
Gabriel Pierné: Ramuntcho - Orchestre National de Lille, Darrell Ang
Baskische Schmuggler und tanzende Satyre
Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die Suiten aus 'Ramuntcho' und 'Cydalise et le Chevre-pied' des Impressionisten Gabriel Pierné verzaubern in der Wiedergabe durch Darrell Ang und das Orchestre National de Lille.
Aus heutiger Sicht steht der Komponist, Dirigent und Orgelspieler Gabriel Pierné, Jahrgang 1863, im Schatten der berühmten Kollegen seiner Generation. Damals jedoch galt er in vielen künstlerischen Bereichen als Kapazität. Der Schüler von César Franck und Jules Massenet gewann 1882 mit der Kantate „Edith“ den Prix de Rome und trat anschließend die Nachfolge Francks als Titular-Organist in der wegen seiner Orgel berühmten Basilika Sainte-Clotilde an, die er bis 1898 innehatte. Von 1910 bis 1934 leitete Pierné das Pariser Colonne Orchestra, das mit dem Ziel gegründet worden war, zeitgenössische französische Musik zu etablieren. Darunter waren Werke von Debussy, Ravel, Roussel, Milhaud und auch die Uraufführung von Stravinskys „Feuervogel“. 1924 wurde er als Vertreter für Musik in die Académie des Beaux-Arts gewählt.
Piernés kompositorisches Œuvre besteht aus Kammermusiken in verschiedensten Besetzungen, Sinfonischem und etlichen Bühnenwerken. Wenig davon hat es bisher auf Tonträger geschafft, umso mehr ist die Veröffentlichung zweier Suiten bei Naxos zu begrüßen. Die erste entstammt der 1910 kreierten Musik zum Schauspiel „Ramuntcho“. Es basiert auf Pierre Lotis gleichnamigem Roman, der gerade in neuer deutscher Übersetzung aufgelegt wurde. Im Vordergrund steht die aus Standesgründen scheiternde Liebesgeschichte zwischen dem titelgebenden Schmuggler und einer Frau aus gutem Haus. Sie ist eingebettet in Schilderungen vom Leben und der Natur in der französischen Baskenprovinz, wo die Erzählung angesiedelt ist.
Meister der Instrumentation
Die zweite Suite ist ein Extrakt aus dem 1923 uraufgeführten Ballett „Cydalise et le Chevre-pied“. Es handelt von einer Schar mythologischer Wesen, die im Park von Versailles haust und auf eine dort gastierende Ballettgruppe trifft. Zwischen dem Faun Styrax und der Primaballerina Cydalise entwickelt sich eine zarte Annäherung, doch bleibt es bei einem unschuldigen Kuss zum Abschied. Debussys „Prélude à l’après-midi d’un faune“ mit seinen Flötengirlanden grüßt ebenso wie Ravels „Daphnis und Chloe“ mit seinen Chorvokalisen, die in der Suite allerdings entfallen. Beide Partituren zeigen Pierné als Meister der Instrumentation, der schillernden Harmonien, der tonmalerischen Illustration und - im Falle von „Ramuntcho“ - der folkloristischen Kolorierung durch Verwendung von Volksweisen und lokalen Tänzen, etwa dem Zortziko im typischen 5/8 Takt.
Der Dirigent Darrell Ang schwelgt mit dem Orchestre National de Lille und seinen vorzüglichen Bläsern in den raffinierten Tonmischungen und der Palette von hingetupften Passagen bis zum sinnlichen Rausch. Die technisch makellose Aufnahme, der nur knappe Informationen beiliegen, ist ein empfehlenswerter Einstieg in Piernés Klangkosmos, zumal die Gesamteinspielung des Balletts unter der Leitung von David Shallon bedauerlicherweise nicht mehr verfügbar ist.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Gabriel Pierné: Ramuntcho: Orchestre National de Lille, Darrell Ang |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Naxos 1 |
Medium:
EAN: |
CD
747313360970 |
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Pierné, Gabriel |
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