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Montag, 4. Dezember 2023

Marianische Musik aus Spanien - Fenalosa Ensemble

Goldenes Leuchten


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Das Peñalosa-Ensembles findet für das Leichte, Wehende in der Musik seines Namenspatrons ebenso stimmigen Ausdruck wie für die klanglich dichtere, in dieser Hinsicht vielleicht sogar überwältigende Musik von Tomás Luis de Victoria.

Zu seinem 25jährigen Bestehen beschenkt sich das Peñalosa-Ensemble mit einer beim Label cpo erschienenen Platte, die konsequenterweise nach der fabelhaften Präsentation der ‚Missa El Ojo‘ vor 15 Jahren zu Werken des Namenspatrons zurückführt. Peñalosa ist eingangs und ausgangs des Programms als frühe Stimme des Goldenen Zeitalters der spanischen Vokalpolyphonie zu hören, an dessen Ende mit Tomás Luis de Victoria eine weitere eminente Größe stand, dessen Kompositionen im Zentrum stehen. Mit ihren Lebensdaten – Peñalosa lebte von ca. 1470 bis 1528, Victoria von ca. 1548 bis 1611 – umfassen sie eineinhalb Jahrhunderte hochstehender musikalischer Entwicklung. Viele Unsicherheiten gibt es vor allem mit Blick auf Leben und Schaffen des Älteren. Vielleicht war er ein Lehrer von Cristóbal de Morales, der gemeinsam mit Francisco Guerrero zeitlich und stilistisch zwischen den beiden hier vertretenen Komponisten siedelte und zum Kernbestand der angesprochenen Ära gehört. Arbeiten von Morales waren es wiederum, die Victoria in seinen Jugendjahren als Studienmaterial und Vorbild während der Zeit seiner Ausbildung an der Kathedrale von Ávila dienten.

Peñalosa rahmt das Programm, mit kunstvollen, marianischen Themen gewidmeten Motetten, dazu zwei ausgreifenden Magnificat-Kompositionen. Es sind dies oft zerbrechliche, reduzierte Sätze, von gleichwohl leuchtender, beseelter Schönheit, die eine erstaunliche Intensität erreichen. Im Zentrum steht die ‚Missa O Magnum Mysterium‘ von Tomás Luis de Victoria; ihr vorgelagert ist die Motette gleichen Namens. Der Satz ist hier dichter, üppiger, auch klanglich flächiger in der Wirkung, gelegentlich soghaft in der Wirkung, ohne jedoch eine spezifisch kontrapunktische Luzidität je in Frage zu stellen. Victoria siedelte erstaunlich klar, im alten Idiom – in einer Zeit, in der andernorts mannigfaltige musikalische Aufbrüche angegangen wurden, auch in der geistlichen Musik. Ein klingendes Juwel ist die Messe gleichwohl.

Leichter Ensembleklang

Das Peñalosa-Ensemble singt hier in – fallweise um eine Gaststimme erweiterter – Vierstimmigkeit, mit der Sopranistin Susan Eitrich, der Altistin Gudrun Köllner, dem Tenor Sebastian Mory und dem Bass Dietrich Wrase. Die Vier pflegen einen leichten, betont harmonischen Ensembleklang. Die Stimmen weisen durchaus registertypische Eigenschaften auf, wirken in ihrer Ausformung dennoch stärker auf einen fein ausbalancierten Zusammenklang bezogen, als es zum Beispiel bei vergleichbaren englischen Ensembles der Fall ist. Ein großer Atem ermöglicht schöne Linien – wie es überhaupt die weiten, ausgreifend gebauten Bögen sind, die für den Vortrag einnehmen und die angesichts der solistischen Besetzung erstaunlich reich substantiiert sind. Dazu kommt eine aktive, die Linien gliedernde und strukturierende Textbehandlung. In Sachen Tempi wird ein frisches Fließen gewährleistet; nirgends ist jener nobel klingende Stillstand zu erleben, den es in diesem Repertoire zum Gelingen unbedingt zu vermeiden gilt. Obwohl das Ensemble beherzt mit seinen klanglichen Möglichkeiten umgeht, sind es doch die der Natur der Besetzung entsprechenden reduzierten Passagen, die Befähigung der Vier zur Zeichnung zartester Gesten hervorhebt. Intoniert wird durchgehend stabil und frei – in heiklem Material keine geringe Leistung angesichts der oft bloß liegenden Faktur der Sätze, ihrer leichten Durchhörbarkeit.

Die klangliche Realisierung ist klar und fein balanciert, mit warmem Abbild der Strukturen. Eine gewisse Einschränkung ist mit Blick auf die pointierte Zeichnung des Bassregisters zu machen, das von den Mikrofonen insgesamt graduell etwas zu wenig geliebt scheint. Doch das ist keine maßgebliche Beanstandung, entspricht die leichte Wirkung auch des tiefen Registers durchaus dem Klangideal des Ensembles. In der Summe eine schöne Gabe zum Silber-Jubiläum des Peñalosa-Ensembles. Das findet für das Leichte, Wehende in der Musik seines Namenspatrons ebenso stimmigen Ausdruck wie für die klanglich dichtere, in dieser Hinsicht vielleicht sogar überwältigende Musik von Tomás Luis de Victoria.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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    Marianische Musik aus Spanien: Fenalosa Ensemble

Label:
Anzahl Medien:
cpo
1
Medium:
EAN:

CD
761203539826


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de Penalosa, Francisco
 - O Domina Sanctissima -
 - Nigra sum -
 - Unica est columba mea -
 - Magnificat de Tono III -
 - Ave Regina caelorum -
 - Magnificat de Tono VIII -
 - Sancta Maria -
Victoria, Tomás Luis de
 - O Magnum Mysterium -
 - Missa O Magnum Mysterium -
 - Missa O Magnum Mysterium -
 - Missa O Magnum Mysterium -
 - Missa O Magnum Mysterium -
 - Missa O Magnum Mysterium -
 - Missa O Magnum Mysterium -
 - Magi viderunt stellam -


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cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


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