
Among whirlwinds - Singer Pur
Weibliche Perspektiven
Label/Verlag: OehmsClassics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Ein veritables künstlerisches Lebenszeichen von Singer Pur, mit etlichen starken weiblichen komponierenden Stimmen, die das Programm üppig mit Qualität aufladen. Eine fein programmierte und gesungene Platte.
‚Among Whirlwinds‘ – so ist die aktuelle Platte des Vokalensembles Singer Pur betitelt, die ein Programm ausschließlich mit Kompositionen weiblicher Hand beinhaltet und bei Oehms Classics erschienen ist. Es sind Namen vertreten von Frauen, die in der Retrospektive die festgefügte komponierende Männerwelt verschiedener Zeiten und Orte durcheinandergewirbelt haben könnten, von Hildegard von Bingen bis zu Fanny Hensel oder Clara Schumann, die in der Regel gegen zahlreiche Widerstände das wurden, was sie waren und auch dann noch vielfältig zurückgesetzt und mit äußeren Limitierungen versehen blieben.
Mit Vittoria Aleotti, Maddalena Casulana und Cesarina Ricci de Tingoli bilden drei Italienerinnen im Programm einen kleinen ‚Block‘, deren Arbeiten um 1600 in Venedig im Umfeld großer männlicher Namen gedruckt und geschätzt wurden.
Dazu kommen Stimmen der Gegenwart, von Joanne Metcalf, die so etwas wie eine künstlerische Wegbegleiterin des Ensembles ist, über Jessica Horsley, Lauren Buscemi und Stanislava Stoytcheva bis zur jungen Isländerin Anna S. Dorvaldsdóttir. Das sind Werke, die im Bereich der prononcierten, gleichwohl stimmliebenden, mit Freude und Gewinn anzuhörenden Moderne siedeln. Stellvertretend mag ein Zitat von Joanne Metcalf stehen: ‚Komponieren beginnt und endet für mich mit der Schönheit der menschlichen Stimme. Auch wenn ich für Instrumente schreibe, ist es immer mein Ziel, die Musik mit Leben und Atem zu füllen, die ihren Ursprung im Klang der Stimme.‘ Folglich ist ihre wie auch die Musik der anderen Frauen überaus sanglich, dabei Wirbelwinde ganz unterschiedlichen Ausmaßes, ganz verschiedener Ausprägung heraufbeschwörend. Jedenfalls bieten die Sätze in harmonischer Aufweitung und expressiver Varianz attraktives ‚Stimmfutter‘ für Singer Pur.
Natürlicher Ensembleklang
Nach einigen Wechseln in den vergangenen Jahren – Christian Meister hat im Tenor Klaus Wenk ersetzt, Jakob Steiner im Bariton Reiner Schneider-Waterberg – hat sich doch das Gepräge des Ensembles kaum verändert: Das spricht einerseits für die Qualitäten der ‚Neuen‘, verdankt sich andererseits auch dem prägnant klingenden Rahmen der Sopranistin Claudia Reinhard und des Basses Marcus Schmidl. Die Formation hat sich im Lauf ihrer Entwicklung die Anmutung großer Natürlichkeit in ihrem Ensembleklang bewahrt und spielt diese Qualität, die auch Komplexes leicht verständlich und Avanciertes ästhetisch zugänglich sein lässt, in diesem stilistisch vielgestaltigen Programm selbstbewusst aus. Bei den frühbarocken Italienerinnen agieren die Vokalisten in beweglichen Madrigalismen, auch expressiv fein. Anderswo werden wunderbare Linien ausgespannt, innig und warm zum Beispiel in Ilse Webers ‚Wiegala‘, das jeden anrührt, der ein Herz hat. Die Tempi sind insgesamt variabel gehalten, entschiedene Gesten eingeschlossen. Auch in dynamischer Hinsicht ist jede Entscheidung von sängerischer Ambition und künstlerisch-gestalterischer Substanz getragen. Die Sechs intonieren ohne Makel, herausragendes Beispiel ist in dieser Hinsicht vielleicht das Stück ‚Enttäuschung‘ von Lauren Buscemi auf einen Text von Frank Wedekind, das ebenso rau wie harmonisch ambitioniert in dieser Disziplin das Maximum fordert. Technisch wird das Geschehen in einem echten Ensembleklang abgebildet, harmonisch und balanciert in der Wirkung, natürlich zudem und komplett auf das sängerische Zusammenwirken des Sextetts hin orientiert.
Ein veritables künstlerisches Lebenszeichen von Singer Pur, mit etlichen starken weiblichen komponierenden Stimmen, die das Programm üppig mit Qualität aufladen. Eine fein programmierte und gesungene Platte.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Among whirlwinds: Singer Pur |
|||
Label: Anzahl Medien: |
OehmsClassics 1 |
Medium:
EAN: |
CD
4260330917232 |
![]() Cover vergössern |
OehmsClassics Ein erfülltes Leben ist ohne Musik kaum denkbar. Musik spiegelt unsere Wahrnehmung der Umwelt und die Realität heutiger wie vergangener Zeiten. Gute Musik ist immer neu, immer frisch, immer wieder entdeckenswert. Deshalb bin ich überzeugt: Es gibt nicht -die- eine, definitive, beste Interpretation der großen Werke der Musikgeschichte. Und genau das macht klassische Musik so spannend: Jede Musikergenerationen experimentiert, entdeckt neue Blickwinkel, setzt unterschiedliche Schwerpunkte - derselbe Notentext wird immer wieder von anderen Strömungen belebt. Deshalb ist ein Musikstück, egal aus welchem Jahrhundert, auch immer Neue Musik. OehmsClassics hat es sich zur Aufgabe gemacht, am Entdecken der neuen Seiten der klassischen Musik mitzuwirken. Unser Respekt vor den künstlerischen Leistungen der legendären Interpreten ist gewiss. Unser Ziel als junges CD-Label sehen wir jedoch darin, den interpretatorischen Stil der Gegenwart zu dokumentieren. Junge Künstler am Anfang einer internationalen Karriere und etablierte Künstler, die neue Blickwinkel in die Interpretationsgeschichte einbringen - sie unterstützen wir ganz besonders und geben ihnen ein Forum, um auf dem Tonträgermarkt präsent zu sein. Sie, liebe Musikhörer, bekommen damit die Gelegenheit, heute die Musikaufführung zu Hause nachzuvollziehen, die Sie gestern erst im Konzertsaal oder Opernhaus gehört haben. Wir laden Sie ein, gemeinsam mit uns die neuen Seiten der klassischen Musik zu erleben!
Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag OehmsClassics:
-
Zeitgenossen der Vergangenheit: Höchst selten gespieltes Repertoire, im Falle von Paul Arma sogar eine Ersteinspielung – so richtig überzeugen können die drei hier versammelten Violinsonaten jedoch nicht. Weiter...
(Dr. Michael Loos, )
-
Leidenschaftlich und souverän: Dmitrij Kitajenko und das Gürzenich-Orchester präsentieren einen leidenschaftlich vorgetragenen Tschaikowsky, allerdings mit bekanntem Standard-Repertoire. Weiter...
(Dr. Michael Loos, )
-
Orgelsinfonik: Hansjörg Albrecht gelingt die fabelhaft bildkräftige Deutung einer substanziell zutreffenden Orgeltranskription der ersten Bruckner-Sinfonie. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Matthias Lange:
-
Mit Ambition: Rudolf Lutz und seine Ensembles der St. Gallener Bach-Stiftung sind hier mit besonderen Schmuckstücken zwischen weltlicher und geistlicher Sphäre zu hören: Inspiriert und in Hochform. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
Betrachtungen am Grab: Michael Alexander Willens und die Kölner Akademie reihen sich vernehmlich in die Riege der aktuellen Heinichen-Exegeten ein. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
Sonatenschatz: Matthias Weckmann wird hier von Roland Wilson und seiner Musica Fiata als hochklassiger Instrumentalkomponist vorgestellt. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Neue Facetten aus Schweden: Leider ist das Engagement für Hugo Alfvén in nicht optimaler Weise kanalisiert. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Alt-neu konzipiert: Markus Schäfer und Zvi Meniker kehren zu Franz Schuberts ursprünglichen Liedopera-Konzepten zurück. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Schonungslos offen: Ning Feng mit einem großen Bach-Wurf. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
Portrait

Das Klavierduo Silver-Garburg über Leben und Konzertieren im Hier und Heute und eine neue CD mit Werken von Johannes Brahms
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich