
Crossroads - American violin sonatas - Aleksey Semenenko, Artem Belogurov
Stildiversität
Label/Verlag: BIS Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Ein anspruchsvoller, überraschender Blick auf das gegenwärtige nordamerikanische Musikleben.
Obschon die drei hier eingespielten Violinsonaten innerhalb eines Zeitraums von nur 30 Jahren entstanden, ist die stilistische Pluralität nicht nur im jeweiligen Individualstil der Komponisten beachtlich, sondern auch innerhalb der Kompositionen selbst. Schon André Previns Zweite Violinsonate von 2011 (für Anne-Sophie Mutter geschrieben und von ihr uraufgeführt und ersteingespielt) bietet ein Spektrum von reinster nachromantischer Diatonik bis hin zu Polytonalität und jazzigen Elementen. Dem europäischen nachromantischen Ton nähert sich durchgängig Paul Gays Sonate in G von 1984, und die Verbindung ins nichtavantgardistische Zentraleuropa (Gay hat diese Musik als Orchester- und Kammermusikposaunist in reichem Maße praktiziert und sich auch als Komponist in zahlreichen Gattungen einen Namen gemacht) ist kaum einen Moment überhörbar. Tony Schemmer schuf seine Sonate 1981 ursprünglich für Oboe und Klavier und überarbeitete sie erst 2011 für die Uraufführung für Violine; dieses Werk ist zwar gleichfalls weitgehend tonal basiert, aber mit starken Jazz-Anteilen, die in der jetzigen Fassung mit Violine besonders gut realisierbar sind.
Pianist der Uraufführung war Artem Belogurov, ein aus Lettland stammender, in den Niederlanden lebender Pianist mit engen Verbindungen nach Boston, den wir hier im Duo mit dem aus Odessa gebürtigen Geiger Aleksey Semenenko hören, seit Oktober 2021 Professor für Violine an der Folkwang Universität der Künste Essen. Beide Künstler einen ungewöhnliche Biografien und große Neugier auch jenseits ausgetretener Pfade, und ihre stilistische Vielfalt in spieltechnischer Hinsicht wird auf der vorliegenden SACD in vollem Maße benötigt. Und gerade diese Diversität, dieser Reichtum der künstlerischen Ressourcen erfüllt nicht nur die drei einzelnen Werke, sondern vermittelt darüber hinaus eben jene 'crossroads' - stilistische und ästhetische Überkreuzungen -, die zentrales Element der gesamten Produktion sind. Es geht um mehr als nur die eine Perspektive, es geht um Querverbindungen, auch um Abgrenzungen, um den Blick auf mehr als das hier Vorgestellte.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Crossroads - American violin sonatas: Aleksey Semenenko, Artem Belogurov |
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Label: Anzahl Medien: |
BIS Records 1 |
Medium:
EAN: |
CD SACD
7318599925455 |
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Previn, André |
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BIS Records Most record labels begin with a need to fill a niche. When Robert von Bahr founded BIS in 1973, he seems to have found any number of musical niches to fill. The first year's releases included music from the renaissance, Telemann on period instruments, Birgit Nilsson singing Sibelius and works by 29 living composers - Ligeti and Britten as well as Rautavaara and Sallinen - next to Purcell, Mussorgsky and Richard Strauss. A musical chameleon was born, a label that meant different things to different - and usually passionate - devotees. Mehr Info... |
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