"
Der Klarinettist Nicolai Pfeffer im Gespräch mit klassik.com.

weiter...
Alle Interviews...


Sponsored Links

Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich