
Saint-Saens: Cello Concerto, Symphony No.1 - Astrig Siranossian, Philharmonie Südwestfalen, Nabil Shehata
Hommage an Saint-Saëns
Label/Verlag: Alpha Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Nabil Shehata präsentiert mit der Philharmonie Südwestfalen und Solocellistin Astrig Siranossian bemerkenswerte Interpretation von eine bemerkenswerte Hommage an Saint-Saëns.
Camille Saint-Saëns' Jubiläum zu seinem 100. Todestag sorgt, wie zu erwarten, zu einer Reihe von Neueinspielungen seiner Werke. Ein bemerkenswerter Beitrag ist Nabil Shehatas CD 'Saint-Saëns' mit der Philharmonie Südwestfalen und Solocellistin Astrig Siranossian. Drei ganz unterschiedliche Werke präsentiert Shehata, Saint-Saëns meist gespielte Kompositionen, das Cellokonzert Nr. 1 a-Moll und die 'Bacchanale' aus der Oper 'Samson und Dalila', dazwischen ein wenig bekanntes Jugendwerk, die Symphonie Nr. 1 op. 2, die Saint-Saëns bereits mit 17 Jahren komponierte.
Mit derart interessanten Programmen macht Nabil Shehata seit 2019 Chefdirigent der Philharmonie Südwestfalen von sich reden. Sein Debütalbum beweist, welche musikalische Energie er in diesem Orchester entdeckt. Mit Herzblut, Empathie und leidenschaftlicher Dynamik gespielt, entsteht hier eine beeindruckende Hommage.
Solocellistin Astrig Siranossian stellt nicht ihre eigene Virtuosität in den Vordergrund, sondern musiziert im wunderbaren Dialog mit dem Orchester, vom ersten Augenblick an durchglüht von warmen Klangfarben und abgründigen Tiefen. Ihr Spiel durchzieht die Komposition als hochemotionale Linie, die umtobt von den orchestralen Brandungen immer wieder klar die Führung übernimmt, durch hauchzarte Höhen überrascht, in furiosen Läufen gegen die aufziehenden orchestralen Attacken mit ausgeprägten Nah- und Fernwirkungen ankämpft und Raum für lyrische Melodik schafft.
Fulminanter Klangkosmos
Noch dynamischer mit feierlich heroischem Duktus und lyrischen Motiven entdeckt Shehata in der Symphonie Nr. 1 den jungen leidenschaftlichen hochromantischen Komponisten mit deutlichen Einflüssen von Berlioz und Carl Maria von Weber. Die Markanz der Bläser und Streicher steigert die Philharmonie Südwestfalen zu einem fulminanten Klangkosmos, durchlichtert von lyrischen Momenten, die sich zu gigantischen Gefühlsausbrüchen entwickeln und im feierlichen Rahmen musikalischer Konventionen gezähmt werden. Lieblich, sehr tänzerisch entführt das Marche-Scherzo in die elegante Welt höfischer Genüsslichkeiten, die immer wieder fanfarisch akzentuiert und von den beschwingt markierten Melodien der Streicher und Flöten neckisch überboten werden. Geheimnisvoll vibrierend präsentiert die Philharmonie Südwestfalen das Adagio als lyrisches Sehnen und wagt im vierten Satz ein feierlich fulminantes Finale.
So exotisch wie Saint seine 'Bacchanale' komponiert, so eskapistisch orientalisch präsentiert sie der deutsch-ägyptische Dirigent als klangliches Feuerwerk zwischen Okzident und Orient, zwischen kämpferischen Auseinandersetzungen und dionysischem Festlichkeiten. Ferne Kastagnetten-Akzente suggerieren nicht nur kämpferischen Drive, sondern eilen in neue Tonwelten, die im markanten Rhythmus der Streicher und Schlagwerke immer wuchtiger werden und durch die Flöten und Trommeln abrupt in den Orient entführen. Wie im Galopp eilt die Partitur von einer Exotik zur anderen, in der, ganz unvermutet, langsamer Walzer Raum anklingt, den orientalische Staccatos attackieren, wobei sich unter dem leidenschaftlichen Dirigat Shehatas ein Kulturkampf entwickelt, den im Finale das Abendland für sich entscheidet. Mit diesen drei Interpretationen bietet diese CD ein wunderbaren Einstieg in die musikalische Welt von Saint-Saëns.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Saint-Saens: Cello Concerto, Symphony No.1: Astrig Siranossian, Philharmonie Südwestfalen, Nabil Shehata |
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Label: Anzahl Medien: |
Alpha Classics 1 |
Medium:
EAN: |
CD
3760014197642 |
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Saint-Saens, Camille |
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Alpha Classics "Haute-Couture-Label", "Orchidee im Brachland der Klassikbranche" oder schlicht "Wunder", das sind die Titel mit denen das französische Label ALPHA von der Fachpresse hierzulande bedacht wird. In der Tat ist die Erfolgsgeschichte des Labels ein kleines Wunder. Honoriert wurde hiermit die Pionierlust und Entdeckerfreude des Gründers Jean-Paul Combet und die außerordentliche Qualität seiner Künstler und Ensembles (z.B. Vincent Dumestre, Marco Beasley, Christina Pluhar u.v.a.), aber auch die auffallend schöne, geschmackvolle Präsentation der Serie "ut pictura musica" mit ihren inzwischen mehr als 200 Titeln. Das schwarze Front-Layout und die Grundierung mit venezianischem Papier im Innern sind mittlerweile genauso zum Markenzeichen geworden wie die ausgesprochen stimmungsvollen Fotografien der Aufnahmesitzungen durch den Fotografen Robin Davies. Das Programm umfasst die Zeitspanne von der mittelalterlichen Notre Dame-Schule bis hin zur klassischen Moderne, doch ist nach wie vor ein deutlicher Schwerpunkt auf Alte Musik zu erkennen. Innerhalb des Labels möchte die zweite, auch "Weiße Reihe" genannte, Serie "Les Chants de la terre" die ältesten Quellen musikalischen Ausdrucks erkunden. Mit Virtuosität und Spielfreude widmet man sich hier dem Beziehungsfeld von schriftlich überlieferten und mündlich weitergegebenen Musiktraditionen, um alte Melodien zu neuem Leben zu erwecken. Trotz akribischer musikwissenschaftlicher Recherche geht es hier nicht um eindimensionale, akademisch trockene Werktreue, sondern um lebendigen Umgang mit altem Material. Mehr Info... |
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